Kapitel 4

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Die ersten goldenen Sonnenstrahlen schienen durch das Fenster und weckten Avon aus einem Tiefschlaf. Müde rieb er sich den Schlafsand aus den Augen, fuhr seine linke Hand durch die seine zerzausten braunen Haare und sah auf den Wecker, der eindeutig bessere Tage gesehen hatte: Das Glas war zersprungen und einige Zahlen waren fast komplett verblasst.

Es war zwanzig nach vier.

Avon richtete sich auf und streckte sich, wobei er versehentlich seine Hand an die Decke anschlug und mit schmerzverzerrten Gesicht sie wieder zurückzog. Langsam stieg er aus dem Holzbett, um drei Äpfel für Berry zu schälen.

Das Flupp lag am Ende des Bettes und sah Avon beim Schälen der Äpfel zu, während es gähnte und danach langsam anfing sein haselnussfarbenes Fell zu putzen.

,,Guten Morgen, Berry. An diese frühen Uhrzeiten musst du dich leider gewöhnen, ich muss nämlich immer so früh aufstehen. Die Arbeit erledigt sich nämlich nicht von selbst – auch wenn das mir ganz recht wäre", lachte Avon.

Er nahm eine braune Schale, die bereits einen Sprung hatte, aus dem kleinen Schrank neben dem Fenster und legte die Apfelscheiben hinein. Berry stand langsam auf und streckte ihren langen, dünnen Körper. Genüsslich schnupperte sie die Luft.

Avon legte die Schale vor ihr auf den Boden und nahm sich einen grünen Apfel aus dem Korb am Waschbecken, in den er genüsslich hinein biss. Die Vögel fingen an ihre Lieder zu singen und die ersten Dorfbewohner liefen aus ihren Häusern. Es schien wieder ein wunderschöner, heißer Sommertag zu werden.

Plötzlich aber stieß jemand einen schrillen Schrei aus. Berry zuckte zusammen und Avon legte den Apfel augenblicklich auf die Holztheke ab. Ohne zu zögern rannte er zur Tür, während er seine Stiefel schnappte und hektisch anzog.

,,Berry, du bleibst hier!"

Als Avon vor die Tür trat, gefror das Blut in seinen Adern. Er konnte drei Pferde sehen, auf denen drei Soldaten in schwarzen Rüstungen saßen. Einer der Soldaten hielt die royale Flagge in seiner rechten Hand, die Benjis Wappen abbildete: Ein goldener Löwe, der die Zähne fletschte, mit zwei überkreuzten Schwertern. Avon hielt sich die Hand an die Stirn und versuchte sich zu erklären, was diese Soldaten in seinem Dorf zu suchen hatten.

Warum waren sie hier? Wissen sie, dass Berry bei mir ist? Oder hat jemand nicht die Steuern bezahlen können? Das hat definitiv nichts Gutes zu bedeuten.

Seine Gedanken schwirrten und es kam ihm so vor, als ob sich alles drehte. Einer der Soldaten stieg von seinem Pferd ab und lief mit schweren Schritten auf Avon zu. Er packte ihn mit beiden Händen am Kragen: ,,Bist du John Crow?". Avon packte die kalten Hände des Soldaten und versuchte sie mit aller Kraft wegzuziehen, allerdings ohne Erfolg. Der Soldat trug eine Ganzkörperrüstung und einen langen blauen Umhang. Das Metall war eiskalt und glänzte im Sonnenlicht.

,,Lass deine hässlichen Griffel von mir weg, Bauerntölpel! Antworte!"

Es brachte nichts. Der Soldat hatte ihn zu fest gepackt.

Angewidert und voller Hass blicke Avon den Soldaten an. Er konnte sein Gesicht nicht erkennen, da ein schwarzer, metallener Helm diesen verdeckte.

,,Tut mir leid, was war die Frage nochmal? Sie nuscheln leider zu sehr unter diesem Helm", sagte Avon spöttisch.

Der Griff des Soldaten wurde fester: ,,Du hast mich schon verstanden, du Kröte!". Seine Stimme war tief und hallte wider unter der Rüstung.

Avons Wut stieg bis ins Unermessliche. Trotzig gab er zur Antwort: ,,Nein, ich bin nicht John Crow."

Das Feuer des BlitzesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt