Angestrengt lausche ich in die Stille. Bis auf mein Herzklopfen höre ich kein verdächtiges Geräusch, dass mir die Position von unserem Eindringling verraten könnte. Also taste ich mich langsam zur Treppe vor, um mich leise hinunter zu schleichen. Währenddessen lasse ich meinen Blick durch unser Treppenhaus gleiten. Meine Augen bleiben bei einem besonderen Bilderrahmen hängen. Das Bild, dass mir meine Patentante vor einigen Jahren geschenkt hat, scheint leer zu sein. Seltsam. Ich hätte schwören können, dass ich gestern Abend den alten Mann mit seinem komischen Hut noch gesehen habe. Und jetzt soll er einfach verschwunden sein? Das ist nicht möglich! Ich vermute, wir haben es doch mit einem Einbrecher zu tun.
Vielleicht hat er unser Bild gegen seines getauscht? Was soll ich jetzt machen? Tonks von meinem Handy aus anrufen und ihr sagen was passiert ist? Oder lieber doch die Polizei verständigen und hoffen dass sie ihn festnehmen würden? Nach langem Überlegen entscheide ich mich, der Sache selbst auf den Grund zu gehen.Gerade als ich die letzte Stufe erreiche, breitet sich eine eisige Kälte um mich herum aus.
Wie ein Seil umwickelt sie jedes meiner Glieder. Erschrocken versuche ich mich mit aller Kraft aus ihrer Schlinge zu befreien, doch ich verheddere mich nur in den unsichtbaren Seilen und falle schmerzhaft auf meine Knie.
Mein Herz pocht rastlos in meiner Brust. Was passiert hier?
Es ist noch Sommer.
Laut Wetterbericht soll es heute 28 C° haben. Nur wo kommt diese verdammte Kälte her?
Apropos, was ist mit Standley? Bestimmt friert er. Nicht, dass er.....Oh, Nein! Er darf ich nicht......! Nicht hier. Und schon gar nicht wegen eines Kälteschocks an meinem Geburtstag!„Stand-ley!", versuche ich mit aller Kraft zu rufen, doch vor meinem Mund bildet sich nur eine kleine Wolke und aus meiner Kehle kommt ein raues Geräusch. Keine Reaktion. Verdammt. Ich muss mich irgendwie von diesen Fesseln befreien.
„M...mir is...ss....st so k....k..kkalt, S-am. I...i...ich brau-che dei-ne Ku...schel-de-cke!", höre seine schwache Stimme. Erleichtert, dass er noch am Leben ist, atme ich aus.
„Halte durch! Nicht einschlafen! Hörst du? Bleib wach", fordere ich ihn auf und drehe meinen Kopf, trotz des stechenden Schmerzes an meiner Schläfe, in seine Richtung. Völlig schlaff liegt er auf meiner Schulter. Seine winzigen Pfötchen zucken taktlos vor sich hin.
Bei seinem Anblick spüre ich wie mein Herz in tausend Splitter zerspringt.
Erneut fühle ich wie sich meine Tränen ansammeln.„Stan.. dley? Bitte bleibe wach!", flehe ich ihn unter Tränen an und schluchze mir beinahe die Seele vom Leib. Ich muss ihm helfen! Nur wie? Mit tauben Fingern stupse ich ihn an, doch er gibt einfach nach und rutscht mir fast von der Schulter. Schnell nehme ich ihn in meine Hände und versuche ihm warme Luft zu zuhauchen.
„Duuu.. dar-st ni-cht ster-ben!", kommt es mir über die Lippen. Wobei meine Tränen ununterbrochen auf den Boden tropfen.
Während ich weiter um Standleys Überleben kämpfe, höre ich den schrecklichsten Lacher, denn ich je in meinem Leben gehört habe.
Da.....das muss der Einbrecher sein. Schnell blicke ich auf, um zu sehen von wo diese Laute kommen. Jedoch verschleiert ein unnatürlicher dicker Nebel mir die Sicht. Mein Herz beginnt zu rasen. Wo kommt der auf einmal her? Oder bilde ich mir das alles nur ein?
Wie eine riesige Decke legt er sich auf mich. Panisch versuche ich mich von den Klauen der eisigen Luft zu befreien.
Schon wieder höre ich das bescheuerte Lachen. Warum lacht er? Warum kommt er nicht einfach aus diesem Nebel heraus und zeigt sich? Stattdessen fesselt er mich auf eine unerklärliche Art und Weise und friert mein Haus ein.Ehe ich mich weiter über seine Schamlosigkeit aufregen kann, beginnt der Nebel sich langsam zu lichten. Nun....sehe ich Etwas, das ich lieber nicht gesehen hätte. Vor meinen Augen steht eine schwarze dürre Gestalt, deren Körper von einem löchrigen Mantel umhüllt ist. Das Gesicht ist von einer ausladenden Kapuze verdeckt, nur zwei gelbe schlitzförmige Augen funkeln mich seltsam an. Das ist kein Mensch, sondern ein kaltblütiges Monster. Dieses Mal muss ich Standleys Instinkt recht geben. Was soll ich nur machen? Davon laufen geht nicht. Schreien kann ich unter diesen Umständen auch vergessen. Mir fällt einfach nichts Brauchbares ein.
„Ich muss sagen, du bist die Erste, die ich vom ersten Augenblick an amüsant finde.", krächzt er mir mit einer solchen Freude entgegen, so dass ich langsam zu kochen beginnt. „Hast du ernsthaft geglaubt, dich von meinen Ketten befreien zu können?", ertönt die seltsam klingende Stimme in meinem Unterbewusstsein.
‚Klar habe ich das, du Knochengerüst. Irgendwie erinnerst du mich an einem alten Freund dem Sensenmann. Siehst ihm sehr ähnlich. Nur deine Augen passen nicht in seine Beschreibung. Wenn du verstehst was ich meine', hole ich in meinen Gedanken zum Schlag aus. Zum Glück kann der Typ sie nicht hören.
Etwas kaltes, falls das noch möglich ist, legt sich auf mein Gesicht. Wie in Zeitlupe spüre ich seine dürren Fingern auf meiner linken Wange auf und ab kreisen. Was hat er nur vor? Nur sehr schwach, bekomme ich mit wie mein Körper zittert. Worauf wartet er? Wenn er mich töten will, dann soll er es jetzt machen!
„L...os tun S ... Sie es! ", presse ich unter einigen Anstrengungen heraus. Wundervoll. Wie es aussieht, ist meine Stimme gerade dabei, noch vor meinem endgültigen Ende abzuhauen.
„Oh, nein, meine liebste kleine Wächterin!"Wächterin? Was soll das nun schon wieder heißen?
„So schnell kommst du mir nicht davon.
Aber diese hier, müssen gehen!", flüstert der Knochenmann so leise dass ich Mühe habe, ihn zu verstehen. Wovon redet er? Irritiert folgt mein Blick seiner Hand, mit der er stumm in eine Richtung zeigt. Bis auf ein paar Umrisse kann ich rein gar nichts erkennen. Meine Augen weiten sich, als ich ein leises Wimmern höre. Nur eine bestimmte Person gibt solche Töne von sich. Aber das ist nicht möglich! Wo kommt sie her?
„Sarah?!", rufe ich trotz meiner leidenden Stimme ihren Namen laut aus, bekomme jedoch keine Antwort. Was macht sie hier? Gerade als ich einen weiteren Versuch unternehmen möchte um mich loszureißen, dringt ein schriller Schrei in meine Ohren. Was ist mit ihr passiert? Hat dieses verdammte Schwein sie etwa umgebracht?!„Na? Wie ich sehe, hast du deine kleine Freundin längst wiedererkannt. Schade nur, dass ihr euch nie wieder sehen werdet", höhnt er verächtlich in meine Richtung. Am liebsten hätte ich ihm jetzt eine gescheuert.
„Die Po... poli..."
„Ach, ja richtig. Die Polizei. Tja. Bis die kommen, sind deine kleinen Freunde... längst tot. Und du, du meine Liebste, bist auf dem Weg ihnen zu Folgen", legt der Knochenmann seine verdeckten Karten auf den Tisch. Was meint er mit meine kleinen Freunde? Sind etwa Tonks und Willbow auch da? Wo ist Standley? Gerade habe ich ihn noch in meinen Händen gehalten. Verdammt. Wenn mir jetzt nichts einfällt, wie ich diesem Wahnsinn stoppen kann, werde ich alles verlieren.Erneut dringen Schreie in mein Unterbewusstsein ein. Panisch blicke ich mich um. Nein. Nicht auch noch Willbow und Tonks.
„Nein! Neeeiiin! Hören Sie auf! Bitte, ich tu alles! Wirklich alles was Sie von mir verlangen! Aber bitte, lassen Sie meine Freunde in Ruhe. Bitte.", schreie ich meinem Gegenüber mit erstickter Stimme an. Langsam sacke ich zusammen.
„Wirklich alles?", dröhnt die grausame Stimme des Knochenmannes zu mir hindurch.„Alles", keuche ich angestrengt. Meine zittrigen Hände balle ich zu einer halben Faust. Das darf alles nicht wahr sein. Wieso sind sie alle hier?
Meine Schläfen pochen, als hätte mir jemand etwas Schweres auf den Kopf geworfen.
Ohne dass ich irgendetwas dagegen ausrichten kann, knallt mein Körper zu Boden. Völlig schutzlos liege ich vor den Füßen meines Peinigers.
Selbst das Atmen fällt mir immer schwerer. Langsam fallen mir die Augen zu. Ich muss ihnen irgendwie helfen! Sie... sie brauchen mich. Mit letzter Kraft versuche ich wieder auf die Beine zu kommen. Leider vergeblich. Ein riesiges schwarzes Loch öffnet sich vor mir und zerrt mich in die Tiefe.Ccccc
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Die Bezwingerin des Todes [Severus Snapes Tochter FF]
FanfictionSeit der Rückkehr des dunklen Lords, tauchen in den Londoner Straßen unzählige Vermisstenanzeigen auf. Nur wenige Tage später werden die Leichen der Opfern in der Nähe eines verlassenen Friedhofs entdeckt. So fordert der neue Zaubereiminister (...