Kapitel 5

6 0 0
                                    

Avon blickte perplex auf die alte Frau, die ihre alten Hände auf den hölzernen Gehstock gelegt hatte. Vorsichtig trat er in sein Haus, während der Holzboden bei jedem seiner Schritte knarrte.

,,Woher wisst ihr-"

,,Thomas, mein Enkel. Erin, sei bitte so nett und schließe die Tür hinter dir."

Erin gehorchte ihrer Großmutter aufs Wort, doch bevor sie die Tür schloss, observiere sie skeptisch die Umgebung, dass ihnen auch ja niemand gefolgt war. Avon setzte sich auf sein Bett und Erin platzierte sich neben Hilda auf dem anderen braunen Holzstuhl.

Die alte Frau seufzte tief und blickte Avon mit ihren braunen Augen an: ,,Mein Enkel, Erins Bruder, Thomas, war ein Soldat der königlichen Armee. Er war freundlich, großzügig, mutig und stark. Abgesehen davon war er auch ein sehr gut aussehender Mann – das hat er von meiner Seite der Familie geerbt." Erin rollte ihre Augen und blickte ihre Großmutter schief von der Seite an: ,,Großmutter, bitte schweife nicht vom Thema ab."

Hilda lachte kurz auf und fuhr fort: ,,Er war auf einem guten Weg Feldmarschall zu werden, doch leider kam alles anders. Kurz bevor Benji den Thron an sich riss und das ganze Königreich in Schutt und Asche versetzte, musste er auf Prinzessin Lyria achten, da ihre Zofe, Erika, erkrankt war. Die königliche Familie vetrauten ihm sehr."

Avon richtete sich auf: ,,Hatte er keine Probleme damit? Er musste ja sozusagen den ,,Babysitter" für ein 16-jähriges Mädchen spielen."

Hilda schlug mit Wucht ihren Gehstock auf: ,,Wer erzählt hier die Geschichte? Du oder ich? Lass mich gefälligst ausreden."

Avon zeigte warnend mit seinem Zeigefinger auf den Holzboden: ,,Ich lasse dich weiter reden , wenn du mir kein Loch in meinen Holzboden machst!"

,,Jaja", sagte die alte Dame und winkte desinteressiert ab, ,,sei nicht so empfindlich, Bursche. Du gehst sowieso bald fort, also ist der Zustand dieses Bodens nebensächlich."

,,Ich gehe was?!"

,,Lass mich jetzt verdammt nochmal ausreden, Fischkopf! Wie ich bereits sagte, Thomas war freundlich, loyal und stark. Es war für ihn eine Selbstverständlichkeit auf die zukünftige Königin von Specilla zu achten." Erneut seufzte sie.

,,Allerdings war die Kleine ein kleiner Wirbelwind und alles andere als kooperativ. Um ehrlich zu sein, kann ich es ihr auch nicht verübeln. Prinzessin Lyria galt damals als das schönste Mädchen im ganzen Land. Goldenes Haar, einen makellosen Teint... sie war einfach wie eine Figur aus einem Märchen. Viele Männer haben ihr den Hof gemacht, doch sie wollte nie etwas davon wissen und dann lastet auch noch von Kindesbeinen an die Verantwortung eines ganzen Landes auf ihren Schultern! Erika war anscheinend die Einzige, die sich Lyria zu 100 Prozent anvertraute, deshalb war es ihr so wider, dass Thomas vorübergehend sie ersetzen würde. Die ersten zwei Tage, an denen mein Enkel seiner neuen Pflicht nachging, waren alles andere als ruhig und unbeschwert. Die Prinzessin glitt ihm immer wieder davon, genau wie Wasser immer aus unseren Finger sickert. Demnach musste er sie ständig im großen Schloss suchen. Nach diesen zwei Tagen brachte er aber in Erfahrung, dass Lyria sich bei dem königlichen Fluppzüchter aufhielt und die kleinen Tierchen dort pflegte. Anstatt mit ihr zu schimpfen, beugte sich Thomas zu ihr und redete mit ihr: Über ihr Lieblingstier, ihre Interessen, ihre Träume...er behandelte sie wie ein ganz normales Mädchen. So gewann er nach einiger Zeit ihr Vertrauen bis Erika wieder gesund wurde und er wieder seinem wahren Dienst nachgehen konnte.

Der Grund weshalb ich diese Geschichte erzähle, liegt daran, dass ich gestern im Kerzenlicht, während unserer Dorfvollversammlung erkennen konnte, dass deine Kleidung ungewöhnlich glänzte. Thomas hatte immer denselben Glanz an seiner Uniform, wenn er mit der Prinzessin Zeit bei den Flupps verbrachte. Erin konnte dieses kleine Detail auch sofort erkennen. Dieses Glänzen liegt an den feinen Flupphärchen, die sich an deine Kleidung befestigt haben.

Das Feuer des BlitzesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt