Na toll...heute ist die Filmnacht und du bist schon jetzt mit so vielen negativen Gedanken erfüllt, so wird der Abend sicherlich zu einem Erfolg Donghyuck..."Sie werden dich für diese Schwäche verabscheuen" höre ich die Stimme erneut und einzig und allein der Klingelton meines Handys hält mich davon ab ihr Glauben zu schenken und somit in ihre Falle zu tappen.
"Hyuck ich steh vor deiner Tür, beeil dich" erklärt Jaemin schnell nachdem ich abgehoben habe und legt direkt wieder auf. Ich schnappe mir also meine bereits gepackte Tasche, ziehe mir Schuhe und Jacke an und schon sind Jaemin und ich auf dem Weg zu Jenos Haus.
Nach dem, was gestern passiert ist, sind wir davon ausgegangen, dass unsere Filmnacht ins Wasser fällt, doch Jaemin hat darauf bestanden, dass wir uns trotzdem treffen. Keiner von uns wollte ihm seinen Wunsch abschlagen, weshalb wir nun alle in Jenos Wohnzimmer sitzen und unser Lager für die Nacht aufbauen.
Niemand spricht den gestrigen Tag an...von meiner Seite aus liegt es daran, dass mir darüber bewusst bin, dass Jaemin von sich aus zu reden anfangen wird, wenn er so weit ist. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie schlimm es ist zum Reden gedrängt zu werden und aus diesem Grund werde ich von meinem Freund nichts dergleichen erwarten. Ich gehe davon aus, dass Jeno gestern so lange bei Jaemin war, bis es ihm, den Umständen entsprechend, gut ging, also haben die beiden sich vermutlich schon unterhalten. Mark hat wahrscheinlich ähnliche Gründe wie ich sie habe.
Während Jeno und Jaemin Snacks und Getränke aus der Küche holen, bereiten Mark und ich unsere Schlafquartiere vor dem Sofa aus. Da es für Jeno, Jaemin und mich schon Tradition ist diese Art von Filmnächten zu veranstalten, haben wir irgendwann zusammengelegt um uns dünne, aber bequeme Matten zu holen, damit wir gemeinsam auf dem Boden schlafen können ohne am nächsten Tag Rückenschmerzen des Todes zu haben, wie es anfangs immer der Fall war. Nach ein paar Minuten ist alles soweit vorbereitet, dass wir nur noch den Film aussuchen müssen.
„Okay, und welchen Film schauen wir zuerst?" fragt Mark neugierig nachdem wir schon das Licht ausgeschalten haben. „Das musst du Jaemin fragen. Weil wir es satt hatten immer deswegen zu diskutieren, hat Nana sich ein System ausgedacht, nach dem wir vorgehen um alle Filme, die wir schauen möchten, abzuarbeiten" erklärt Jeno, der sich schon regelrecht flach auf den Boden legen muss, um hinter Jaemin hervor und Mark anschauen zu können. Ich kann es mir nicht verkneifen leise in die Dunkelheit zu flüstern, dass Jaemin bestimmt auch der einzige ist, der sein komisches System versteht, was angesichts der Tatsache, dass er direkt neben mir, genauer gesagt zwischen mir und Jeno sitzt, wohl nicht so klug war. Bevor ich mich versehe, hat Jaemin sich schon auf mich geworfen, wo er es sich so bequem macht, als hätte er vor den restlichen Abend in dieser Position zu verharren.
Ich danke Gott für Lee Jeno, denn er ist es, der Jaemin letztendlich dazu überredet von mir ab zu lassen und nachdem Jaemin mich daraufhin kurz umarmt hat, um mir zu zeigen, dass alles in Ordnung ist und er nicht wirklich wütend ist, kann der Filmabend offiziell beginnen. Ich versuche wirklich mich auf den Film zu konzentrieren, mich nicht von meinen Gedanken übermannen zu lassen, doch es will mir einfach nicht gelingen. Immer wieder glaube ich diese Stimme in meinem Kopf hören zu können...sie flüstert mir unaufhörlich zu, doch ich verstehe kein Wort...
In der Dunkelheit des Raumes, nur spärlich vom Licht des Fernsehers beleuchtet, gelingt es mir mit der Zeit lockerer zu werden. Zugegeben, das liegt nicht zuletzt daran, dass Jaemin (der seinen Platz rechts von mir hat) aus Gewohnheit zu Beginn des Films nach meiner Hand gegriffen hat und seitdem abwesend mit meinen Fingern spielt. Jaemin ist von Natur aus ein ziemlich liebegebender und zugleich auch liebesbedürftiger Mensch. Wenn er jemanden erst mal ins Herz geschlossen hat, kann ihn nichts und niemand davon abhalten das dieser Person auch durch seine Taten zu beweisen. Nicht gerade selten kommt es vor, dass ich ihn für diesen Charakterzug ein kleines bisschen beneide. Ich bin nicht dazu in der Lage meine Gefühle so offen zu zeigen und auch wenn ich eigentlich weiß, dass Jeno und Jaemin auch ohne meine Worte oder Taten wissen, wie sehr sie mir am Herzen liegen, kann ich doch nicht verhindern, dass ich mich frage, ob das genug ist...
Als würde er genau spüren, dass ich wieder gedanklich abschweife, drückt Jaemin in diesem Moment meine Hand und zieht so meine Aufmerksamkeit auf sich. Aus den Gedanken gezogen warte ich kurz ab, bis mein Blick sich wieder fokussiert hat und richte ihn dann auf Jaemin, der mich mit einem Lächeln ansieht, das mir klar machen soll, dass er jederzeit dazu bereit ist den Filmabend abzubrechen, Mark rauszuwerfen und sich um mich zu kümmern falls ich es brauche.
Über Jaemins Schulter hinweg sehe ich Jeno, der uns bemüht unauffällig beobachtet. Sobald er bemerkt, dass ich ihn dabei ertappt habe, grinst er mich an, um mir so seinen Beistand zu demonstrieren und in seinen Augen kann ich die unausgesprochene Frage sehen, ob er etwas tun soll. Verneinend schüttle ich daraufhin in einer kleinen Bewegung den Kopf, was Jeno mit einem Nicken beantwortet, bevor er sich wieder dem Film widmet.
Es sind solche, fast schon banal wirkende Momente wie dieser, die kleinen Dinge, die Jaemin und Jeno zu den Personen machen, die sie sind, in denen mich eine so enorme Welle der Zuneigung für meine Freunde überkommt, dass ich regelrecht fühlen kann wie mein Herz sich erwärmt und zusammenzieht. In diesen Momenten überkommt mich der starke Wunsch ihnen zu zeigen, wie viel sie mir bedeuten, doch aufgrund meines Charakters will mir das nicht gelingen. Statt es ihnen also durch große Gesten oder deutliche Worte zu übermitteln, ziehe ich Jaemin sanft in eine sitzende Position, lehne mich an seine Schulter und wechsle unsere Hände so, dass ich seine nun in meiner linken halte. Mit der rechten Hand greife ich über ihn hinweg nach Jenos Hand. Diese findet ihren Platz zwischen uns beiden auf Jaemins Schoß.
So verbleiben wir mehr oder weniger für den Rest des Films und allein die Nähe der beiden, ihre Körperwärme ist es, was mir hilft die Stimme in mir zu unterdrücken, sie davon abzuhalten meine Gedanken zu übertönen. Am Rande bekomme ich mit, wie ich mich immer mehr an Jaemin kuschle, seine Wärme suche, wie mir die Augen zufallen und ich den Film mehr höre als ich ihn schaue und schon kurz nach Beginn des nächsten Teils bin ich eingeschlafen.
Mein Traum ist farb- und formlos und doch fühle ich mich geborgen, in Wärme eingehüllt und selbst hier weiß ich die Abwesenheit der Stimme zu schätzen. Es ist als hätte ich seit Monaten nicht so viel Erholung bekommen. Ich erinnere mich nicht daran, wann ich das letzte Mal ein solches Gefühl der Ruhe und Gelassenheit empfunden habe und ich versuche jede Sekunde davon auszukosten, wenn auch nur im Schlaf.
Als ich meine Augen öffne, läuft gerade der Abspann, wie viele Filme ich verschlafen habe, kann ich nicht sagen. Nach ein paar Sekunden, die ich zur Orientierung brauche, bemerke ich, dass ich liege. Scheinbar habe ich Jaemins Schoß im Schlaf als Kopfkissen benutzt. Sanft und langsam, als hätte er Angst mich zu wecken, fährt Jaemin mir mit der Hand wiederholt durchs Haar. Unbewusst schmiege ich mich an und schließe kurz genießerisch die Augen. „Bist du wieder wach?" höre ich ihn leise flüstern, was ich mit einem trägen Nicken beantworte. „Wir schauen gleich den letzten Teil" erklärt Jeno ebenfalls flüsternd, was ich erneut mit einem Nicken beantworte.
Noch immer nicht ganz wach, setze ich mich langsam auf um etwas zu trinken und es ist erst in diesem Moment, dass ich mir über Marks Anwesenheit bewusst werde. Peinlich berührt davon, dass ich seine Anwesenheit, wenn auch unabsichtlich, mehr oder weniger ausgeblendet habe, ziehe ich mir die Mütze meines Pullis über den Kopf um so hoffentlich meine erhitzten Wangen zu verstecken.
Nachdem ich was getrunken habe, mache ich es mir wieder auf meinem Platz zwischen Jaemin und Mark bequem und dieses Mal ist mir seine Präsens so bewusst, dass ich mir fast schon einbilde seine Körperwärme auf meiner Haut spüren zu können. Dass ich meine Mauern vor Mark so sehr habe fallen lassen...Ich gebe zu, Mark hat schon ein paar Seiten von mir gesehen, die ich normalerweise streng unter Verschluss zu halten versuche, doch so verletzlich habe ich mich vor ihm noch nie gezeigt...bei dem Gedanken breitet sich ein mulmiges Gefühl in meinem Magen aus.
Noch bevor ich den Gedanken genauer ausführen kann, hat Jaemin mich schon herunter gezogen, sodass ich wie zuvor mit meinem Kopf auf seinem Schoß liege. Erneut scheint es als würde er genau spüren können, dass ich aufgewühlt bin...wenn dieser Tag vorbei ist, muss ich ihm wirklich danken...ohne Jaemin und ohne Jeno hätten mich meine Gedanken heute bestimmt mehr als ein Mal übermannt...
Ich bemühe mich....ich gebe wirklich mein bestes, doch sobald Jaemins Hand wieder beginnt durch meine Haare zu fahren, fällt es mir schwer meine Augen offen zu halten. Bevor ich erneut ins Traumland abschweife, treffe ich seinen Blick...er scheint zu grübeln, zu analysieren was er sieht...als er bemerkt, dass meine Augen offen sind, wendet er sich ab und richtet seine Augen wieder auf den Fernseher, sein Gesichtsausdruck noch immer nachdenklich.
DU LIEST GERADE
Inked
RandomEs gibt Dinge, Zweifel, die jeder Mensch hat, mit denen man sich einfach identifizieren kann und die manchmal die eigenen Gedanken einnehmen, bis man kaum noch davor fliehen kann... (Eine Markhyuck FF aus Donghyucks Perspektive) (feat. Friends: 00-l...