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„Ich habe solche Kopfschmerzen", beklagte sich Lloyd und reckte sich auf dem Bett. Kai drehte sich auf dem Stuhl dramatisch zu ihm um und lachte.

„War ja auch klar, soviel wie du getrunken hast", er beobachtete, wie Lloyd anfing zu stöhnen und die Hand auf die Stirn legte.

„Erinnere mich daran, das nie wieder zu wiederholen. Ich sehe schon das weiße Licht am Ende des Tunnels."

„Jetzt übertreib mal nicht Lloy-" Er drehte sich zu Kai um und legte den Zeigefinger auf die eigenen Lippen.
„Psst, nicht so laut."

Augenverdrehend- dennoch schmunzelnd- drehte er sich wieder an sein Laptop und widmete sich seiner Arbeit zu. Er war dabei die gestrigen Aufnahmen vom Club von seinem Handy auf sein Computer zu packen.

Schließlich sprach ihn Lloyd darauf an, was er tat: „Ich schaue mir die Fotos an, die wir gestern Abend geschossen haben"

Sofort wurde der kleine Blonde hellhörig und sein Kater war wie weggepustet. Neugierig setzte er sich auf und krabbelte auf die andere Seite des Bettes. Bei dem Versuch aufzustehen, verlor er fast das Gleichgewicht und Kai zog ihn schnell mit einer Hand zu sich.

„Immer mit der Ruhe Kleiner", Er setzte Lloyd auf seinem Schoss ab und die beiden sahen sich die ganzen Bilder an. Auf den meisten Bildern war Lloyd zu sehen wie er glücklich in die Kamera lächelte. Meistens waren es Fotos von ihm auf der Tanzfläche oder Selfies von ihm und Kai an der Bar.

„Kannst du mir die mal per Mail schicken?", fragte Lloyd und lehnte sich an Kais Schulter. Dieser nickte und gab ihm einen Kuss auf den Hinterkopf.
Mit ein-zwei Mausklicken griff Kai auf seine E-Mails zu und sendete Lloyd alle Bilder.

Plötzlich klingelte es. Lloyd blickte seinen Freund fragend an, welcher wiederum ebenfalls überrascht wirkte.

„Warte kurz, ich bin sofort da", mit diesen Worten stand Kai auf und verließ das Zimmer. Lloyd machte sich auf dem Sitz gemütlich und blickte noch einmal einige Bilder an. Bei dem Selfie von Kai und ihm musste er schmunzeln. Sein Blick wanderte auf die immer noch geöffnete E-Mail Seite.

Vielleicht sollte ich ihn abmelden? , fragte sich Lloyd und klickte drauf. Bei der Suche nach dem Abmeldeknopf wanderte sein Blick über die empfangen E-Mails, welche auf der linken Seite angezeigt wurden.
E-Mails über Sparverträge, Sonderangebote bei Klamottenläden, E-Mails von einem Cole Black und - was Lloyd stutzig machte- eine E-Mail von einer Skylor.

Er wollte Kais Privatsphäre nicht belästigen, aber er war einfach ein zu neugieriger Mensch. Es würde ja nichts machen kurz reinzulesen.
Nach einer elend langen Diskussion in seinem Kopf, entschied er sich dafür die E-Mail zu lesen.
Sie war relativ kurz gehalten.

Schatz, ich vermisse dich so sehr! Ich freue mich schon aufs Wochenende😉❤️❤️❤️❤️❤️❤️

xoxo Skylor

Lloyd sah perplex auf die Wörter und las sie mehrfach. Da war doch irgendwie was falsch. Er sah auf das Absenddatum. Vor 15 Stunden. Also als Kai und er noch im Club waren.
Aus einem Gefühl heraus klickte er auf den Papierkorb. 201  gelöschte E-Mails. Und alle waren von dieser Skylor.

Lloyds Gedanken flogen umher. Er war verwirrt. Hatte Kai eine Affäre mit der? Oder noch schlimmer: Hatte er nur eine Affäre mit Lloyd und war eigentlich mit Skylor zusammen?

Lloyd durfte jetzt nicht überreagieren. Er hatte sowas schon oft in Filmen gesehen. Das Mädchen wurde immer wütend und fing Streit an, obwohl es sich lediglich um ein Missverständnis handelte. So wollte Lloyd nicht sein. Zuerst brauchte er handfeste Beweise.

Er öffnete den Order mit den abgesendeten Nachrichten. Dort war nur eine zu sehen. Und wie es der Zufall wollte, war es eine Antwort an Skylors geschickte Nachricht von vor einem halben Tag.

Ja das Treffen steht.

Kai❤️

Lloyd spürte ein leichtes Ziehen in seinem Herzen. Seine Augen fingen an zu brennen und sein Kopf fing an zu pochen. Er musste hier raus. Unbedingt. Schnell schloss er die E-Mail und wechselte auf die Galerie.

Er zog sich seine Sachen von gestern Abend an und schnappte sich seine Jacke. Er versuchte die Tränen zu verdrängen. Nicht jetzt. Noch nicht.

Er ging zur Tür, vor der Kai und sein Nachbar redeten. Lloyd versuchte die beiden zu ignorieren und zwängte sich durch die Tür.

„Lloyd? Wohin gehst du?", hörte er noch Kai rufen, aber antwortete nicht. Denn wenn er auch nur sein Mund geöffnet hätte, würde er schluchzen und schlussendlich weinend wie ein Wrack auf dem Boden liegen.

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Er antwortete Kai nicht. Schon seit Stunden versuchte er Lloyd zu erreichen. Er hatte ihn schon mindestens 20 Mal angerufen, aber jedes Mal ging nur die Mailbox ran.

„Lloyd verdammt nochmal was ist los?", stellte er sich schon seit Stunden die Frage.

Es war schon kurz vor Acht und sein Bauch fing an zu knurren. Er machte sich auf dem Weg in die Küche, jedoch war im Kühlschrank nichts essbares vorzufinden.

Vielleicht könnte er ja Pizza kaufen und zu Lloyd fahren?

Mit diesem Gedanken machte sich Kai auf dem Weg zu seinem Auto und fuhr zu dem nächstbesten Pizzaladen. Glücklicherweise lag dieser in der Nähe von Lloyds Bäckerei. Wenn er Glück hatte, würde er Lloyd im Laden vorfinden.

Die Tür zu dem Laden öffnete sich und der herrliche Geruch von Käse überzog Kais Nase. Die plötzliche Wärme aus dem Ofen ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen.

„Guten Tag bei Pizza Hut. Ihre Bestellung?", fragte die Kassiererin ihn. Sie sah ihn erwartungsvoll an und hatte die Finger auf den Tasten, bereit die Bestellung einzugeben.

„Ehm eine Margarita-Pizza bitte."

„Welche Größe?"

„Hmm eine Mittlere. Oder nein, vielleicht doch eine Große."

„Eine große Margarita. Kommt sofort! Stellen sie sich doch bitte an der Seite an." Mit diesen Worten widmete sich dann die Kassiererin dem nächsten Kunden zu und Kai tat wie geheißen. Er stellte sich an die „Abholschlange" und wartete auf seine Pizza. Eine gefühlte Ewigkeit später kam er an die Reihe und nahm seine Pizza entgegen.
Mit einem „Danke" verließ er den Laden und machte sich auf den Weg zur Bäckerei.

Er drückte die Pizza an seine Brust und genoss die Wärme, die sie ausstrahlte. Schließlich erreichte er die Bäckerei und sah schon Lloyds Silhouette. Mit einem Grinsen öffnete er die Tür und hob den Blick zu Lloyd. Doch sein Lächeln erlosch, als er sah, wie Lloyd einem anderen Typen die Lippen auf den Mund legte. Die beiden fingen an sich zu küssen. Kai fiel fast die Pizza von den Händen. Zitternd schloss er die Tür wieder und ging.

Bad Baker | greenflameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt