Ein Wiedersehen

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(Lilys Sicht)

Mittwoch, 20:54 Uhr

Nachdem ich eine Serie nach der anderen angefangen hatte, entschloss ich mich zu Jimmy's Bar zu gehen. Ich wollte nicht immer gelangweilt zu Hause sitzen. Also zog ich mir etwas anderes an und räumte noch die drei Chipstüten vom Wohnzimmertisch. Ich schaute noch schnell aus dem Fenster. Und wie konnte es anders sein: es regnete. Seit dem, das mit der Polizei passiert ist, hab ich meinen Mantel nicht mehr angezogen.

Ich entschloss mich, trotz des Wetters, zu Fuß zu gehen und war auch in ungefähr 15 Minuten da. Als ich den Laden betrat, fiel mir sofort jemand auf. Es war Hank, Hank Anderson. Eigentlich ein guter Freund von mir, aber wir hatten uns lange nicht mehr gesehen, geschweige denn miteinander geredet. Aber als er sich zum Lieutenant hochgearbeitet hat, haben wir uns aus den Augen verloren.
Ich lief auf ihn zu und fasste ihn an die Schulter. ,,Hey kennst du mich noch?", fragte ich ihn. ,, Ja, ja, natürlich", er schaute mich erst skeptisch an, nahm mich aber dann sofort in den Arm. ,,Und? Endlich Leutnant?", fragte ich neugierig. ,,Ja, endlich. Ist aber nicht so berauschend, wie man es sich vielleicht vorstellt". Er nahm sein Glas und trank daraus. ,,Was trinkst du?". ,,Whisky", antwortete er. Er klang etwas deprimiert, aber ich wollte ihn nicht mit Fragen belästigen. ,,Ich wünsche dir noch einen schönen Abend, Hank", sagte ich freundlich und ging zur Toilette. Es roch streng und ein Wasserhahn tropfte. Ich ging auf Toilette und wusch mir die Hände mit der alten Seife, die wahrscheinlich schon Monate dort hing. Ich ging durch die Tür wieder zur Bar. Gerade verließ ein Mann im Anzug die Bar. War es der Agent?! Aber was suchte er in so einer Bruchbude? Ich lief ihn also schnell hinterher. Doch als ich ihn mit Jayden ansprach, dreht er sich um und schaute skeptisch. Es war nicht Jayden. Ich entschuldigte mich und lief in die andere Richtung. ,,Mein Gott, Lily. Ist das dein Ernst? Du rastest schon aus, wenn du jemanden im Anzug siehst", warf ich mir selber vor.

Ich fühlte mich so dämlich. Ich wollte was von ihm, aber das war doch lächerlich. Ich lief eine Weile nur geradeaus. Ich war zu tief in Gedanken.Es wurde dunkler und die Stadt wurde leiser. Und die Straßen Ich schaute mir die Läden an, die langsam schlossen. Dann fiel mir ein Laden bzw. Eine Bar auf. Sie sah schicker aus als Jimmy's Bar. Als ich genauer hinschaute, sah ich ihn. Norman Jayden und diesmal echt. Ich überquerte also die Straße und betritt langsam die Bar. Eigentlich war es eher ein kleines schickes Restaurant und ich wollte nicht wissen wie viel hier ein Drink kostet. In der rechten Ecke stand ein Flügel und jemand spielte gerade daran. Ich ging dort hin, weil Norman in die Richtung lief. Ich lief zu ihm und lehnte mich an den Flügel. ,,Das klingt echt schön ", sagte ich lächelnd. Er sah überrascht aus. ,,Oh danke, was machen sie hier?", er hörte auf zu spielen. ,,Oh nichts besonderes... Und sie?". Ich wollte nicht sagen, dass ich ihm hinterher gelaufen bin. Er rückte zur Seite und klopfte auf den Hocker. Ich nahm das Angebot an und setzte mich neben ihn. ,,Ich sitz hier nur um nachzudenken", sagte er verträumt. ,,Irgendwelche neuen Hinweise?".

,,Ja einen kleinen und da wär ich fast draufgegangen". Ich war kurz geschockt :,,Was? Ach du scheiße, ihnen geht es gut, oder?". Er nickte :,,Ach alles gut, eine besondere Person hat mich motiviert", er sah in meine Richtung und ich wurde rot. ,, Ehm... Wussten sie dass ich selber 15 Jahre Klavier gespielt habe?", warf ich in die kurze Stille. Ich fing an ,,Riverflows in you" zu spielen und konnte es noch ziemlich gut spielen, dafür dass ich es zwei Jahre nicht mehr gespielt hatte. ,,Wow, man sieht es ihnen an. Es passt zu ihnen'', meinte er sichtlich beeindruckt. Ich starrte konzentriert auf die Tasten, denn es wäre unpassend gewesen, hätte ich mich verspielt. Auf einmal stand Norman auf und lief in Richtung Bar :,,Möchten sie auch etwas trinken?". ,,Duzen sie mich doch und nein danke ", rief ich ihm zu einem grinsen im Gesicht. Ein wenig später kam er mit einem Glas wieder. ,,Wodka?", fragte ich und hörte langsam auf Flügel zu spielen. ,,Ja, ab und zu trinke ich mal einen... Und du? ... Wow ich spreche nicht oft jemanden mit 'du' bzw. 'dir' an". ,,Oh okay, ja ich trinke auch manchmal, aber ich schieße mich nicht komplett ab", als ich das sagte, drehte ich mich in seine Richtung. Er musste schmunzeln und stellte sein Glas auf dem Flügel ab.

Den Rest des Abends unterhielten wir uns noch ein wenig und ich erfuhr, dass er nicht wirklich was mit Menschen zutun hat. Also, dass er keine wirklichen Freunde hat und von seiner Familie hatte er lange nichts mehr gehört. Dennoch lachten wir auch viel und die Stunden vergingen wie im Fluge. ,, Okay, ich glaub wir sollten langsam gehen", sagte Norman und lächelte mir zu. ,,Och, jetzt schon?... Ich mein, natürlich, klar". Wir packten also unsere Sachen zusammen und verließen den Laden.

Heavy Rain: Norman Jayden x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt