Als Avery sich von Tylor verabschiedet hatte, war sie wieder zu ihrer Weide gegangen. Irgendwie war es wie ihr Zuhause. Dort angekommen dachte sie an die Eiche in Tylor's Garten. Das war kein Vergleich. Im Sommer schirmten die Blätter der Weide sie wie ein Vorhang ab. Dennoch konnte sie alles sehen wenn sie die Zweige zur Seite schob. Selbst jetzt zu dieser Jahreszeit, boten ihr die nackten Äste der Weide genug Schutz, um sich geborgen zu fühlen. Sie lehnte wieder mit dem Rücken gegen den Baumstamm. Doch an diesen Abend fühlte sie sich nicht so einsam.
Avery schloss die Augen. Als etwas kaltes, nasses ihre Nasenspitze berührte. Sie öffnete ihre Augen wieder und blickte nach oben.
Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, als sie sah, dass die ersten Schneeflocken, vom Himmel fielen.
Am nächsten Morgen hatte sie sich schon früh auf den Weg zu Tylor gemacht. Sie hatte ihm gesagt, dass sie vorbei kam bevor Riley ihn abholte. Aber er war noch nicht hier.
Sie wollten sich unter der Eiche treffen. Jetzt war es bereits halb zehn und er wurde gegen Zehn von Riley abgeholt. Sie wusste nicht wann Tylor auftauchen würde. Oder ob er überhaupt noch mit ihr reden wollte. Manchmal sieht man Sachen aus einem anderen Blickwinkel wenn man eine Nacht drüber geschlafen hatte.
Mit jeder Minute die verging wurde Avery nervöser. Als sie es nicht mehr aushielt stand sie auf und ging im Garten auf und ab. Der Schnee von letzter Nacht war nicht liegen geblieben. Alles was an die schönen Flocken noch erinnerte, war der feuchte Boden.
Endlich kam Tylor durch die Terrassentüre. Wieder hatte er den Block und den Stift dabei. Avery viel ein Stein vom Herzen.
Tylor stand ein Stückchen links von ihr. Er wirkte unbeholfen.
,,Avery?''
Sie berührte seinen Arm um ihm zu zeigen, dass sie da war.
Als sie sah, dass ein Lächeln auf sein Gesicht huschte, anstatt des üblichen ängstlichen Gesichtsausdruck oder das Zusammenzucken, fühlte sie sich unglaublich erleichtert.
Er schien wirklich keine Angst mehr vor ihr zu haben.
Tylor setzte sich zu ihr.
,,Ich hab leider nicht mehr so viel Zeit bis Riley kommt. Hab irgendwie länger geschlafen als erwartet. Entschuldigung.''
Verständlich, dachte Avery. Vermutlich hatte der arme Kerl letzte Nacht kein Auge zugetan. Sie selbst hatte eine Ewigkeit gebraucht, sich wieder zu entspannen.
Gestern Abend als Avery gegangen war hatte Tylor noch so viele Fragen gehabt. Ihm war zwar bewusst, dass er jetzt auch kaum Zeit hatte, aber er hatte trotzdem gewollt, dass sie vorbeikam bevor er zu Riley ging.
,,Meinst du wir können heute Abend wieder reden? Es gibt so viel was ich dich fragen will.'' Er hoffte, dass man ihm nicht ansah, wie unwohl er sich fühlte, diese Frage zu stellen. Sie hatte bestimmt noch besseres zu tun, aber er wollte alles über sie wissen. Sie war ein Geist. Noch immer viel es ihm schwer das zu glauben.
,,Das heißt, wenn das in Ordnung ist.'' Fügte Tylor schnell hinzu.
Ich bin heute Abend wieder hier wenn du willst. Und keine Sorge, ich hab mir gedacht, dass du viele fragen haben würdest.
Die Idee mit dem Schreiben war irgendwie lustig. Er konnte noch immer kaum fassen, dass er sich wirklich mit einem Geist unterhielt.
Das Geräusch eines Motors drang von der anderen Seite des Hauses zu ihnen.
,,Oh, das ist bestimmt Riley. Ich muss los. Wir sehen uns dann heute Abend.''
Er packte seine Jacke die er zuvor achtlos in den Dreck geworfen hatte und lief los.
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Auf der Suche nach den verlorenen Erinnerungen
ParanormalAvery Cunningham erinnert sich nicht mehr an ihr früheres Leben. Alles was ihr bleibt, ist das Leben nach ihrem Tod. Was würde sie nicht alles geben, um zumindest eine schöne Erinnerung zu besitzen, zu wissen, was damals wirklich passiert ist. Do...