Brunnengeist

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Brunnengeist

Leise fielen diese niederschmetternden Worte... „Ich liebe dich nicht. Das habe ich nie und werde ich auch nie." Ausgesprochen von den Lippen einer wunderschönen Frau. Blondes Haar umschmeichelte wie Tüll ihre Wangen und umrahmte ihr Gesicht welches so liebe Blicke werfen konnte. Doch jetzt sah er nichts mehr außer der Gefühlskälte in ihnen wiederspiegeln...

Wie konnte er sich nur in ihr täuschen? Wie konnte es ihr so leicht fallen ihm mit Lügen zu bezirzen und in ihm Träume zu wecken von der sie nie vor hatte sie wahr zu machen? Wieso ließ sie es zu das er um ihre Gunst kämpfen durfte. Mit ihrem Vater, den Baron dieser Ländereien, Abende lang zu argumentieren sodass er ihm endlich seinen Segen geben würde. ...Vorausgesetzt sie würde seinen Antrag annehmen..

Doch die Worte die schlussendlich ihren schön geschwungenen Mund verlassen hatten, waren alles andere als erfreulich.. Sie hatten sein Herz getroffen, schärfer und gefährlicher als es je der schärfste Dolch oder der spitzeste Pfeil vermocht hätte. Ihr distanzierter Blick und das belustigte Lachen im Ohr, war wie eine Tracht Prügel mit einem heißen Schürhaken...

Noch in der selben Nacht war der junge Mann davon geritten. In aller Stille der Dunkelheit, weit über die Grenze Provinz hinaus. Getrieben von Herzschmerz und blind vor Trauer ließ er die Felder und Wälder an sich vorbei ziehen ohne ihnen eines Blickes zu würdigen. Nur die Gestirne, die Sterne am Firmament vermochten es seinem Leiden ein wenig Linderung zu verschaffen. Sie gaben ihm das Gefühl nicht ganz einsam auf der Welt zu sein. Sie flüsterten mit ihrem Licht ihm Hoffnung zu ohne ihn zu bedrängen. Sie akzeptierten seinen Schmerz und ließen ihn zu. Und auch wenn er das nicht merkte, führten sie ihn...

Sein Pferd galoppierte nicht mehr sondern war in einem regelmäßigen Trab verfallen. Die Tränenspuren auf seinen Wangen schimmerten im Mondlicht und der Mond hatte Mitleid mit ihm. Je tiefer der Reiter ins innere des Waldes gelangte, desto langsamer schien die Zeit zu vergehen. Glühwürmchen mit den Farben der Sterne erhellten seinen Weg und führten ihn einen Pfad entlang welcher wohl nur für die Geister bestimmt war. Hinein und immer tiefer bis er das erreichte was sein vorbestimmtes Ziel war. Steinplatten ebneten seinen Weg für eine Marmortreppe hinauf zu einem in Moos und Efeu gebetteten Brunnen. Der Ursprung der Glühwürmchen wie es schien...

Er stieg von seinem Ross und ging voller Ehrfurcht die steinernen Treppen hinauf. Etwas schien ihn zu diesem magischen Ort hinzuziehen welcher eine solch ruhige Ausstrahlung besaß. Als wären die Sterne selbst herab gestiegen und hätten sich hier zur Ruhe gelegt.

Er trat näher und legte die Hände auf den bröckeligen Stein des Brunnens. Er war das einzige was nicht auf dieser Lichtung perfekt war. Im Gegensatz zu der Treppe, war dieser aus Sandstein und nicht von Dauer... Man sah ihn den Regen und die Jahre seines Bestehens an, dennoch war die Wasseroberfläche so klar und rein... Der schmerzleidende Reiter sah in den Brunnen sich selbst, seine Augen welche die Hoffnung aufzugeben suchten und sein gezeichnetes Gesicht welches ein hartes Leben gelebt hatte. Und er sah den Mond... in all seiner Pracht und Vollkommenheit...

„Ich sehe dein Herz... der Klang deines Herzens ist so wunderschön.." Der Reiter sah voller Erstaunen auf die Wasseroberfläche auf die Spiegelung des Mondes.. Ein Gesicht verbarg sich hinter den Zügen des Mondes und lächelte ihm zu. Er neigte sich näher der Wasseroberfläche. „Wie könnte es schön klingen wenn es doch gebrochen ist..?", sprach er mit einem kummervollem Lächeln. Das Gesicht tauchte auf und kam so dem seinen Näher, fließendes weißes Haar umrahmte das Gesicht eines Mädchens welches nie von Leid getrübt wurden war. „Sie spielen die schönste Musik da sie wirklich vermochten zu lieben... in ihrer reinsten Form. Sag... wie schaff ich es das mein Herz auch so schön schlägt." Darauf schüttelte der Reiter traurig den Kopf. „Es ist schön, da vermagst du recht zu haben. Aber noch schöner klingt es im Duett... weißt du... wenn sie im gleichen Takt schlagen, dann vergisst die Welt die zwei sich Liebenden. Und die zwei sich Liebenden vergessen die Welt. Etwas schöneres vermag wahrlich nicht auf der Erden zu wandeln." Darauf sah das Mädchen aus dem Brunnen hinauf zu den Sternen und schwieg lange und der Reiter erkannte Sehnsucht in ihren Blicken. Schließlich erhob sie doch wieder die Stimme und sah ihn mit dem selben Blick an. „...Sag Mensch.. vermag auch der Mond zu lieben? So wie du es getan hast? Und wie du es bitte wieder tun solltest..? ...Den Kummer lässt dein Herz langsamer schlagen..." Mit einem warmen Lächeln betrachtete der Reiter das Mädchen welche der Mond ist. „Ich weiß nicht ob du zu lieben vermagst... aber wenn du den Herzschlag eines Menschen gerne hörst.. dann bleibe ich bei dir und du darfst den meinen lauschen. Denn welcher Mensch hätte schon die Ehre sein schlagendes Herz dem Mond zu verweigern..?" Darauf stemmte sich die junge nackte Frau auf den Sim des Brunnens, mit dem Reiter auf Augenhöhe und strahlte ihn vor Freude an. „Das würdet ihr für mich tun?? Obwohl eure Leben ein Ende kennt wollt ihr es mir widmen?" Der Reiter nickte und wischte sich die Tränenspuren von den Wangen, sein Kummer verschwand mit jedem Moment welchen er mit dem Mondmädchen aus dem Brunnen verbrachte. Und er blieb sein bei ihr solange er konnte, bereuen tat er es nie...


"Eine kleine Idee meinerseits :3"

Autor: Lauriefea

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