Kapitel 4

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Auch die nächsten Nächte waren schrecklich. Selbst in meinem neu erbautem Zuhause, konnte ich nicht schlafen, denn Jasper schrie die ganze Nacht vor schmerzen.

Es machte mich langsam richtig aggressiv. Ich drehte mich von einer Seite zur anderen und versuchte mir mit meinen Händen die Ohren zu zuhalten. Doch seine Schreie drangen durch und die genervten Rufe, dass er nervte, machte es noch schlimmer. Seit drei Tagen ging das schon so. Jasper tat mir ja irgendwie leid, denn er litt ziemlich an seiner Verletzung und Clarke konnte ihm einfach nicht helfen. Ich hatte die Befürchtung, dass wir ihn bald von seinem Leid erlösen mussten. 

Doch nicht nur Jasper schrie. Auch ein kleines Mädchen hatte seit Tagen anscheinend Albträume und schrie dabei fast lautet als er. Wenn das so weiter ging, würde ich noch wahnsinnig werden und Amok laufen. Eines Morgens ging ich genervt zu diesem Mädchen, welches mich mit verheulten Augen an sah. "Du nervst! Versuch doch bitte leiser zu heulen in der Nacht und komm endlich mit deinem scheiß Leben klar. Du kannst nicht jede Nacht nach deiner Mutter rufen, denn sie wird nicht kommen. Kapiert? Wenn du nicht bald damit aufhörst schwöre ich dir, werden die Albträume dein geringstes Problem sein." Dem Mädchen stiegen wieder Tränen in die Augen und es kamen andere Jugendliche zu uns. "Lass sie in Ruhe Alicia. Sie ist gerade mal 12." schnauzte mich ein anderes Mädchen an, ich glaube sie hieß Anna oder so.  Natürlich hörte diese kleine Göre nicht auf zu heulen, denn auch in dieser Nacht hörte ich sie lauter als Jasper. 

Plötzlich verstummten die Schreie von dem Mädchen. Endlich, dachte ich mir, vielleicht hatte einer sie geweckt oder von mir auch aus umgebracht. Hauptsache, einer weniger der das Camp zusammen schrie.  Jaspers Schreie fing ich langsam an zu ignorieren und irgendwann fiel ich in einen traumlosen Schlaf.

Der nächste Morgen. Ich wurde nicht durch einen Schrei von Jasper geweckt, sondern davon, dass irgendein Vollidiot gegen mein Zelt lief. Doch kaum war ich wach, hörte ich die Schreie wieder.  Genervt verdrehte ich die Augen und seufzte auf.  Hätten wir ihn doch am Baum hängen gelassen, dann wäre er wahrscheinlich schneller gestorben. Irgendein Tier hätte ihn zerfleischt und wir hätten seine Schreie nie gehört. Irgendwann hätten wir ein paar Teile von ihm gefunden und hätten Gewissheit. Drei Tage und sein Zustand wurde immer schlimmer. 

In den drei Tagen habe ich nicht viel getan. Ich bin zum Bach gegangen, hab dort entweder etwas Sport gemacht oder saß einfach nur auf einem Stein und habe nahgedacht. Von hier aus  hörte ich die Schreie immerhin nicht und konnte Murphy aus dem Weg gehen. Meine Gefühle zu ihm konnte ich immer noch nicht einordnen und wir hatten seit dem Abend auch nicht mehr miteinander gesprochen.  Immerhin gab es im Camp auch noch ziemlich viel zu tun. Überall wurde gearbeitet und Zelte errichtet. Ich drückte mich etwas vor dieser Arbeit. Und Bellamy ließ es durch. Er sah mich oft, wie ich früh morgens abhaute und zum Bach ging, doch er sprach mich nicht drauf an. Er hatte im Moment auch andere Sorgen. 

Ich zog mir einigermaßen saubere Sachen an und verließ das Zelt. Ich nahm mir ein Stück kaltes Fleisch von Gestern und ging durchs Camp. Wir hatten einen Jagttrupp zusammengestellt, der gestern ein paar Hasen mitgebracht hatte. 

Heute beschloss ich aber mal im Camp mit zu helfen und schaute mich um.  Es herrschte schon sehr viel Trubel am frühen Morgen, viele der Jugendlichen waren schon fleißig am arbeiten.

Etwas außerhalb des Camps entdeckte ich Bellamy, Murphy und ein paar andere Jungs , die anscheinend gerade dabei waren Messerwerfen zu üben. Ich ging etwas näher und beobachtete sie zuerst nur. Bellamy konnte es sehr gut. Er traf den Baum perfekt in der Mitte des Stammes. Doch Murphy hatte so seine Schwierigkeiten. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, als ich auf die Jungs zu ging.

Natürlich nahm Murphy Jasper als Ausrede. Ich verdrehte die Augen. 

"Hey. Kann ich mitmachen?", fragte ich freundlich. "Du?", fragte mich ein Junge ziemlich abwertend. "Du bist ein Mädchen". Der Typ wirkte ziemlich arrogant.

Children of the Dark| John Murphy x OC | Staffel 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt