Draco PoV
Ein lautes taktloses Klopfen lässt mich aufschrecken. Wer um alles in der Welt würde es wagen, einem Malfoy so aus dem Schlaf zu reißen?
„Dracilein?!" Oh Mann. Meine komplett durchgeknallte Tante steht vor der Tür. Das erklärt so einiges. Resigniert fahre ich mir mit der linken Hand durch mein Haar. So genervt wie jetzt bin ich schon lange nicht mehr gewesen. Hat Vater ihr nichts von meinen Schlafangewohnheiten erzählt? So wie ich ihn kenne, hat er es nicht getan. Typisch für ihn.„Draco? Bist du wach? Ich habe sehr guuuuteee Neuigkeiten für dich, mein kleines Neffchen.", höre ich ihre unheimlich freundliche Stimme durch die verschlossene Tür eindringen. Ich bin mir sicher, schlimmer als jetzt kann der Tag nicht mehr werden. Das Klicken des Türknaufs verrät mir, dass meine Tante gerade dabei ist mein Zimmer zu betreten. Jedes Mal wenn ich sie sehe, habe ich das Gefühl dass ich mich übergeben muss. Keine Ahnung wieso. Vielleicht liegt es an ihrer Art wie sie sich gibt. Ich kann nicht glauben dass ich bald einer von denen bin. Klar bin ich stolz auf meine Herkunft. Aber dass heißt noch lange nicht, dass ich unbedingt töten will.
„ Guten Morgen!" , flötet sie mit ihrer schrillen Stimme in meine Richtung.
Langsam kommt sie auf mich zu. Ihre dunklen Augen fixieren mich mit einem seltsamen Schimmer.Die führt doch irgendetwas im Schilde. Das oberste Gebot eines Malfoys ist, sich niemals von Seinem Gegenüber um den Finger wickeln zu lassen!
„Gleichfalls, Bellatrix!", kommt es mir widerwillig über die Lippen. Was will sie von mir?
„Dracilein! Für dich bin ich noch immer Tante Bella! Nicht Bellatrix, verstanden?! Außerdem will ich mit dir über deine Zukunft sprechen", überrumpelt sie mich. Völlig aus dem Wind starre ich sie an. Bitte was will sie? Meine Zukunft gehört nur mir! Ich brauche keine Tipps von meinen Verwandten. Schon gar nicht von ihr. Etwas warmes legt sich auf mein Kinn. Ein sanfter Ruck bringt mich dazu, aufzuschauen.„Worüber genau, Tante?", würge ich betont höflich hervor, damit sie mich in Ruhe lässt.
Ein übertriebenes Lächeln zeichnet sich auf ihr Gesicht ab.
„Über deine zukünftige Frau. Immerhin wollen deine Eltern und ich dass du in guten Händen bist."Was? Will sie mich jetzt auf den Arm nehmen? Die muss wohl endgültig ihren Verstand verloren. Es ist mein Leben! Und da braucht sich keiner einzumischen! So richte ich mich auf.
„Halt! Erstens ist noch keine Frau in Sicht, mit der ich mein ganzes Leben verbringen möchte. Und zweitens braucht ihr euch nicht immer in meine Angelegenheiten einmischen! Immerhin ist es mein Leben", werfe ich energisch ein. Mein kalter Blick bohrt sich in den Ihrigen hinein. Ihre Mundwinkeln beginnen spöttisch zu zucken. Das macht sie bei Vater ständig, wenn er im Unrecht ist. Also....was will sie mir jetzt noch unter die Nase reiben?„Ich muss sagen, jetzt bin ich ein wenig enttäuscht von meinem kleinen Neffchen. Die besondere Regel unter den Reinblütern sollte dir durchaus bekannt sein. Nicht wahr?", haucht sie mir leicht schmollend entgegen. Dabei spielt sie wie ein kleines Kind mit ihren Locken herum. Kaum zu glauben, dass sie überhaupt verheiratet ist. Geschweige denn in der Lage ist Zauberer sowie Muggel ohne mit der Wimper zu zucken umzubringen. Apropos umbringen. Ich kann und will Professor Dumbledore nicht töten. Alleine der Gedanke des Versagens beschert mir ein unwohles Gefühl in meiner Magengrube. Aber ich muss es tun! Für das Wohl meiner Mutter.
Vater hat uns nur Ärger eingebracht als er die Chance Potter zu töten vergeigt hat. Er hat uns nur dumm dastehen lassen. Wäre ich in seiner Lage gewesen, dann hätte er mich ununterbrochen geschlagen. Und mich als Nutzloser Abschaum bezeichnet. Schließlich hat ER immer seinen Namen mit Bestechungsgeldern reingewaschen. Nicht ich.
Und jetzt muss ich für ihn den Kopf hinhalten nur damit er wieder in den Gunsten des dunklen Lords steht? Das ist so.....ungerecht! Aber er ist wie er ist. Ein Feigling! Sonst nichts.Ein kleiner Stich wie die einer Nadel, bohrt sich ungefragt in mein Herz.
„Draci? Warum so schweigsam? Gibt es also doch jemandem an deiner Seite?!", holt mich meine Tante wieder in die altbekannte Gegenwart zurück. Verwirrt über ihre Frage, versuche ich meine letzten Gedanken über das eben Gedachte beiseite zu schieben. Leichter gedacht als getan. Jegliche Erinnerungen mit meinem Erzeuger tauchen in meinem inneren Auge auf. Wieso ist er nur so kaltherzig geworden? So ist er früher auch nicht gewesen. Schnell fahre ich erneut durch mein Haar um mir eine Antwort zurecht zu legen. Denn so wie ich meine Tante richtig eingeschätzt habe, ist sie nicht der Typ von Magier der sich leicht abschütteln lässt.„Nein. An meiner Seite ist niemand. Wie kommst du darauf?", hake ich mit zitternder Stimme nach. Mist. Wieso ausgerechnet jetzt? Wahrscheinlich denkt sie, dass ich ihr jemandem verheimlichen will. Ihre dunkelbraunen Augen blitzen kurz auf.
„Draco, mir kannst du nichts vormachen. Ich sehe doch, wie du verzweifelt versuchst dich rauszureden. Sag schon. Wie ist ihr Name? Neiiiin. Warte. Oh! Es ist ein Junge, nicht wahr?!"
Entsetzt reiße ich meine Augen auf.„Was ? Nein. Was denkst du von mir? Niemals würde ich mich an einem Jungen ranmachen", werfe ich kopfschüttelnd ein. Jedoch gibt sich meine Tante mit dieser Antwort nicht zufrieden. Ihr Blick sagt mir, dass sie kurz davor ist meinen Eltern darüber zu berichten. Na, dass kann ja noch ein viel versprechender Tag werden.
„Ich warne dich Tante! Wenn du meinen Eltern irgendein Wort über unser Gespräch fallen lässt, erzähle ich deinem Mann was du hinter seinem Rücken so getrieben hast", kommt es mir triumphierend über die Lippen. Also echt mal im Ernst. Wieso in aller Welt, glaubt sie dass ich es mit einem Kerl treibe? So etwas absurdes ist mir noch nie untergekommen. Außerdem habe ich zur Zeit völlig andere Sorgen.
„Also schön. Nur wenn du mir versprichst, dich mit der Frau zu vermählen, die deine Eltern dir vorführen werden! Ansonsten..." , sie lehnt sich gefährlich weit vor und ihre Lippen berühren beinahe mein rechtes Ohr. „Muss ich es leider doch tun, mein Dracilein!", flüstert sie ihre perfekte Drohung. Mein Herz beginnt unregelmäßiger zu schlagen als mir klar wird, in welch eine bescheuerte Lage ich hinein geraten bin. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig als ihr zuzustimmen.
„Einverstanden", willige ich ein, um unsere Familienehre weiterhin aufrecht zu erhalten. Ist schon schlimm genug was wir dank Vater täglich durchmachen müssen.
Mit einem Lächeln im Gesicht steht die Frau, die mir alles eingebrockt hat auf.„Gut. Nur damit wir uns richtig verstehen. Ich kenne deinen Standpunkt. Nur für den Fall falls irgendetwas schiefgehen sollte, wie dein Vater es vor kurzem demonstriert hat, ist es meine Aufgabe hinterher... aufzuräumen. Du weißt was dir blühen wird, falls du dich weigerst das zu tun, wozu dich der dunkle Lord auserwählt hat, nicht wahr mein Schatz?!" Ihre Worte treffen mich hart. Wie kann sie es wagen mir, ihrem einzigen Neffen, so zu drohen?
Schnell richte ich mich auf, um ihrem Blick standzuhalten.
„Es ist mir durchaus bewusst, Bellatrix", murmle ich leise. Bevor sie mein Zimmer endgültig verlässt, streckst sie mir zum Abschied ihre rechte Hand entgegen. Höflich wie ein Malfoy eben zu sein hat, tue ich es ihr gleich. Kaum ist meine Tante aus meinem Zimmer verschwunden, packe ich meine Sachen zusammen. Ich muss dringend Dampf ablassen. Wie soll ich nur mit all dem klarkommen, ohne wie ein Durchgeknallter herumzulaufen?
So appariere ich zu einem alten Freund, der mir immer zur Seite steht, wenn ich ihn am Meisten brauche. Dort angekommen läute ich dreimal hinter einander - unser Notfall-Code. Somit weiß er über die Stufe meines Zustandes Bescheid.
Vorsichtig blicke ich mich um. Man kann ja nie wissen wer noch so rumläuft. Das Klicken der sich öffnenden Tür lässt mich herumfahren. Nur sehr verschwommen nehme ich wahr, dass die Tür einen Spalt geöffnet wird und mich ein vertrautes Gesicht anschaut.
„Draco? Was ist passiert?", dringen Blaises Worte langsam zu mir durch. Ohne zu zögern tritt er zur Seite und lässt mich rein. Vor seinen Augen breche ich zusammen. Tränen laufen mir ununterbrochen über meine Wangen während mein bester Freund mich behutsam in seine Arme schließt.
„Hilf mir Blaise. Ich ....ich schaffe es nicht ....allein", presse ich schluchzend heraus.Weiter ➡
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Die Bezwingerin des Todes [Severus Snapes Tochter FF]
FanfictionSeit der Rückkehr des dunklen Lords, tauchen in den Londoner Straßen unzählige Vermisstenanzeigen auf. Nur wenige Tage später werden die Leichen der Opfern in der Nähe eines verlassenen Friedhofs entdeckt. So fordert der neue Zaubereiminister (...