IV

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„Lloyd, wollen wir mal zusammen etwas trinken gehen?" Kais Blick huschte über seinen blonden Freund, welcher damit beschäftigt war die Theke abzuwischen. Seine grünen Augen schauten zu ihm auf und er sah Kai überrascht an. „Was trinken gehen? So richtig in einer Bar?"

Kai musste über diese Reaktion schmunzeln. „Ja so richtig in einer Bar. Du bist doch über 18 oder? Du siehst jedenfalls so aus."

Lloyd hielt in seiner Bewegung inne. Mit hochgezogener Augenbraue antwortete er Kai schließlich. „Ich habe meine eigene Bäckerei. Natürlich bin ich dann schon über 18." Kai hob seine Hände entschuldigend in die Höhe.
„Gut, dann treffen wir uns heute Abend." Mit diesen Worten verabschiedete er sich von ihm und verließ mit einem kurzen Zwinkern die Bäckerei.

Etwas überrascht hatte ihn Lloyds Reaktion schon. Wenn er unter 18 wäre, hätte er ja verstanden weshalb Lloyd so überrascht klang. Aber da er ein erwachsener junger Mann war, der eigentlich hin und wieder mal ein Bier trinken gehen sollte.. es sei denn: Lloyd war noch feiern gewesen. Aber nein, das konnte doch nicht sein. Oder etwa doch?

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„Das rote oder das weiße Hemd?", fragte sich Kai murmelnd. Seit dem er die Bäckerei verlassen hatte, waren einige Stunden bereit vergangen und er stand wie immer vor seinem Kleiderschrank und konnte sich nicht entscheiden was er anziehen sollte. Obwohl ihm das Weiße besser stand, tendierte er zu dem Roten, da er die Farbe so gern mochte. Zu seinem Glück regnete es nicht, doch er nahm vorsichtshalber seinen Regenschirm mit. Mit schnellen Schritten verließ er seine Wohnung und machte sich auf den Weg zu dem vereinbaren Ort, den er Lloyd per SMS geschickt hatte.

„Geschlossen wegen Renovierung", stand an der Eingangstür zu der Bar, in der er sich mit Lloyd treffen wollte. So ein Pech aber auch. Stirnrunzelnd überlegte Kai, wo sie denn stattdessen hingehen könnten. Ihm fiel die Disco ein, die sich auf der Parallelstraße befand. Schnell simste er Lloyd den neuen Standort und machte sich auch selbst auf den Weg.

„Kai!", hörte er hinter sich jemanden rufen. Beim umdrehen entdeckte er Lloyd, welcher zu ihm lief und vor ihm stehen blieb um erst einmal Luft holen zu können. „Hey." Lloyd hob seinen Oberkörper und umarmte Kai.
„Ich dachte wir wollten uns an der Bar treffen?", fragte er und spielte währenddessen mit Kais rechter Hand. Er verschränkte sein Hand mit Kais und ließ sie wieder voneinander los, um sie erneut miteinander zu verschränken. Kai beobachtete das Spektakel, während er antwortete. „Es ist leider geschlossen. Ich hatte überlegt, dass wir stattdessen ins Candies gehen. Das ist eine kleine Disco gleich hier um die Ecke." Lloyd nickte langsam zustimmend und folgte Kai.

Die beiden warteten in der Schlange bis auch sie endlich hinein passieren durften. Die Disco war doch nicht so klein wie Kai zuerst dachte. Es handelte sich um eine riesige Halle in schwarz, die von Farblichtern erhellt wurden. Mehrere Treppen führten zu den unterschiedensten Orten, wir zum VIP-Bereich oder zu den Toiletten. Und in der Mitte eine riesen Menge an Menschen. Die meisten tanzten und tranken währenddessen etwas, während andere sich an der Bar besauften.

Kai spürte wie Lloyd sich ihm weiter näherte und nach seiner Hand griff, um nicht verloren zu gehen. Die beiden durchschritten die Menge und je weiter sie hineingingen, desto lauter wurde die Musik. Irgendwie schafften sie es an der Bar anzukommen und setzten sich hin. Kai bemerkte, wie Lloyd sich immer wieder umschaute und nervös wirkte. „Lloyd? Geht es dir gut?", fragte ihn Kai und legte eine Hand auf seine Hüfte und beugte sich sanft zu ihm. Lloyd nickte langsam. Wahrscheinlich brauchte er etwas Alkohol, um sich entspannen zu können.

„Was kann ich Ihnen bringen?", fragte in dem Moment der Barkeeper, welcher einige Gläser mit einem Handtuch trocknete. „Zweimal einen Sex on the Beach bitte", bestellte Kai und widmete sich wieder Lloyd zu. Er legte seine Finger sanft auf Lloyds Kinn und blickte in seine wunderschönen Augen. Er presste seine Lippen auf die des anderen und küsste ihn. Er hoffte, dass es Lloyd durch den Kuss besser gehen würde. Denn jedes Mal wenn Kai ihn küsste, fühlte er sich sicher und geborgen. Hoffentlich fühlte Lloyd das Selbe. Ihre Lippen lösten sich voneinander und Lloyd wirkte schon etwas entspannter. Der Barkeeper stellte ihre Getränke auf den Tisch und Kai nahm einen großen Schluck davon. Lloyd griff nach einem Strohhalm und steckte diesen in sein Glas um anschließend langsam die alkoholisierte Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Kai ging das Herz auf, als Lloyd zu ihm aufschaute während er an seinem Strohhalm saugte.

Besser?" Lloyd nickte.

Die beiden beobachteten die tanzende Menge während sie immer weiter von ihrem Getränk schlürften.

Der Abend neigte sich langsam dem Ende zu. „1-2-3", die beiden tranken ihre Gläser mit Vodka aus und schüttelten ihre Köpfe, als sie den Alkohol in ihren Körpern spürten. Lloyds Wangen waren mittlerweile gerötet und er wurde deutlich gesprächiger. „Habe ich schon erwähnt , dass ich mich so leicht wie eine Feder fühle? Alles prickelt hahah! Das fühlt sich ja super toll an. Komm lass uns tanzen!", nuschelte er und stand auf und zog an Kais Ärmel. Lloyd hatte deutlich etwas zu viel intus. Dabei hatten sie nicht einmal so viel getrunken.

Kai ließ sich von Lloyd zum tanzen überreden und betrat mit ihm den Dance Floor. Lloyd hob die Arme in die Höhe und fing an zu tanzen, während Kai nur etwas hin und her wackelte und die Arme etwas bewegte. „Kai! So tanzt man nicht! Komm ich zeigs dir", Lloyd nahm Kais Hände und zog ihn mit einer schnellen Bewegung zu sich, so dass er gegen Lloyds Brust knallte. Er bewegte ihre Arme nach links und rechts und sprang etwas währenddessen.

Kai folgte seinem Beispiel und beobachtete, wie glücklich Lloyd wirkte. So frei von jeglichen Sorgen und so unschuldig. Diesen Moment würde er für immer in seinem Gedächtnis gespeichert haben.

„Ich wusste gar nicht, dass Alkohol so toll sein kann! Ich hätte das trinken sollen, nachdem meine Eltern starben. Dann wäre ich sicher etwas glücklicher gewesen", erzählte er mit einem fetten Grinsen auf dem Gesicht und bewegte die Hüften zu der Musik.

Lloyds Eltern waren tot?, fragte sich Kai in diesem Moment. Langsam erstarb sein Lächeln von vor eben.
Seine Mundwinkeln wanderten nach unten.

In diesem Moment realisierte er, dass er absolut gar nichts über Lloyd wusste.

Bad Baker | greenflameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt