~Kapitel 4~

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"Willst du hier noch länger stehen bleiben oder können wir dann endlich rein gehen?" Hermine wurde unsanft aus ihrer Starre gerissen,  jedoch ließ sie sich nichts anmerken. Augenrollend wandte sie sich ab und lief auf das große, schwarze Tor zu. Jedoch fiel ihr erst jetzt auf, dass sie nicht durch konnte. "Mach das verdammte Tor auf Malfoy.", rief das Mädchen aufgebracht. Sie hinterfragte ihre Entscheidung mit ihm mitgegangen zu sein. Wenigsten hätte sie ihn fragen können wie lange sie denn bleiben müsste, aber daran hatte sie natürlich nicht gedacht. Dank Dracos Hilfe konnte sie das magische Tor passieren und folgte dem Blonden missmutig. 

"Sag nicht, dass ich mit dir in einem Zimmer schlafen muss!", rief Hermine und bekam das Lachen Dracos als Antwort. "Nein du hast ein eigenes, aber wenn du das willst mach ich gerne eine Ausnahme.", grinste er worauf die Brünette schnaubte. "Nein ganz sicher nicht. Also wo soll ich schlafen?", fragte sie ungeduldig. Ohne ihr zu antworten verließ Draco sein Zimmer und Hermine folgte ihm einfach. Der Blonde hatte dem Mädchen erst das Haus die wichtigen Räumlichkeiten gezeigt und er wollte, dass sie wusste wo er schlief. Natürlich nur, wenn etwas nachts passierte und sie ihn suchte. Er führte sie in eines der Gästezimmer. Ihr zuwider war dieses in die typischen Slytherinfarben gehalten. Grün und Silber. Zwar war ihre Schulzeit schon vorbei und die Häuer waren nicht mehr ihre Heimat, doch Hermine mochte diese Farben immer noch nicht besonders. Kurzerhand hatte die Brünette ihren Zauberstab geschwungen, da erschienen auch schon scharlachrote und goldene Farben in 'ihrem' Zimmer. "Nicht dein Ernst?", murmelte der Blonde und verdrehte die Augen. "Doch mein voller Ernst. Wenn ich hier schon für unbestimmte Zeit festsitze, dann will ich mich hier wenigstens ansatzweise wohlfühlen." "Dann kannst du dir sicher sein, dass ich dieses Zimmer nicht betreten werde. Außerdem wärst du jetzt nicht hier, wenn du nicht so prüde wärst Granger." "Ich bin ganz sicher nicht prüde! Zudem würdest du es weiter versuchen, bis ich endlich zusagen würde mit hier her zu kommen.", giftete sie den jungen Malfoy an und wandte sich von ihm ab. Als sie sich dann doch noch einmal umdrehte, um ihn etwas zu fragen war Draco verschwunden.

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Unruhig lief Draco in seinem Zimmer umher. Er versuchte krampfhaft diese eine Erinnerung aus seinen Gedanken zu verbannen. Es war eine Erinnerung, an die er damals gern dachte, doch in den letzten Jahren hatte sie nur noch geschmerzt. Warum wusste er nicht. Es war damals im drittem Schuljahr, bevor sie ihn geschlagen hatte. Langsam ging er auf eines der großen Fenster zu uns stütze sich mit den Händen darauf ab. Er sah erst den blauen Himmel an, bevor er den Blick senkte und die Augen schloss. Ohne es zu wollen durchlebte er den Moment noch einmal.

Draco wollte sich gerade auf den Weg zu seinem Gemeinschaftsraum machen, als er ein leises Schluchzen vernahm. Er drehte sich um und sah, dass ein Mädchen weinend an ihm vorbei lief. Ihre wilden, braunen Locken hüpften mit jeden ihrer Schritte und ehe er sich versah war sie um die nächste Ecke verschwunden. Nach kurzem Zögern lief er ihr nach. Zwar konnte er sie nicht einholen, dennoch fand er das Mädchen an einem Ort, den er nicht oft betrat. Die Bibliothek. Leise schlich er durch die Gänge zwischen den Regalen, die bis an die Decke mit Büchern gefüllt waren. Schon als der Junge dachte, dass das Mädchen nicht mehr hier wäre erklang ein leises schniefen aus einer der hinteren Ecken. Vorsichtig ging er auf das Geräusch zu und sah zum ersten Mal wer das Mädchen war. Hermine  Granger. Das Mädchen, dass er hassen sollte. Verachten sollte. Eigentlich sollte er gehen, sie ignorieren und es genießen, dass sie litt, doch er brachte es nicht über sein Herz. Langsam ging er zu ihr und kniete sich zu ihr herunter. Mit Tränen in den Augen sah sie ihn an, doch schnell senkte sie ihren Blick als sie erkannte, wer er war. "Was willst du Malfoy? Willst du noch mehr demütigen?", flüsterte sie mit bemüht fester Stimme. "Warum weinst du?", fragte er schlicht ohne auf ihre Frage zu beantworten."Das geht dich nichts an. Lass mich bitte alleine.", bat sie den Slytherin ohne aufzublicken. Für ihn kam diese Option, das Mädchen allein zu lassen, nicht in Frage und so setzte er sich zu ihr. Eine ganze Weile saßen sie schweigend nebeneinander. Nur das leise Schluchzen und Wimmern Hermines durchbrach die Stille. Wenn Draco ehrlich zu sich selbst war, dann war er etwas überfordert mit der Situation. "Ich habe einfach das Gefühl allen nur im Weg zu sein. Dass mich niemand in seiner Nähe haben will und mich niemand liebt.", flüsterte Hermine leise, was den blonden Slytherin überraschte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Hermine ihm etwas erzählte. "Warum denkst sowas?" "Wegen dir." Diese schlichte Antwort schockierte ihn mehr als es seinem Vater lieb wäre. "Es tut mir wirklich leid Hermine. Mir tut alles leid, was ich dir antue, aber das ist es was man von mir erwartet. Ich habe keine Wahl. Außerdem bist du wirklich wundervoll." "Woher willst du das wissen? Du kennst mich doch gar nicht richtig.", widersprach sie dem Blonden. "Stimmt, aber ich weiß, dass du immer für deine Freunde da bist und bereit bist alles für sie zu tun." "Danke Draco. Ich habe es schon immer gewusst.", murmelte sie und umarmte den Jungen neben sich. Dieser erwiderte diese Umarmung und er musste sich eingestehen, dass er sie nie wirklich gehasst hatte. Er hatte sich den Hass nur eingeredet, aber gefühlt hatte er ihn nie. "Was wusstest du schon immer?", flüsterte er mit rauer Stimme. Hermine, dessen Tränen inzwischen versiegt waren, sah ihn mit ihren haselnussbraunen Augen an. "Dass du ein gutes Herz hast." Mit großen Augen sah er Hermine an. Sie war die erste Person, die ihm das sagte von seiner Mutter abgesehen. "Hermine es tut mir leid, aber ich kann nicht so sein. Ich muss die Erwartungen von meinem Vater erfüllen und das kann ich nicht, wenn ich dich in mein Leben lasse." Nachdem er das gesagt hatte stand er auf. Hermine tat es ihm gleich. Er schenkte ihr noch eine Umarmung und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe, bevor er verschwand.

Dies war das erste und letzte Mal, dass Hermine ihn an sich heran ließ. Danach geschah die Sache mit dem Hippogreif und er sah nie wieder dieses Funkeln in ihren Augen, wie damals als sie ihn angesehen hatte. Draco war sich noch nicht einmal sicher ob sich das Mädchen überhaupt noch daran erinnerte. Aber jetzt wusste er, was er damals gefühlt hatte. Damals wusste er nicht, was er fühlte, jedoch war er nun um einige Erfahrungen reifer. Der Blonde hatte sie vermisst und er war sich nicht sicher ob er es noch immer tat. Jedoch ließ er es sich nicht anmerken und überspielte dies mit seiner überheblichen Art. Zudem wusste er nicht was er fühlte und dies musste der junge Malfoy dringend herausfinden. Er musste herausfinden ob er etwas für Hermine empfand oder sich das nur einbildete.

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Unexpected Love~DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt