Deal Teil23

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Nach dem Godzilla-Sex war es höchste Zeit, mit Buster vor die Tür zu gehen, also hieß es nochmal rein in die Klamotten und eine kleine Runde bis zum Kanal und wieder zurück. Jem genoss den kleinen Spaziergang durch Camden, die frische Luft, Callum an seiner Seite, bis Callum an einem Punkt vorschlug, besser umzudrehen, denn er wollte weder irgendwelchen Dealern, noch irgendwelchen alten Kunden begegnen. Er wirkte nervös, was sich aber auf dem Rückweg wieder gab. „Glaubst du, die würden dich überhaupt erkennen? Mit teureren Klamotten und mit Freund und Hund?"

„Ist besser, es nicht darauf ankommen zu lassen. Nach heute Morgen, bin ich nicht sicher, ob ich aus der ganzen Sache raus bin."

Jem wusste nicht gleich, was damit gemeint sein könnte. „Was willst du damit sagen?"

„Lass uns einfach abhauen, ja?!"

„Okay."

Wieder zuhause war es dann so spät, dass Callum gleich ins Bett wollte. Sowas wie Dinner kam ihm gar nicht in den Sinn und Jem nahm sich vor, das zu ändern. „Wie wär's mit Abendessen?", schlug er vor.

„Mmmh, ja, okay." Cal war neugierig.

„Du hast von den normalsten Dingen keine Ahnung, stimmt's?"

Der jüngere Mann schaute etwas verlegen.

„Ich meine sowas wie Abendessen, Fernsehen, Küchengeräte...", sagte Jem sanft und ohne Vorwurf.

„Stimmt", gab Cal zu, was Jem auf eine Idee brachte.

„Okay, dann hab ich hier den Deal für uns zwei. Du bringst mir bei, wie man nem Typen einen bläst und was sonst noch richtig scharf ist. Und ich zeig dir, wie man ganz normal zusammen wohnt und sich benimmt. Okay?"

„Ich seh' darin nur Vorteile."

„Na, sehr gut. Ich auch."

„Ein oder zwei Regeln kenn' ich schon."

„Ach ja? Super. Woher?" Jem war gespannt.

„Von dir natürlich. Man steigt nicht einfach jemandem auf den Schoß, um ihm n Blowjob vorzuschlagen. Und man zeigt sich nicht ohne Vorwarnung nackt. Richtig?"

Jem nickte, aber nur halb zustimmend. „Um genau zu sein, stört mich das bei dir und mir hier überhaupt nicht mehr. Aber normalerweise macht man das nicht bei... Fremden."

„Okay, hab ich verstanden. Schon als ich bei Roger war."

„Hast du Roger etwa auch...?"

„Nein. Nur indirekt. Hab' gesagt, da läuft nichts mehr."

„Okay, sehr gut."

„Dann bin ich dran. Regel Nummer eins. Kein dummes Zeug quatschen und lieber Fragen stellen."

Jem grinste. „Das heißt was, geht's etwas genauer?"

„Na du erzählst nicht so ein Zeug, vonwegen ‚Oh wow, ist der aber groß!' oder ‚dafür brauchst du aber n Waffenschein!'. Wenn überhaupt fragst du, wie der Typ es gern mag. Ob er irgendwas nicht mag. So eben."

„Verstehe. Und wie magst du es gerne?"

Callum schaute Jem direkt in die Augen und sprach ohne Zögern. „Langsam, ohne Eile, sanft und feucht."

Jem stutzte. „So hast du es bei mir gemacht."

„Ja genau."

Jem lächelte. Die Vorstellung gefiel ihm. Sehr sogar. „Wir probieren das bei nächster Gelegenheit. Jetzt lernst du, wie man Sandwiches macht."

„Schade. Ich meine, yeah!"

„Damit vergrößerst du dein Schwiegertochterpotenzial."

„Verstanden. Dann leg' mal los."

Beide lachten, dann zeigte Jem Cal, wie man Käse mit Zwiebel, Kochschinken mit Senf und Brie mit Cranberry auf Sandwich macht. Erst als alles aufgegessen war, ging Cal unter die Dusche und Jem ging ins Bett. An Schlaf war allerdings so schnell nicht zu denken. Vielmehr beschäftigte ihn der Überfall auf Cal am Vormittag. Er sollte zur Polizei gehen. Das war das einzig Richtige. Roger würde bestimmt in seinem Sinne aussagen und ein Typ, der sowas machte wie dieser Mister J, der sollte nicht ungestraft davonkommen. Als Cal sich zu ihm legte, duftete er nach Haarschampoo, obwohl er wegen der Stiche das Haar nicht gewaschen hatte. Er hielt Schampoo und Duschgel nicht auseinander. Jem fand das lustig und wartete, bis sich Cal richtig angekuschelt hatte, bevor er ernst sprach. „Hör mal, ich finde, du solltest..."

„...zur Polizei gehen. Ich weiß. Glaubst du wirklich, dass die sich dafür interessieren?" Cal klang skeptisch.

„Das ist ihr Job. Und außerdem, was ist, wenn der Kerl das bei dem nächsten Jungen wieder versucht? Das könntest du verhindern."

„Und was ist, wenn J denen allen möglichen Dreck erzählt?"

„Dann bist du nicht allein. Und was der behauptet, das muss er auch beweisen. Denk darüber nach."

Cal zog sich dichter an Jem heran. „Ich habe schon nachgedacht", sagte er leise. „Ich sollte es tun, wenn ich ein neues Leben anfange. Ich sollte all das tun. Papiere besorgen, n Job suchen, den Typen anzeigen, n Aidstest. Dir wird nicht gefallen, was du so alles über mich erfahren musst."

Jem war schon klar, dass da so Einiges auf ihn wartete. Allein das Wort Aidstest reichte wohl, um die meisten Typen anzuschrecken. Aber er hatte sich längst entschieden, spätestens in den unendlichen Stunden des Entzugs war ihm das klar geworden. Er würde zu diesem Straßenjungen stehen. Er wollte das hier. So.

„Callum, Cupid, da gibt es nichts, weswegen du mir nicht gefallen könntest. Okay? Echt nichts."

„Okay." Cal küsste Jem auf die Stirn. „Das wird hart."

„Du und ich, wir sind härter."

„Woher nimmst du diese Sicherheit? Ich hab' ständig Schiss und du... dich kann nichts aus der Bahn werfen."

„Hast du doch selbst schon gesagt. Ich bin halt n Cowboy."

„Das bist du wirklich. Ich hab erst nur deinen Arsch gemeint."

„Ich sollte dich mal mitnehmen zum Reiten. Wird dir gefallen."

„Wohin mitnehmen? Zu deiner Familie?" Cal klang beunruhigt.

„Ja sicher. Die Pferde sind bei denen auf dem Land. Nicht hier in der Stadt."

„Du willst mich mitnehmen zu deiner Familie?"

„Das macht man so, wenn man mit wem zusammen ist."

„Ich kann dich nirgendwohin mitnehmen..."

„Das ist mir klar. Aber das ist auch nicht das, worauf es dabei ankommt. Ich habe eine Familie und irgendwann solltest du sie kennenlernen. Einen Familiennamen hast du aber."

„Ja, schon."

„Verrätst du den auch?"

„Robinson."

Mister Callum Robinson, sehr erfreut. Ich bin Jeremy Josiah Westenra."

„Ebenfalls sehr erfreut. Mister hat mich noch niemand genannt."

„Dann wird's Zeit. Wenn unser Deal funktioniert, dauert's nicht lange."

„Das will ich hoffen. Aber nicht für meine Manieren, sondern für meinen Schwanz."

Jem lachte. Irgendwie war der Deal zwar eine sehr gute Idee, führte jedoch nicht konsequent in eine Richtung.

Verführt, verirrtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt