Teil 6

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Überrascht von meinem Annäherungsversuch ließ Nick es zu, dass sich unsere Lippen für eine Sekunde berührten, ehe er mich geschockt von sich weg schob.
„Melli, was ist los mit dir? Du bist doch sonst nicht so!"
Er war sichtlich verwirrt und ich konnte es ihm nicht übel nehmen. Ich war verwirrt von mir selber.
Was ich hier tat wusste ich nicht. Hatte ich gerade ernsthaft versucht Nick zu küssen?
Ich wich noch ein Stück zurück, als er eh schon von mir weggegangen war. Ich kam mir bescheuert vor. Warum in Gottes Namen habe ich das getan?
Mein Gehirn war so vernebelt, dass ich keinen wirklich klaren Gedanken fassen konnte.
„Tsch-tschuldigung", nuschelte ich nur.
Ehe ich noch irgendwas anstellen konnte, öffnete sich die Tür, aus der wir vorhin auch gekommen sein mussten. Laute Musik erfüllte plötzlich die stille Nacht und aus dem Dunkel erschien ein Wincent.
Er schien überrascht uns beide hier vorzufinden.
„Oh, ich dachte du wärst alleine", stotterte er vor sich hin. „Aber wie ich sehe bist du in besten Händen. Dann gehe ich mal besser wieder."
Bevor er wieder nach drinnen verschwinden konnte, rief ich ihm schnell hinterher: „Nein warte, ich komme mit" und hakte mich bei ihm ein.
Was auch immer er von oder bei mir wollte, das war Schnee von gestern und so gingen wir wieder in den Club ohne ein Wort miteinander zu reden. Wobei reden sowieso nicht mehr wirklich drin war, denn irgendjemand hatte während meiner Abwesenheit die Musik so laut aufgedreht, dass die Boxen schon auf und ab sprangen.
Und so strich der restliche Abend oder besser gesagt Morgen dahin ohne dass etwas weiteres spannendes passierte.
Ich war zwar eigentlich ziemlich fix und fertig und wollte nichts lieber als nach Hause, doch um kurz vor eins von der Party meiner beiden besten Freundinnen abzuhauen, kam mir dann irgendwie falsch vor.
Deshalb hockte ich die letzten Stunden an der Bar herum und beobachtete alle wie sie jede Menge Spaß hatten.
Die Stimmung bei mir war schon vor ein paar Stunden eindeutig in die falsche Richtung gekippt und jetzt lag sie ganz am Boden. Missmutig starrte ich die tanzende Menschenmasse an.
Ich sollte glücklich sein, ich sollte feiern, ich sollte mich in Mitten all die Menschen stürzen. Doch Lust hatte ich keine und noch dazu war mir von den vielen Cocktails unglaublich schlecht und schwindelig. Ruhig an der Bar sitzen war da im Moment die bessere Option.

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