Kapitle 57

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Jealous- Labyrinth

16. Januar 2018
,,Sie ist eine miese Schlampe, die sich an ihrem besten Freund vergreift!", schreit sie. ,,Stoppen sie das! Sie können doch nicht einfach zulassen, dass sie hier herumschlampt!"

Sie schreit und schreit, doch es berührt mich nicht mehr. Seit drei Tagen bekommt sie eine höhere Dosis und dreht somit öfter mal durch. Mr. McAllister hat mich also mitten in der Nacht aus meinem tollen, warmen Bett geholt und mich hierher bestellt. Inzwischen ist es schon morgen, aber sie hört einfach nicht auf, zu schreien. Noch nie zuvor habe ich sie so viel schreien hören. Und auch noch nie hat sie diese Worte in den Mund genommen.

,,Sie ist eine bittere Hure! Wir können nur hoffen, dass sie keine Kinder mit ihm bekommt. Ich möchte keine Hurensöhne als Enkel!", schreit sie durch ihr eigenes Zimmer. Immer wieder hebt sich ihr Körper. Wie schon letztes Jahr ist sie mit den Händen und den Füßen am Bett fixiert. Das ist wahrscheinlich auch der einzige Grund, warum der Gedanke in mein Kopf schießt, dass sie das alles gar nicht so meint. Sie war toll, nett, als sie noch gesund war. All diese Katastrophen verursacht sie nur, weil sie es nicht anders kann. Und das muss ich mir jetzt in den Kopf rufen.

,,Dabei ist dieser Typ ja nicht mal schlimm. Sie ist das Problem. Wenn sie ihre Gene weitergibt, will ich gar nicht wissen, was für Rotzgören entstehen werden.", erzählt sie meinem Dozenten, was sie von mir hält. Dieser sagt zu all diesen schrecklichen Dingen überhaupt nichts. Erst als meine Mutter die nächsten Worte in den Mund nimmt, schreitet er ein.

,,Cassie! Geh! Verpiss dich! Du solltest am Besten sterben!"

Mr.McAllister schaut schockiert zu meiner Mutter. Diese hat noch nicht einmal verstanden, was sie gerade zu dem Menschen gesagt hat, den sie in die Welt gesetzt hat. Sie hat gesagt, dass ich sterben soll. Und das hat sich sehr ernst angehört.

Aber sie meint das nicht ernst! Sie meint es nie ernst! Immer ist es die Krankheit, die so verletzend ist. Wenn ich wollte, könnte ich jetzt vor ein Auto rennen. Doch ich habe verdammt noch mal etwas, für das es sich lohnt zu leben!

,,Ms. Clarke? Ich glaube es ist besser, wenn sie sich kurz in der Cafeteria einen Kaffee oder so holen. Das hier kann noch etwas dauern und ich denke nicht, dass es ihnen so gut geht. Sie sind ganz blass.", versucht er mich geschickt aus dem Raum zu schmeißen. Vielleicht bin ich dafür dankbar. Vielleicht bin ich aber auch nur so geschwächt, dass ich gar nicht richtig nachdenken kann. Weil mein Kopf gerade vor Ahnungslosigkeit platzt, befolge ich einfach die indirekten Befehle meines Dozenten. Es tut weh, aber ich bahne mir trotzdem schweren Schrittes einen Weg zu der Mensa.

Alle Tische scheinen besetzt zu sein, also stelle ich mich einfach an eine der Ecken. Am wichtigsten ist mir im Moment, dass niemand mich beim Weinen erwischt. Auf gar keinen Fall aber darf mich Mr.McAllister so sehen. Er ist mein Lehrer. Er bringt mir jeden Wochentag bei, wie ich bei so etwas reagieren sollte. Normalerweise sollte er das nicht tun. Er unterrichtet 'methodische Psychologie'. Da geht es bloß um die Krankheiten und deren Merkmale. Das, was er uns im ersten Semester beibringt, sollten wir eigentlich erst im zweiten Semester lernen. Ich finde es ja auch nicht schlimm, dass er uns etwas beibringen will. Im Grunde ist das sogar sein Job. Doch er sieht mir ziemlich oft dabei zu, wie ich gegen die Krankheit meiner Mutter ankämpfe. Nämlich alleine.

,,Ist das vielleicht Ihr Handy, das klingelt?" Eine Frau, die auf einen der Klappstühle der Cafeteria sitzt, dreht sich zu mir um. Sie wartet ab, bis ich mein Handy aus meiner Hosentasche ziehe und den Anruf blind annehme.

,,Hallo?", frage ich, immer noch unwissend, mit wem ich da überhaupt spreche. Da die Frau auf dem Stuhl gespannt auf meine Reaktion wartet und mich das gewaltig stört, flüchte ich instinktiv aus dem überfüllten Saal der Psychiatrie.

,,Hey, ich wollte dir bloß sagen, dass ich noch was in Vancouver zu tun habe. Ich komme also doch erst Donnerstag wieder. Aber das schaffst du auch noch.", rasselt Shawn auf der anderen Seite Kanadas vor sich hin. Meine Schritte sind nicht besonders groß und ich fühle mich nicht wirklich gehetzt, trotzdem eile ich den sterilen Gang entlang, ohne auf meine Mitmenschen zu achten. Das Telefon fällt mir einmal fast aus der Hand, als ich eine junge Frau mit der Schulter anstoße. Meine Finger zittern so doll, dass ich fast denke, ich erleide in diesem Moment einen Kollaps.

,,Nein!", spreche ich in den Hörer. Ich kann mich einfach nicht stoppen.

,,Was?", ertönt eine zweifelnde Stimme an dem Hörer. Shawn kramt erst noch in etwas herum, während er auf meine Antwort wartet. Aber als ich nichts sage, hält er in seiner Aktion inne. ,,Was nein?"

,,Nein!" Ich atme schnell die kalte Naturluft ein und stoße sie wieder aus. ,,Ich meine: Nein, ich möchte nicht, dass du länger wegbleibst."

,,Cassie, ich muss hier wirklich noch länger...", fängt er liebevoll an, doch wird von mir unterbrochen.

,,Erinnerst du dich noch daran, wie wir abgemacht haben, dass wir wenn es ernst wird, aus der ganzen Welt zu den jeweils anderen reisen würden?"

,,Ja, aber..." Er scheint wirklich nicht zu verstehen, was hier in Toronto abgeht. Wie soll er das auch wissen? Schließlich kann er auch nicht hellsehen.

,,Nein, Shawn! Heute ist so ein Fall. Ich denke, es könnte etwas Schlimmes passieren, wenn du jetzt nicht in den nächsten Flieger steigst und hierher kommst!", lege ich die Tatsachen auf den Tisch. Für ein paar Sekunden ist es bei Shawn seelenruhig, dann erklingt ein Lebenszeichen. Shawn räuspert sich erwachsen, atmet einmal tief in den Hörer und fragt dann: ,,Okay. Ich bin so gut wie auf dem Weg. Es dauert vielleicht ein paar Stunden, aber ich bin auf dem Weg, Cassie! Wir treffen uns in meiner Wohnung, okay?"

Etwas rumpelt an seinem Hörer, ein Stöhnen erklingt und dann ist die Leitung flach. Das Telefon piept unangenehm in mein Ohr, während ich wieder in das Krankenhaus trete.

Ich hasse es hier!

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Ich hasse Krankenhäuser sooo sehr...😶

Da ist alles so weiß und steril. Ich meine, sogar die Kinderstationen sind schlicht gehalten, dabei weiß doch jeder, dass Kinder sich so nicht wohl fühlen können. 🤷‍♀️

Naja, whatever...💃🏼

To be continued...❤️

Because I had you [Shawn Mendes FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt