Kapitel 25

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What do I know- Ed Sheeran

Heute scheint es soweit zu sein. Mein Bruder heiratet. Klar, kann man denken, dass ich deswegen traurig bin. Aber es ist das komplette Gegenteil der Fall. Meine Freude bringt mich fast zum Rasen. Ich stehe neben der Braut in einem hellblauen Samtkleid, während drei Frauen mich einkleiden, als wäre ich die eigentliche Braut. Kate schaut ab und zu nervös aus dem Fenster. Sie erwartet, dass ihre Familie hier auftaucht. Will hat mir noch gestern erklärt, was passiert ist. Als sie neu nach Toronto gezogen ist, hat ihre Mutter sich kurz vorher umgebracht. Ihr Vater ist schon seit Jahren im Gefängnis und ihre Geschwister haben sich nie wirklich für sie interessiert. Nach dem Tod ihrer Mutter ist sie zu ihrer Tante gezogen. Sie hofft, dass ihre Geschwister kommen. Aber sie werden nicht kommen. Keiner von denen. Nur ihre Familie aus Toronto kommt zu ihrer Hochzeit und das ist ein harter Schlag in die Magengrube. Schließlich möchte doch jede Braut, dass ihre Familie bei der Hochzeit dabei ist.

,,Glaubst du, sie kommen noch?", fragt sie aufgeregt ihre Trauzeugin Amalia. Sie ist Kates beste Freundin. Ihre Haare fallen perfekt über ihre Schulter, als sie sich zu mir umdreht und mich Hilfe suchend ansieht. Wahrscheinlich möchte sie ihrer Freundin nicht sagen, dass ihre Familie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht kommen wird. Das würde ich Heather genauso wenig sagen wollen. Und da ich nicht unbedingt den besten Draht zu Kate habe, nehme ich diese Zumutung auf meine Schultern.

,,Kate?", mische ich mich ein. Amalias Blick ist mehr als nur dankbar, sie fleht mich förmlich an, weiterzusprechen. ,,Ich denke, dass deine Familie nicht kommen wird. Vermutlich bin ich die letzte Person, die dir viel über Familie vorgaukeln kann, aber ich weiß, dass es ziemlich unwahrscheinlich ist, deine Geschwister hier anzutreffen. Und das tut mir leid. Es tut mir wirklich leid, Kate."

Kate schaut mich an, als hätte ich ihr gerade ins Gesicht geschlagen. Ich glaube sogar, dass ich noch nie einen Menschen so verletzt gesehen habe. Ihr Blick wird glasig, während ich wie angewurzelt auf der Erhöhung des Bodens stehe und ihren Blick meide. ,,Okay.", sagt sie sachlich. Damit habe ich zwar nicht gerechnet, aber es ist gut. ,,Und jetzt sorgen wir dafür, dass es trotzdem der schönste Tag deines Lebens wird.", führe ich meine Worte weiter. Die drei Damen schauen mich glücklich an, ehe sie sich wieder meinem Spiegelbild zuwenden. Das Kleid hat zwar die hässlichste Farbe aller Zeiten, aber es hat einen wirklich schönen Schnitt. Professionelle Menschen nennen das glaube ich Meerjungfrauenschnitt. Aber ich sage, dass dieses Kleid einfach nur den Hintern betont und vor Sexyness platzt. Ich weiß nicht, warum Kate sich für diese Kleider entschieden hat, aber auch ihr Hochzeitskleid entspricht nicht einmal annähernd meiner Vorstellung. Es liegt eng an ihren Körper und verteilt sich erst ab der Taille im Raum, wie ein Schwarm Bienen, wenn man ihr Nest mit einem Stock abstupst. Es ist wirklich wunderschön.

,,Du siehst wundervoll aus.", stupse ich Kate an. Ihr Blick ist stur auf ihr Spiegelbild gerichtet und reagiert nicht, als ich mich neben sie stelle und einen Arm um sie lege. Ihr eiserner Blick ist nur auf eine kleine Stickstelle ihres Kleider gerichtet. Mein Kleid rutscht am Ausschnitt ein wenig nach unten, woraufhin gleich zwei der Designerinnen danach greifen und irgendwelche Nadeln in das Kleid stecken. Ihre Handgriffe sind so schnell, dass ich ihnen nicht vernünftig folgen kann und meine Aufmerksamkeit deswegen wieder Kate widme. Sie lächelt mich an und sagt mit einem fröhlichen Sound in ihrer Stimme: ,,Danke."

...

Mr. McAllister reicht mir ein Formular, das ich laut ihm ausfüllen soll und das besagt, dass meine Mutter stets unter Beobachtung meinerseits steht und dass wenn etwas passiert, ich dafür verantwortlich bin. Während McAllister es fachlich für mich erklärt, spannt Chris sich neben mir kurz an. Eine Woche ist vergangen, in der Chris und ich jeden Tag miteinander verbracht haben. Bis jetzt hat noch keiner etwas davon gesagt, dass wir wieder zusammen sind, aber insgeheim sind wir es. Und das ist toll. Es fühlt sich gut an. Unsere alte Beziehung ist wie weggeflogen. Die Tatsache, dass Chris in Nordamerika nicht gerade unbekannt ist, zerrt ein wenig an mir, aber es ist okay. Im Allgemeinem hat sich mein Leben innerhalb ein paar Tagen so radikal verändert, dass Shawn komplett aus meinem Leben gestrichen wurde. Ich denke nicht mehr an ihm, meine Gedanken liegen nur bei Chris. Meine Träume versprechen auch Gutes von Chris, obwohl ich immer noch oft von meiner Mutter träume. Es ist beängstigend, wenn ich daran denke, dass ich mit meinem besten Freund geschlafen habe. Noch viel beängstigender ist aber die Tatsache, dass Chris und ich heute zusammen bei dr Hochzeit meines großen Bruders auftauchen und niemand wirklich über uns Bescheid weiß. Ich überfahre nicht nur meine Mutter total unerwartet mit der Info, dass ich einen neuen alten Freund habe, der nebenbei noch ein Model ist. Alle meine Freunde, sogar meine Familie wissen nichts über Chris und mir.

Heute Mittag habe ich lange überlegt, ob ich ihn absagen soll. Aber dann habe ich ihn im Anzug gesehen. Seine blauen Augen haben farblich perfekt zu der Krawatte gepasst und mich sofort in ihren Bann gezogen. Wie jedes Mal, wenn er mich ansieht. Früher sind sie mir nie so intensiv vorgekommen. Natürlich mag ich ihn nicht nur wegen seines Aussehens. Er ist außerdem sehr liebevoll, nett, nicht eingebildet, gut im Bett und das Beste ist, dass er mir dieses Gefühl gibt, etwas ganz Besonderes zu sein. Ich weiß natürlich, dass ich es nicht bin. Schon als ich fünf war, habe ich das verstanden, aber jedes Mal, wenn er mich küsst oder nur kurz berührt, flammt dieses Gefühl in meinem Magen auf.

Unter McAllisters misstrauischen Blick unterschreibe ich all die Formulare und gebe sie ihm zurück. Er schaut mir tief in die Augen und nimmt mir das Schreibbrett kritisch ab. Er merkt, wie unsicher ich bin, ob ich das alleine schaffe. Ich habe keine Ahnung, ob ich es schaffen würde, meine Mutter zu beruhigen, wenn sie wieder durchdreht und ich habe keine Ahnung, wie ich es schaffen würde, Spaß bei der Hochzeit meines Bruders zu haben, wenn meine Mutter an einem der Tische sitzt und mich beobachtet, unfähig sich überhaupt zu verständigen.

,,Wie wäre es, wenn ich ihre Mutter heute Abend begleiten würde?", durchbricht McAllister die Stille.

,,Ja!", juble ich ein wenig übertrieben auf, beruhige mich aber dann wieder. ,,Ja, das wäre sehr nett von Ihnen."

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Puh...😲 Es ist richtig schwer, ein vernünftiges Kapitel auf die Beine zu bringen, wenn man eine Blockade hat. 🤨😫 Ich sage euch, ich sterbe😂

To be continued...❤️

Because I had you [Shawn Mendes FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt