Kapitel 3

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Die Sonne war bereits am Untergehen, der Horizont war in einem wunderschönen Rotton gefärbt und die Wolken zogen langsam vorbei. Ein lautes Quietschen einer Holztür ertönte, als Avon mit Schwung seine Haustür öffnete und aus seiner Hütte hinausstürmte. Er rannte, so schnell seine Beine ihn tragen konnten, durch das kleine Dorf zum Haus des Hühnerhüters.

Auf gar keinen Fall wollte er zu spät zur Dorfvollversammlung kommen. Frau Hilda Cook würde auch da sein und wenn es etwas gab, das er unter allen Umständen meiden wollte, war es von ihr ausgeschimpft zu werden. Als er das kleine Backsteinhaus erreichte, wartete Erin schon auf ihn und winkte ihm lächelnd entgegen. Am Haus angekommen, stemmte er die Hände in die Hüften und schnappte gierig nach Luft. Sein Hemd klebte unangenehm am Körper.

,,Danke fürs Warten, Erin."

,,Ach, kein Ding. Ich weiß ja, dass du mit meiner Großmutter auf keinen grünen Zweig kommst." Avon rollte die Augen und stöhnte genervt.

,,Es ist nicht meine Schuld! Ich habe mehrmals versucht mit ihr zu reden, aber sie ist so verbittert. Sie hasst mich!"

Erin lachte herzhaft. ,,Mach dir nichts draus, Avon! Mein Großmutter Hilda hasst so ziemlich jeden, außer meinen Vater, mich und ihre Katze Pudding. Was denkst du was der Grund war, dass sie den offiziellen Titel der Dorfältesten abgelehnt hat?"

Avon knirschte mit den Zähnen und lehnte sich gegen die kalte Backsteinwand, um sich abzukühlen. ,,Sie meinte, dass sie sehr wohl weiß, dass alt ist und nicht noch eine offizielle Bezeichnung dafür braucht."

Erin lachte erneut auf, wobei sich einige blonde Strähnen aus ihrem Pferdeschwanz lösten und in ihr Gesicht fielen.

,,Das stimmt, aber einer der Hauptgründe, weshalb sie das Ganze abgelehnt hat, war, dass sie keine Lust hatte, dass das halbe Dorf zu ihr rennt und sie über ihre Lebenserfahrungen ausfragt. Meine Großmutter bevorzugt es, in Ruhe gelassen zu werden."

Avon lachte halbherzig und drückte sich von der Hauswand ab. Er konnte nicht verstehen, wie Erin und ihr Vater so nett sein konnten, wenn sie so eine Hexe in der Familie hatten.

Nachdem sich das Mädchen von ihrem Lachen erholt hatte, klopfte sie Avon auf die Schulter und zeigte auf den Eingang ihres Hauses.

Als beide eintraten, begann Erins Pferdeschwanz erneut hin und her zu dopsen. Avon vernahm sofort den Geruch von Hühnern und Heu. Der Holzboden knarrte bei jedem Schritt und einige kleine Wachskerzen, die sich in braune Wandkerzenhalterungen befanden, leuchteten den Weg. Als sich die zwei Freunde dem Versammlungsraum näherten und die Lautstärke von Stimmengewirr lauter wurde, bemühte sich Avon, so gut wie möglich, sich hinter dem Rücken seiner Freundin zu verstecken. Er hatte die Hoffnung, dass Hilda Cook ihn nicht sehen würde, doch dies gelang nicht wirklich, da Erin ein gutes Stück kleiner war als er.

Als Erin und Avon den Versammlungsraum fast erreicht hatten und nur noch um die Ecke gehen mussten, blieb Avon abrupt stehen und griff noch einmal das vorherige Thema auf.

,,Du verstehst nicht, Erin. Mich hasst deine Großmutter ganz besonders. Kannst du dich an letzten Monat erinnern, als sie der Auffassung war, dass wir ein Paar sind? Sie hat mich, als ich auf dem Feld war, abgefangen und mir gedroht, dass wenn ich dir das Herz breche, sie mir sämtliche Knochen brechen wird!"

Erin blieb jetzt ebenfalls stehen, drehte ihren Kopf um und kicherte. ,,Das werde ich nie vergessen. Du warst so fertig danach! Du warst die darauffolgenden Wochen so komisch in meiner Nähe."

,,Natürlich war ich fertig! Sie glaubt immer noch, dass wir ein Paar sind. Außerdem ist ihr Gehstock zehn mal gefährlicher als alle Blitzpfeile in ganz Specilla. Ich habe gehört, dass sie früher, als sie noch in der königlichen Küche gearbeitet hat, einem Jungen mit dem Ding vier Finger gebrochen hat!"

Das Feuer des BlitzesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt