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Kleine Anmerkung: Eigenwerbung in den Kommentaren wird gelöscht (:

• E T H A N •

Abwesend, in einer Art Schockstarre gefangen und mit gesenktem Kopf sitze ich neben Prinz Daniel und der Königsfamilie. Der Platz, welcher etwas versetzt unter dem Balkon liegt, auf dem wir stehen, füllt sich immer mehr mit Menschen aus den umliegenden Dörfern.

Sie alle wollen sehen, wie heute ein weiteres unschuldiges Menschenleben genommen wird. Eine angeblich weitere Ausgeburt der Hölle.
Nur dieses Mal ist es jemand, der für mich eine große Bedeutung hat.
Ich wünschte mir an seinem Platz zu sein. Es ist meine Schuld. Wäre ich in dieser Nacht nicht zu ihm gegangen, hätte man uns auch nicht sehen können.

Ein Stoß in meine Rippen lässt mich aufsehen. Prinz Daniel steht neben mir und sieht streng und abwartend auf mich hinunter. Ich schlucke. Diese Kälte in seinem Blick.
Ich erhebe mich ebenfalls, als ich bemerke, dass alle nur noch auf mich warten.

Der König räuspert sich und schon tritt ein Redner nach vorne. Er faltet ein Stück Pergament auf und richtet sich an das Volk unter uns.

»Wir haben uns heute hier versammelt, um eine weitere Seele von dem Teufel zu befreien. Dieses Mal setzte er sich in dem Körper dieses jungen Geschöpfes fest«, beginnt der Redner. Eine lange Pause folgt, in der das Volk das Opfer mit den Augen von oben bis unten beobachtet. Mit brennenden Augen schaue ich zu Ian, der nichts weiteres als eine dünne Stoffunterhose trägt. Er kniet vor einer dunkel gekleideten Person mit einer schwarzen Maske vor dem Gesicht. Ian blickt mit tränenüberströmtem Gesicht in meine Richtung und ich wünschte mir ihn retten zu können. Ich will ihn in meine Arme nehmen, ihn trösten und ihm versprechen, dass alles wieder gut wird. Doch das ist ein Wunschglaube.

Seine Hände sind vor seinem Bauch mit Seilen aneinander gebunden, seine Füße hinter ihm ebenfalls.

»Es wird nun Zeit den Teufel aus ihm zu treiben«, ruft der Redner aus. Die Menge beginnt zu toben. Sie recken ihre Fäuste in die Höhe und brüllen unverständliche Worte.

Unruhig huschen meine Augen hin und her, bis sie bei Prinz Daniel stehen bleiben. Stumm und mit neutraler Miene beobachtet er das Geschehen unter uns. Ein Schrei, der durch Mark und Bein geht lässt mich meinen Blick wieder auf das Geschehen richten.
Wieder ertönt ein zischendes Geräusch und die Peitsche landet erneut auf Ians nacktem Rücken.
Er versucht auszuweichen, doch haben sie ihn an einem Pfahl festgebunden. Er hat keine Chance zu fliehen.
Immer wieder trifft die Peitsche seinen geschundenen Rücken. Immer wieder Hallen Schmerzensschreie an den Schlossmauern ab und immer wieder grölt die Menge auf.

Bald darauf lösen sie seine Hände von dem Pfahl und sein Körper klappt kraftlos zusammen. Während ein weiterer dunkel gekleideter Mann ihn hinter sich her schleift, greift der andere zu einer großen eisernen Zange.

Ians Oberkörper wird nun auf einen Baumstumpf gedrückt. Dort wird er wieder so fixiert, dass er sich nicht bewegen kann. Neben ihm befindet sich dine brennende Tonne.
Der eine Mann geht zu ihr und holt mit der Zange einen rundlichen Gegenstand aus ihr, welchen er mit einem sadistischen Grinsen auf Ians rücken drückt. Der darauf folgende Schrei wirft mich so aus der Bahn, dass mich ein starker Schwindel überrollt und ich beinahe umgefallen wäre, hätte Prinz Daniel mich nicht gepackt und mit ernster Miene und kurzem, prüfendem Blick zu seinem Vater wieder aufrecht gedrückt.

Mein Herz pocht schnell in meinen Ohren und ich habe das Gefühl, als würde ich kaum noch Luft bekommen, als die selbe Prozedur immer wieder mit neuen heißen Steinen wiederholt wird.

Blutige, rote stellen stechen auf Ians Rücken hervor, der an der Grenze zur vielleicht erlösenden Ohnmacht zu hängen scheint, was den beiden Männern und auch dem Volk nicht zu gefallen scheint. Einer von ihnen nimmt einen Eimer voller Wasser und schüttet ihn Ian über den Rücken. Aus Ians Mund kommt allerdings nichts weiter als ein kraftloser, heißerer, kleiner Schrei.

»Ich denke, es wird Zeit«, murmelt der König zu seiner Frau. »Daniel, möchtest du das nicht übernehmen?«, fragt der König Prinz Daniel, welcher nun sichtlich geschockt aussieht und hilflos zu seiner Mutter sieht.
»Schatz, ich finde, es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür«, redet sie ruhig auf den König ein und legt ihm eine ihrer zierlichen Hände auf seine breite Schulter.
Kurz scheint er zu überlegen, nickt dann aber. »Dann schaue aber wenigstens genau zu, Daniel. Irgendwann wird das deine Aufgabe sein«, meint er zu seinem Sohn und schreitet nach vorne, an den Rand des Balkon. Prinz Daniel tut es ihm gleich.

Alle wissen, was nun folgen wird, denn Ruhe breitet sich aus. Ians kraftloser Körper wird wieder fixiert. Nur diesmal so, dass sein kopf über den Rand des extra angefertigten Baumstumpfes hinausragt.
Einer der Männer nimmt eine große Sense und positioniert sich neben Ian.

Mit einem kalten Blick hebt der König seine Hand und ebenso tut es der Mann mit der Sense, die er davor aus Testzwecken kurz über Ians Nacken gehalten hat.

Mein Atem geht stoßweise, Tränen brennen in meinen Augen und ich kann nicht anders als in Ians Augen zu schauen, die nun kraftlos schimmernd in meine blicken. Doch trotz allem, erkenne ich in ihnen die Liebe, die er für mich empfindet.

Aus meinem Augenwinkel sehe ich, wie der König seine Hand ein Stück sinken lässt und auch Ian scheint es gesehen zu haben. Wieder beginnt die Menge zu grölen.

»Ich liebe dich!«, schreit Ian mit seiner wohl letzten Kraft und schaut mir dabei fest in die Augen. Geschockt reiße ich diese auf.
Die Hand des Königs stoppt einen Moment, die Menge beginnt zu schweigen, bevor er die Hand mit voller Geschwindigkeit hinuntersausen lässt.

Schnell reiße ich meinen Blick von dem Geschehen vor mir ab und halte mir meinen Ohren zu, während ich meine Augen fest zusammenkneife.

Als das erneute Grölen der Menge wieder leiser wird, entferne ich die Hände von meinen Ohren und öffne meine Augen wieder. Ich traue mich nicht zu der Stelle zu sehen.
»Der Andere ist hier irgendwo«, spricht der König zu seiner Frau, bevor sie beide und Prinz Daniel wieder den Raum hinter uns betreten.
Ich schaue gerade aus, direkt über den Platz des Geschehens hinweg und sehe eine kleine, zierliche, zusammengekauerte Gestalt.

Ich richte meinen Blick genauer auf die schluchzende Frau, welche auf dem Boden kniet und sich die Hände vor ihr Gesicht hält. Wie als scheint sie meinen Blick zu bemerken, hebt sie ihren Kopf und schaut mir direkt in die Augen. Es ist Ians Tante. Traurig lächelt sie mir zu. Als würde sie wissen, dass Ians letzte Worte an mich gerichtet waren.

Hopelessly Fall In Love [BoyxBoy] + Aria1SpencerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt