Kapitel 11

203 13 4
                                    



Nervös stand Harry vor dem Gartentor und beobachtete das bunte Treiben. Eigentlich hatte er nur Teddy besuchen wollen, aber der Anblick hatte ihn gefesselt. Es war so vertraut. Nate saß gemeinsam mit Ron und Hermione auf einer Picknickdecke und um sie herum lagen oder krabbelten die kleinsten der Kinder herum. Ein Junge musste Hugo sein, das neue Kind von Ron und Hermione. Um Nate erkannte Harry Phillipp und Mira, den restlichen drei konnte er aber keinen Namen zuordnen. Schließlich bemerkte Hermione ihn und warf ihm einen düsteren Blick zu. Nate bemerkte das und drehte sich zu Harry um. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, erhob er sich und kam zum Tor. „Kann ich Ihnen helfen?" Seine formale Art versetzte Harry einen Stich ins Herz, doch er ignorierte ihn. „Ich wollte Teddy besuchen." Nate nickte. „Ich frage ihn." Damit ging er zu den Kindern zurück. „Teddy?" Harry hatte seine Art zu rufen vermisst. Auch, wenn man es nicht als rufen bezeichnen konnte. „Ja Dad?" Ein leises Lächeln stahl sich auf Nates Lippen, als Teddy ihn so ansprach. „Dein Patenonkel ist hier, um dich zu sehen. Möchtest du?" Es dauerte eine Weile, bevor Teddy zögernd antwortete. „Okay..." Nate wandte sich erneut zu Harry und bedeutete ihm, hineinzukommen. Er selbst setzte sich wieder auf die Decke. Unsicher betrat Harry das Grundstück. Warum war alles nur so merkwürdig?

Harry wachte auf Nates Sofa auf. Wohlig kuschelte er sich zurück in die Kissen, als er die gewohnte Umgebung sah, schreckte aber gleich auf, als er sich an die Situation erinnerte. „Was?" „Beim Spielen mit den Kindern haben Sie wohl einen Hitzeschlag bekommen und sind plötzlich umgekippt. Es ist drei Uhr morgens." Harry errötete. „Danke, aber du hättest nicht warten müssen." „Ich kann Sie als Gast nicht ohnmächtig alleine lassen." „Nate ... es tut mir leid." Nate schüttelte den Kopf. „Ich hätte nicht erwarten dürfen, dass ich jemals eine Beziehung führen könnte. Früher oder später..." „Nein! Ich bin in dich verliebt, immer noch. Aber Ginny ist schwanger geworden – mit Drillingen – und da konnte ich sie nicht alleine lassen." Darauf erwiderte er nichts. „Bitte..." „Als Vater solltest du zuhause sein und auf deine Kinder aufpassen." Harry senkte den Blick. „Es war eine Fehlgeburt..." „Dad?" Alannys war unbemerkt hinzugekommen. Sie hatte eins der neuen Babys auf dem Arm. „Er hat auf einmal angefangen zu weinen." Vorsichtig nahm Nate ihn ihr ab und verschwand. „Hallo Mr Potter. Da Sie wieder wach sind, soll ich Sie nach draußen bringen?" Ihre Stimme war kalt. „Wer war das?", fragte er stattdessen und zuckte zusammen, als sie sich mit einer plötzlichen Schwäche auf das Sofa fallen ließ. „Dad hat Drillinge bekommen. Normalerweise haben wir keinen Überblick darüber, von wem welches Kind kommt, aber wir wissen – und Dad weiß es auch –, dass es diese schreckliche Frau vom Bahnhof von Mr und Mrs Weasley war. Sonst kommt Dad da ja gut drüber weg, aber dieses mal hat er tagelang nichts gesagt. Er weiß es nicht, aber wir wissen, dass er weint. Er ist so vorsichtig, aber dieses mal hat er im Schlaf geweint und geschrien." Sie schüttelte den Kopf. „Und dann haben Sie mit ihm Schluss gemacht ... Sie waren ein ganz schöner Arsch, dann noch Teddy bei uns zu lassen. Nicht, dass wir was dagegen haben, aber für Dad ist es viel mehr Stress!" Es war eine Weile still. „Und Harry ist echt unruhig." „Harry?" „Der Drilling, den Sie gerade gesehen haben." Harry stutzte. Er war sich ziemlich sicher, dass die Kinder – ausgenommen Teddy – seinen Vornamen nicht kannten. Er hatte ihn nie erwähnt und in Hogwarts war noch keiner soweit, als das sie in Geschichte der Zauberei schon den Krieg und Voldemort behandelt hätten. Ihm wurde ganz warm. Nate hatte ein Kind nach ihm benannt... „Diese Frau, wie sah sie aus?", fiel ihm aus einmal wieder ein. „Na die, die mal mit uns nach Hause gefahren ist und Sie und Teddy abholen wollte. Ginny? Rote Haare, hysterisch... Dad hatte Angst vor ihr, mehr als sonst." Kreideweiß stand Harry da. „Geh ins Bett, Alannys."

Ohne zu klopfen stürmte er in Nates Zimmer. „Hast du darum aufgehört zu schreiben? Weil Ginny hier war?" Nate erstarrte, das Baby auf dem Arm. „Woher..." „Als ob es nicht merkwürdig ist, dass Ginny mir sagt, dass sie eine Fehlgeburt hatte, und du plötzlich Drillinge hast! Warum hast du mir nichts gesagt?", fügte er hilflos hinzu. „Weil ... ich dachte, du wärst wütend auf mich..." „Wieso sollte ich wütend auf dich sein? Du kannst doch überhaupt nichts dafür ... Ach Nate..." Vorsichtig nahm er Nate, der den kleinen Harry auf sein Bett gelegt hatte, in den Arm. „Tut mir leid, das ich nicht für dich da war", murmelte er, als Nate angefangen hatte, gegen seine Brust gedrückt, zu weinen.


Du Idiot!" Schnaubend stand Ginny vor Nate, den Zauberstab auf ihn gerichtet. „Du hast mir meinen Mann geklaut!" Ihre Wut war etwas, das Nate bisher nur von seinem Vater kannte. Ängstlich wich er zurück. „Was ist Malfoy?! Hast du dein Selbstbewusstsein verloren?! Crucius!", schrie sie, als er nichts erwiederte. „Bitte ... nicht ... vor ... Kindern...", brachte er heraus, die sie durch die geöffnete Tür hören konnten. Ginny lachte höhnisch. „Ooooh. Seit wann kümmerst du dich um andere?! Petrificus Totalus! Levicorpus!" Aber sie transportierte ihn in sein Schlafzimmer und verschloss die Tür. Sie erlöste ihn von der Ganzkörperstarre und benutzte rohe Gewalt, um ihn auf dem Bett festzuhalten. „Wahrscheinlich ein bisschen unkonventionelle Art, sich zu rächen, aber..." Angeekelt wandte Nate sich vergebens von ihr ab. „Ich will mein Vergnügen haben."


„Ich werde nach den Ferien nicht nach Hogwarts fahren." Erstaunt blickte Nate ihn an. Sie lagen zusammen auf dem Sofa. Auch wenn Harry eigentlich kleiner war, lag er immer so, dass er höher war, als Nate. „Ist etwas passiert?" Harry schüttelte den Kopf. „Ich hab gekündigt. McGonagall kann sich nicht beschweren – ich hab länger durchgehalten, als sonst ein VGDD-Professor vorher. Und ich will dich beschützen." Das Drama um Ginny war laut gewesen. Nate hatte eingewilligt, dass Harry Ron, Hermione, Mr und Mrs Weasley erzählen durfte, was vorgefallen war, und sie waren alle gemeinsam zu Ginny gegangen. Ein sehr unschönes Gespräch, das nicht rückgängig machen konnte, was Nate durchmachen musste, und auch nicht verhindern konnte, was er zukünftig durchgehen werden müsste. Aber wenigstens gab es so in diesem Fall ein wenig Gerechtigkeit. „Also keine Sorge", fügte Harry hinzu und drückte Nate einen Kuss auf die Stirn. „Niemand kann dir mehr wehtun, wenn ich bei dir bin. Auch ohne Magie." Zufrieden summend kuschelte sich Nate gegen Harry. „Ich habe keine Angst. Danke, Harry." Selig lächelte der. „Ich liebe dich."




Fin

Unexpected Neighbour (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt