Teil 12

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Wir saßen bis spät abends in der Bar. Währenddessen hatten wir so viel getrunken, dass wir alles um uns herum vergessen hatten und die ganze Zeit nur lachten.
Mein Handy war auf nicht stören gestellt, weshalb sich meine Familie und meine Freunde bestimmt fragten, wo ich war. Aus irgendeinem Grund war mir das total egal, ich genoss völlig den Moment.
Wie oft kam es schon dazu, dass man Wincent Weiß alleine in einer Bar traf?!
Ich hatte völlig vergessen, dass es erst heute morgen gewesen war, dass ich diese wichtige Klausur verhauen hatte. Hatte völlig vergessen, mit wem ich hier gerade so wild lachte - mit dem Mann, der mich noch gestern zum Weinen gebracht hatte, der mich noch heute Morgen zum Verzweifeln gebracht hatte. Alles wie vergessen.
Stattdessen saß ich hier - quasi fast auf seinem Schoß - und trank ein Bier nach dem anderem. Tatsächlich wurde mir schon langsam schlecht, denn eigentlich war ich gar nicht so der große Biertrinker, doch weil ich erstens wusste, dass Wincent der größte Bierliebhaber der Welt war und weil zweitens alles andere viel zu teuer war wenn man überlegte was für Massen wir davon trunken, blieb ich lieber bei Bier.
Wir lachten die ganze Zeit so laut, dass sich die anderen Leute bestimmt bereits von uns gestört fühlen mussten. Wir waren schließlich nicht in einem Club, sondern in einer stinknormalen Bar, in der sich der 50-jährige Mann ein kleines Feierabendbier gönnt.
Mein betrunkenes Ich schien überhaupt keine Grenzen zu kennen. Immer wieder landete eine meiner Hände auf seinem Oberschenkel, auf seinem Nacken oder sonst wo. Doch auch Wincent schien da nicht ganz unschuldig dabei zu sein.
Gerade als Wincent zwei Tequila Shots bestellte, blinkte mein Handy auf. Lina rief an. Wenn jemand zwei Mal unmittelbar hintereinander anrief, lief der Zweite trotz ‚nicht stören' durch. Ich legte auf.
„Der Tradition wegen", sagte Wincent und stieß grinsend mit mir an. Normalerweise musste man etwas schon öfter machen, um es Tradition nennen zu können, aber ich erwiderte einfach mal nichts und kippte mein Glas herunter. Leider hatte der Barkeeper uns diesmal zwei Zitronen gegeben, weshalb ich nicht auf einen Kuss von ihm hoffen konnte.
Dennoch konnte mein betrunkenes Gehirn das nicht auf sich sitzen lassen und gab meinem Mund den Befehl Wincents näher zu kommen, bis unsere beiden Lippen sanft miteinander verschmolzen.


// Das war's mit dem Leseabend. Morgen geht's ganz normal weiter. Gute Nacht ❤️

asystoliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt