Dreiundzwanzig

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"Rey, du und Juno versorgt die Pferde. Elvira du kannst schon mal sie Decken als Nachtlager ausbreiten."

Erleichtert ging ich zu Brian. Alles war besser als diesen riesen Pferden nochmal zu nahe zu kommen. Obwohl der Ritt am Anfang ganz angenehm gewesen war, musste ich mir eingestehen, dass es trotzdem nicht meine Lieblingsbeschäftigung werden würde. Vor allem nicht nachdem ich gemerkt hatte wie anstrengend es werden konnte. Brian holte schon aus den Taschen Decken und Felle raus. Ich nahm sie und legte sie in einem Kreis hin. Dann endlich warf ich mich auf mein Lager und stöhnte zufrieden.

"Nichts da, wir müssen noch Feuerholz sammeln, wenn du heute noch eine ordentliche Mahlzeit willst. Außerdem rettet es uns in der Nacht vor dem Erfrieren", scheuchte mich Brian wieder hoch.

Ich warf ihm einen säuerlichen Blick zu und quälte mich wieder hoch sein selbstzufriedenes Grinsen ignorierte ich. Nachdem ich Feuerholz gesammelt hatte, überließ ich Brian, Rey und Juno das Kochen und ging zum Bach um mich wenigstens etwas zu waschen. Ich beugte mich übers Wasser und wusch gerade mein Gesicht als ein Schatten sich im Wasser spiegelte. Erschrocken fuhr ich herum und stieß einen spitzen Schrei aus als Perle riesengroß und gewaltig vor mir aufragte. Ich sprang zurück, rutschte im Schlamm aus und fiel ins Wasser. Prustend kam ich wieder hoch und sah zum Ufer, wo Perle sich nicht vom Fleck bewegt hatte und mich neugierig anstarrte. Zu allem Unglück machte sie einen Schritt nach vorne, direkt ins Wasser. Kreischend wich ich zurück. Plötzlich brach Brian durchs Gebüsch und blieb abrupt stehen als er die Szene betrachtete. Hinter ihm waren auch Rey und Juno angerannt gekommen und standen nun hinter ihm.

"Kann bitte einer von euch das Pferd weg nehmen?", fragte ich bibbernd.

Das Wasser war sehr kalt und ich hatte eigentlich nicht vorgehabt darin zu baden. Brian ging zu Perle, die neugierig den Kopf zu den dreien umgedreht hatte und lockte sie vom Ufer weg. Erst als sie aus meiner Sichtweite verschwunden war, traute ich mich ans Ufer. Rey zog mich die kleine Böschung hoch und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

"Wusste ja gar nicht, dass du so schreckhaft bist."

"Tja nicht jeder verspürt halt eine innige Verbundenheit zu diesen schrecklich großen Tieren", schoss ich zurück.

Er zuckte nur gutmütig mit den Schultern.

"Auf jeden Fall musst du aus den nassen Sachen raus. Meine Mutter hatte dir doch welche mitgegeben oder?", fragte er und zog mich hinter Juno hinterher, die schon wieder zurück gegangen war.

Ich nickte nur. Meine Zähne klapperten inzwischen so sehr, dass ich keinen vernünftigen Ton rausbrachte. Ich stolperte mehr zu meiner Tasche und nahm einfach die erstbesten Kleidungsstücke raus. Dann verschwand ich hinter einem Busch und versuchte mich aus den nassen Sachen zu schälen. Fluchend stellte ich fest, dass es schwieriger ging als ich gedacht hatte.

"Kann ich dir helfen?"

Ich fuhr herum und sah Juno an die zögerlich näher kam.

"Auf jeden Fall", antwortete ich.

Ärgerlich zog ich an den nassen Schnüren, die sich nicht lösen wollten damit ich die Bluse aufbekam. Ich zog demonstrativ daran und schaute zu Juno. Kurz zuckten ihre Mundwinkel. Dann kam sie zu mir und löste sehr geschickt die festgezurrten Knoten. Auch beim Anziehen half sie mir und so war ich relativ schnell wieder in trockene Sachen gehüllt. Ich seufzte erleichtert und bedankte mich bei Juno. Sie winkte nur ab. Zusammen gingen wir zurück. Inzwischen brannte das Feuer und ich setzte mich glücklich neben die Flammen um mich wieder aufzuwärmen. Brian rührte in einem Topf, der über dem Feuer hing.

"Bekommen wir jetzt deine kulinarischen Fähigkeiten zu schmecken", fragte ich süffisant.

"Sieh zu und lerne", gab er spöttisch zurück.

Ich grinste nur. Dann verteilte Rey das Essen und ich musste zugeben es schmeckte großartig. Leider. Na ja immerhin würden wir während der Reise nicht an  Hunger leiden. Ich nahm mir sogar noch ein zweites Mal, was Brian mit hochgezogener Augenbraue quittierte. Ich überging das großzügigerweiße. Später als ich in meine Decken gekuschelt lag unterdrückte ich ein Zittern. Meine Haare waren noch etwas nass und das Feuer wärmte nur von einer Seite. Außerdem hätte ich nicht gedacht, dass es in der Nacht draußen so kalt sein konnte. Ich drehte mich zur Feuerstelle hin und sah in die Glut. Ein Schnauben kam von den Pferden. Ich schoss hoch. Aber sie waren glücklicherweise nicht näher gekommen, sondern dösten immer noch angebunden an ihrem Platz. Ich knurrrte und kuschelte mich wieder in die Pelze. Jetzt raubten mir die Viecher auch noch den Schlaf. Meine Gefährten schliefen jedenfalls alle schon. Rey und Juno lagen so dicht nebeneinander, dass sie sich schon gegenseitig berühren könnten. Brian lag so, dass er uns alle im Blick hatte auch die Pferde. Ich denke mal er hatte einen sehr leichten Schlaf, weil er sich für uns alle verantwortlich fühlte. Meine Überlegungen endeten als mich der Schlaf übermannte.

~~~

"Aufwachen Federvieh sonst lassen wir dich hier."

Eine Hand schüttelte mich sanft. Mir war unglaublich warm und meine Augen ließen sich einfach nicht öffnen. Ich drehte mich von der Hand weg. Kurz darauf hatte ich schon wieder vergessen, dass jemand mit mir gesprochen hatte. Bis ich eine Hand auf meiner Stirn spürte und ein ziemlich heftiger Fluch mich unwillig seufzen ließ.

"Hey Vögelchen wach bleiben. Rey ich brauch ein nasses Tuch sofort", rief Brian neben mir.

Wozu brauchte er denn ein nasses Tuch? Ich beschloss, dass Brians Gedanken zu kompliziert waren um sie nachzuvollziehen und dämmerte wieder weg. Bis ein nasses Tuch in mein Gesicht klatschte. Ich fuhr hoch und öffnete mühsam die Augen. Alles drehte sich. Ich konzentrierte mich auf Brian, der neben mir saß.

"Kein Grund gleich die Foltermethoden auszupacken Fellknäuel", murrte ich und räusperte mich kurz darauf.

Huch, war das meine Stimme, die da so kratzig klang? Brian hob das Tuch auf und legte es in meinen Nacken. Meine Hand fuhr hoch, um es da wegzumachen doch Brian hielt sie fest.

"Lass es da. Kalte Umschläge helfen bei Fieber."

Ich blinzelte ihn verwirrt an.

"Ich bin nicht krank."

Zugegeben ich hörte ihn nur gedämpft, meine Augen fielen mir dauernd zu und mir war heiß und kalt zugleich. Aber ich war noch nie krank gewesen. Zumindest was Infektionen betraf. Bei Knochenbrüche sah das anders aus. Zum Beweis stand ich auf und kippte gleich darauf um. Mir war schwarz vor Augen. Ich blinzelte und sah in Reys besorgtes Gesicht. Er hatte mich anscheinend aufgefangen. Ich blinzelte zu Brian.

"Sterbe ich?", fragte ich ernsthaft, denn es fühlte sich verdammt nochmal so an.

In Brians Gesicht erschien ein Grinsen.

"Nein Vögelchen, von einer Erkältung und sei sie noch so heftig gewesen, ist bei uns im Rudel noch keiner gestorben. Es wäre sehr blamabel, wenn du die erste wärst."

Da musste ich ihm recht geben. Als ob ich von einer Erkältung und Fieber sterben würde. Pah, dazu waren wir Vögel zu widerstandsfähig.

Black Bird  Kristall und Feder Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt