Kapitel 22

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Ein paar Stunden später, nachdem wir beide genug getrunken hatten, liegen wir wieder auf der selben Lichtung wie am Vortag und ich fordere May auf von ihrem früheren Leben zu erzählen.

Sie widerspricht erstaunlicher Weise überhaupt nicht und fängt sofort an zu erzählen:

"Also. Wie du wahrscheinlich weißt, bin ich nicht einmal ansatzweise so alt wie du. Ich bin 2150 im Süden von Volterra geboren.

Ich hatte eine superschöne Kindheit, naja bis ich 4 wurde...
An meinem 4. Geburtstag wollte ich mit zwei besten Freundinnen und mit meinen Eltern in einen Freizeitpark fahren, aber auf dem Weg dort hin kam uns auf einmal ein Auto entgegen, das auf der falschen Spur fuhr, meine Eltern probierten noch dem Auto auszuweichen, aber es war zu spät... Das andere Auto rammte in uns rein und ich hörte überall Schreie und sah überall Blut dann würde alles schwarz vor meinen Augen.

Als ich wieder aufwachte, lag ich in einem Krankenhausbett, ich war angeschlossen an ein paar Maschinen, aber sonst schien es mir gut zu gehen, also setzte ich mich auf und schaute nach meinen Eltern und Freundinnen, aber ich war ganz alleine...

Kurz darauf kam eine Krankenschwester oder Ärztin in mein Zimmer. Ich kann mich noch genau an unser Gespräch erinnern:
Sie setzte sich zu mich ans Bett und sagte: 'Hey, Kleine, möchtest du mir vielleicht sagen, wie du heißt?'

'May', habe ich gemurmelt.

'Hallo May, wie geht es dir denn?'

'Gut'

'Möchtest du vielleicht etwas zu essen oder trinken haben?'

Ich schüttelte nur schüchtern den Kopf, aber auf einmal packte mich wieder die Angst, was mit meinen Eltern ist, also fragte ich ganz plötzlich hektisch: 'Wo sind meine Eltern... und meine Freundinnen?'

'May, ich muss dir etwas sagen...', in dem Moment wusste ich schon was passiert war, denn so haben meine Eltern auch immer angefangen, wenn einer meiner Großeltern verstorben ist, ja ich hatte mit meinen vier Jahren keine Großeltern mehr, Tanten oder Onkel hatte ich noch nie gehabt, ich hatte nur noch meine Eltern... aber trotzdem war ich immer glücklich.

'... deine Eltern und deine Freundinnen mussten leider von uns gehen, sie leben jetzt im Himmel und werden immer über dich wachen. Und falls du sie einmal brauchst zum Reden oder so, dann musst du wissen, sie sind immer bei dir und zwar hier.' Dabei zeigte sie auf mein Herz..."

Ich sah das May die Tränen über die Wangen liefen, aber ich wollte sie nicht unterbrechen, deshalb ließ ich sie weiter reden:

"Naja, dann wurde ich in ein Heim gebracht, ich fand keine Freunde, was wahrscheinlich daran lag, dass ich fasst nur weinte und mit niemandem redete. So verging ein Jahr. An meinem 5. Geburtstag oder dem Todes Tag meiner Eltern und meinen zwei einzigen und besten Freundinnen, gratulierte mir jeder doch ich lächelte kein einziges Mal, weil sich meine Gedanken die ganze Zeit um die vier wichtigsten Personen meines Lebens drehten...
Also ging ich raus in den Garten, um nicht die ganze Zeit fröhliche Gesichter zu sehen, doch diese wären mir lieber gewesen, als das was in Wirklichkeit passierte. Das Waisenhaus fing an zu brennen. Da sich das Feuer so schnell ausbreitete, konnte leider keiner mehr aus dem Haus entkommen. Und schon wieder an meinem Geburtstag starben mehrere Menschen, zwar hatte ich dieses Mal zu niemand wirklich eine Beziehung, aber trotzdem ging mir dieser Verlust sehr nahe, denn mir wurde klar, dass mich nun keine Menschenseele mehr auf der Welt kennt und das es niemanden mehr gibt, der sich um mich kümmert. Aber ich dachte auch, das es meine Schuld ist, wenn Menschen sterben, weil es jedes Mal an meinem Geburtstag war. Also fing ich an zu Rennen, um allen Menschen zu entfliehen, ich wollte, dass nie wieder ein Mensch wegen mir sterben muss, also wollte ich nicht, dass irgendjemand mich kennen lernt und somit versteckte ich mich im Wald bis mich jemand fand und zu euch brachte und ... naja den Rest von meiner Geschichte kennst du wahrscheinlich."

Nachdem sie fertig war, schaut sie mich kurz an wie, wenn sie wirklich dachte, sie war für den Tod dieser Menschen verantwortlich. Ihr Blick sieht aus als ob sie sich bei mir dafür entschuldigen wolle.
Als ich sehe, wie ihre Augen wieder feucht werden und sich langsam mit Tränen füllen, nehme ich sie in den Arm und versuche sie zu trösten, obwohl ich wirklich gar nicht gut in sowas bin.

Nachdem wir einige Zeit so da liegen, fällt mir ein, dass ich mich um die gleiche Zeit wie gestern mir Caleb treffen wollte und laut dem Stand der Sonne ist bis dahin nicht mehr viel Zeit.

Ich murmle ein leises Scheiße, woraufhin May meint:" Ich weiß, dass das scheiße ist. Das musst du mir nicht noch extra sagen."

"Nein Nein, ich meine etwas anderes! Ich bin verabredet. Ich bringe dich jetzt nach Hause." Erkläre ich ihr hektisch und renne auch schon mit ihr an der Hand los.

Auf dem Weg zum Schloss / Burg durchlöchert sie mich mit fragen und nörgelte rum, doch ich gehe auf nichts ein, da das nur Zeit vergeuden würde.

Es ist, wenn mich mein Zeitgefühl nicht täuscht, was es natürlich nicht tut, nämlich schon 15:53 Uhr. In den sieben Minuten die mir noch bleiben muss ich noch nach Hause rennen, wenn ich angekommen bin muss ich darauf achten, das niemand mich und May zusammen sieht, dann muss ich sie wieder einsperren. Moment Mal ich habe May doch bevor ich Caleb gejagt habe auch eingesperrt, aber als ich zurück kam, war sie nicht mehr in dem Zimmer. Egal ich habe jetzt nicht genug Zeit um mir Gedanke darüber zu machen, aber ich muss mir merken das ich das später noch zu Wort bringen muss. Ich dem Moment fällt mir auf, dass ich stehen geblieben bin und May mich verdutzt anschaut, das sieht unglaublich süß aus, aber nicht süß genug um zu vergessen das ich jetzt nur noch 5 Minuten habe. Also laufe ich weiter.
Als wir kurz darauf im Schloss/Burg ankommen, begegnen wir auf den Gängen zum Glück niemanden. Auch vor Mays Zimmer ist kein Volturi Mitglied, sodass ich sie einfach in ihr Zimmer begleiten kann, ich bleibe natürlich nicht drinnen, sondern schließe von außen trotz ihrem Gemecker, Geschrei, Schägen und Drohungen (meine Güte für ihr Alter hat sie ganz schön krasse Ausdrücke drauf) gegen die Eisentür ihr Zimmer ab.

Ich weiß, dass ich das nicht machen soll und, dass das fies ist, weil sie mir sogar ihre Lebensgeschichte anvertraut hat, aber was hätte ich den sonst machen sollen, sie würde mir sonst wahrscheinlich gerade hinterherlaufen oder mir heimlich folgen und dann später alles den Meistern erzählen.
Ich weiß, auch dass die drei es sowieso früher oder später erfahren würden wegen Aros Gabe, aber ich mein bis dahin ist Caleb entweder sowieso schon tot oder er ist nicht mehr hier in Volterra(obwohl das für sie eigentlich kein Hindernis wäre).

Schon zum zweiten Mal an diesem Tag fällt mir auf, dass ich mich von meinen Gedanken hab mitreißen lassen, sodass ich jetzt nur noch ein bisschen weniger als 2 Minuten habe, aber ich bin mir ziemlich sicher das ich es trotzdem noch pünktlich zu Caleb schaffen sollte, ich bin ja schnell. Also renne ich los und wie erwartet ist es noch nicht ganz 16:00 Uhr, als ich ankomme.

Er sitzt mit geschlossenen Augen auf einem der morschen Stühle, den er sich neben den Pavillon in die Sonne gestellt hat. Als ich ihn sehe wie er so da sitzt, bleibe ich eine weile stehen und beobachte ihn. Wenn sein Gesicht so entspannt ist, sieht er aus als würde er schlafen, aber an seinem Atem merke ich, dass das nicht der Fall ist.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 02, 2018 ⏰

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