Kapitel 9

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Wenige Minuten später – Nate hatte eingewilligt, zu apparieren –saßen sie im Wartezimmer. Nate hatte das jüngste Familienmitglied, das er Mira getauft hatte, mitgenommen und widmete ihr seine ganze Aufmerksamkeit. Harry genoss es, ihn so liebevoll mit seiner Tochter umgehen zu sehen. Es war ein wunderbares Schauspiel. „Mr Potter, bitte." Einen Augenblick später saßen sie im Behandlungszimmer. „Guten Tag", begrüßte der Heiler sie. „Was kann ich für Sie tun, Mr Potter und ... Mr Malfoy..." Seine Augen weiteten sich. Nate verzichtete darauf, ihn zu berichtigen. „Ich habe eine unbekannte Flüssigkeit verabreicht bekommen. Könnten Sie feststellen, was es war? Es wäre außerdem sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie Mira hier einmal generell untersuchen könnten und einen Vaterschaftstest durchführen würden." Mit offensichtlicher Verwunderung richtete der Heiler seinen Zauberstab auf Nate und das Baby. Nate zuckte kurz, doch sagte nichts. Sekunden später leuchteteder Zauberstab grün auf. „Sie sind der Vater." Erneut ein grünesLicht. „Und die Kleine ist gesund." Nun trat der Heiler näher zu Nate. „Mund auf!", kommandierte er. Zögernd gehorchte Nate. Ein deutliches Unbehagen erschien auf seinem Gesicht, während der Heiler einige Zaubersprüche murmelte und dabei gespannt in seinen Hals starrte. Plötzlich sprang er einen Schritt zurück. „Das ...das..." Panik breitete sich in Harry aus. „Er ist nicht vergiftet, oder?" „Nein, nein. Es ist nur ... dieser Zaubertrank ist sehr schwer zu brauen und beinhaltet einige illegale Zutaten. Er hat Ihr Altern gestoppt. Sie werden immer so jung aussehen wie jetzt. Darf ich fragen, wie alt Sie sind?" „Achtundzwanzig." Harry riss die Augen auf. Er vergaß oft, wie jung Nate noch war. Er war nur ein halbes Jahr jünger als er, obwohl er so viel erwachsener wirkte. Aber aussehen tat er noch wesentlich jünger. Auch der Heiler war überrascht. „Entschuldigung, aber ich hätte Sie für zwanzig gehalten." Nate lächelte. „Macht nichts. Aber sonst in alles in Ordnung?" Der Heiler nickte. „Sie brauchen keine Angst zu haben."

Nachdem sie Mira in Lamorna angemeldet hatten, waren sie zurück in Nates Haus, wo Mrs Weasley schon auf sie wartete. „Und?", fragte sie besorgt. Nate lächelte leicht und verschwand ohne ein Wort zusammen mit Mira nach oben und Harry und Mrs Weasley konnten leises Cellospiel hören. „Altersstoppender Zaubertrank", erklärte Harry. „Wahrscheinlich muss er das erstmal verkraften." Sie nickte und seufzte. „Je öfter ich hier bin, umso mehr Respekt habe ich für ihn. Im Sommer geht es ja noch, wenn alle draußen sind, aber im Winter... Das es an Silvester so gut funktioniert hat, hatte ich ja schon für ein Wunder gehalten, und das Haus hier ist noch kleiner. Er schafft es, zusätzlich zu soviel anderem Zeug. Und das als Muggel!" Harry verstand sie vollkommen. „Es ist so schön ihm zuzusehen." Sie blickte ihn leicht von der Seite an. „Wie steht es mit Ginny?" Er stöhnte auf. „Ständige Hochs und Tiefs. Na ja, im Moment eher letzteres. Aber ihr Verhalten gegenüber Nate ist einfach unmöglich!" Mrs Weasley lächelte. „Ich bin froh, dass du Nathan hier hilfst. Und bitte fühl dich nicht gezwungen, die Beziehung aufrecht zu erhalten, wenn es nicht geht. Wir werden euch trotzdem weiter unterstützen. Aber tu mir einen Gefallen: Ich möchte, dass du Nathan heute Abend ausführst. Der arme Kerl hat keinen Moment wirklich zu sich selbst. Ich bleibe solange hier. Arthur ist sowieso von der Arbeit her unterwegs."

Sie standen vor einem feinen Restaurant etwa zwei Autostunden von Lamorna entfernt. Harry kam nicht umhin, Nate zu bewundern. Sein Kleidungsstil war nie locker, aber er war doch lockerer angezogen als zu Konzerten. Und er sah umwerfend aus. Es dauerte nicht lange, bis er die ersten anhimmelnden Blicke auf sich zog. Aus einem plötzlichen Bedürfnis heraus ergriff Harry seine Hand und zog ihn nach drinnen. Erst, als sie an ihrem Tisch saßen, bemerkte er, dass er sie noch immer nicht losgelassen hatte. „Oh. Sorry." Hochrot wollte Harry die Hand schon loslassen, doch Nate hielt ihn fest. „Bitte." Glücklich ließ Harry ihre gefassten Hände auf dem Tisch liegen. Sauer bemerkte er, wie die Serviererin mit Nate zu flirten ersuchte, was dieser ruhig und höflich abtat. Aber Harry merkte, wie er in diesem Moment seine Hand fester drückte. Beruhigend strich er mit dem Daumen über Nates Handrücken. Ihm musste es genauso unangenehm sein, wie Harry selbst. Erst als ihr Essen ankam, ließ Nate Harrys Hand los, sehr zu dessen Bedauern.  Anschließend führte er Nate zu einem kleinen See, wo man wunderbar die Sterne ansehen konnte. Sie legten sich auf eine mitgebrachte Decke und starrten nach oben. Nate summte eine kleine Melodie. Harry hatte noch nie eine so wunderschöne Stimme gehört. Ihn durchfuhr der Gedanke an Nates „Bestrafung"und löste eine unbändige Wut in ihm aus. Niemand sollte ihm wehtun dürfen, und schon gar nicht anfassen. Schnell tastete er nach Nate, um sich zu vergewissern, dass er noch da war. „Warum..." Nate hörte auf zu summen. „Warum dieser Zaubertrank?" „Ich habe nachgedacht", erwiderte Nate leise. „Ich denke, es geht um die folgenden Generationen. Schließlich gibt es auch in den jüngeren viele Menschen, die Voldemort gut finden. Und diese Menschen scheinen ebenfalls eine Belohnung für ihre Taten zugunsten Voldemort haben zuwollen..." Wütend richtete Harry sich auf und blickte auf ihn hinunter. „Nein!" Nate lächelte traurig. „Das lasse ich nichtzu!" „Harry..." Nates sanfte Stimme beruhigte ihn in einem Mal. Was war es an ihm, dass er sowas konnte? Wie er ihn da so liegen sah, wurde ihm ganz komisch. Ohne es zu merken, war er immer nähergekommen, bis er Nates Atem gegen sein Gesicht spüren konnte. Sein Gehirn setzte aus und er presste seine Lippen sanft auf Nates, der, nach einigem Zögern, den Kuss schließlich erwiderte. Sie beide atmeten schwer, als sie nach einer Weile auseinander brachen. „Harry~", stöhnte Nate, als dieser seinen Hals entlangfuhr und sein Revier markierte. Seine Geräusche waren soviel süßer als Ginnys. Schließlich blieben sie aneinander gekuschelt liegen, Nates Kopf auf Harrys Brust, und schauten zu den Sternen auf.

„Was willst du?", fragte Nate, als sie im Auto saßen. „Hmm?" „Du und Miss Weasley..." Harry lachte. „Ist das nicht schon lange vorbei?" „Nicht offiziell." Zustimmend summte Harry. „Ich erledige das morgen, okay?" Er strich mit der freien Hand über Nates, der ein wenig rot wurde. „Was ist mit den Kindern?" „Wir wohnen doch sowieso schon bei dir. Vielleicht haben sie es schon vorhergesehen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie es nicht schlimm finden werden." Erleichtert lächelte Nate. Mrs Weasley war nicht überrascht, als die Beiden händehaltend zurückkamen. Die Kinder schliefen und es sah wie Kraut und Rüben aus – Mrs Weasley hatte sich an Nates Keine-Magie-Politik gehalten – , was aber keinen der Erwachsenen störte. „Hermione hat mich schon vorgewarnt." Damit apparierte sie nach Hause. Harry und Nate stolperten ins Schlafzimmer. Viel zu müde, um noch großartig zu reden, zogen sie sich um und schliefen – Harry hatte den Größeren gegen seine Brust gezogen – sofort ein.


Unexpected Neighbour (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt