Kapitel 8

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Der nächste Morgen war schrecklich. Ich fühlte mich wie von tausend Groundern überrannt.
Mein ganzer Körper tat höllisch weh voralem meine Arme. Ich musste mich erst einmal orientieren. Ich war an der Leiter vom Drop-Ship gefesselt. Deswegen taten meine Arme weh.
Beim Versuch mich anderes hinzusetzten, stöhnte ich vor Schmerz auf. Die Erinnerungen an den gestrigen Tag kamen wie eine Lawine zurück in mein Gedächtnis und ich versuchte die Tränen und die Wut zu unterdrücken.
Hinter mir hörte ich auf einmal Geräusche. Irgendjemand kam auf mich zu und als er vor mir stand, sah ich, dass es Monty war.
Monty setzte sich mir gegenüber und sah mich an. Er sagte kein Wort, sondern schaute mich einfach nur an. Ich sah Mitleid in seinem Gesicht.
Bin ich etwa eine interessante Attraktion, die man sich unbedingt mal angucken muss oder was? Es macht mich wütend, dass er nichts sagte oder sonst irgendwas tat.
"Was guckst du denn so?", fragte ich deshalb heiser. Ich hatte mir gestern meine Stimme weg geschrien. Meine Lunge kratzte und ich hatte schrecklichen Durst.
Als ich an gestern dachte, verflog meine Wut auf Monty und machte Platz für die Wut auf Bellamy.
"Ich frage mich die ganze Zeit, warum du Murphy geholfen hast.", sagte Monty auf einmal.
"Der Typ ist ein Arsch und hat es verdient verbannt zu sein. Ich dachte eigentlich du seiest klug.", seine Stimme klang wütend und vorwurfsvoll.
"John ist kein Arsch. Ihr seid die Arschlöcher hier. Und er hat es nicht verdient, verbannt zu werden und da draußen im Wald zu sterben. Er wollte nur Gerechtigkeit.", krächzte ich und bemerkte wieder wie mir die Tränen in die Augen stiegen.
Monty sah mich an. "Warum verliebt man sich in so einen Typen?" fragte er mich, doch ich antwortete ihm nicht. Also stand Monty  auf und ging aus dem Drop-Ship.
Ich versuchte mich zu beruhigen. Ich wollte nicht schon wieder weinen. Ich habe genug geweint in den letzten Tagen. Montys letzten Worte halten in meinem Kopf wieder. Warum habe ich mich in John verliebt? Vielleicht weil man Liebe nicht steuern kann. Ich habe mich in ihn verliebt, weil ich mehr sehe, als alle anderen in ihm.
Auf einmal kam Bellamy hinein. Er hatte eine Tasse in der Hand.
Bellamy beugte sich zu mir runter und hielt mir die Tasse an den Mund.
"Trink!", befahl er mir mit ruhiger Stimme. Doch ich drehte meinen Kopf einfach weg. Ich wollte von diesem Dreckskerl nichts annehmen.
"Warum hast du mich nicht bei ihm gelassen?", krächste ich.
Bell seufzte und setzte sich auf den Boden.
Er schwieg lange und schaute auf den Boden.
"Ich konnte nicht. Du hast nichts schlimmes getan und ich konnte dich nicht draußen im Wald zum sterben zurück lassen. Ich brauche dich hier im Camp. Du bist mir zu wichtig."
"Aber John? Er hat auch nichts getan. Er wollte nur Gerechtigkeit.", erwiderte ich.
"Ich habe die Wahl nicht getroffen. Es war Clarke. Er ist an Charlottes Tot Schuld.", versuchte er sich zu erklären.
"Nein ist er nicht. Sie ist selber an ihrem Tot schuld." Meine Stimme war kaum zu hören.
"Wenn er wieder mit uns zurück ins Camp gekommen wäre, hätte ihn jeder ignoriert. Jeder hätte Angst vor ihm gehabt, dass er sich auch an ihnen Rächen würde. Er hätte sich auch an mich gerächt. Ich habe die Kiste umgestoßen. Murphy ist jemand, der nicht so schnell vergessen kann. Er hätte nur noch mehr Probleme gemacht. Er wäre eine Gefahr für ins alle geworden."
Ich konnte ihm nicht glauben. Oder eher gesagt, ich wollte ihm nicht glauben. " Und du glaubst, dass ich keine Gefahr werde?"
Er schaute mich lange an, bevor er antwortete. "Nein, du bist nicht so wie Murphy. Du brauchst Menschen um dich herum, auch wenn du es nicht zugeben willst."
Ich wollte ihm alles an den Kopf werfen, was er mir damit angetan hatte. Doch ich schwieg und versuchte meinen Hass ihm gegenüber runterzuschlucken.
"Ich konnte dich nicht bei ihm lassen. Wir brauchen dich im Kampf gegen die Grounder. Du bist stark und kannst den anderen zeigen, wie man sich verteidigt.
Murphy kann dich jetzt eh nicht mehr gebrauchen. Mit Sicherheit ist er bestimmt eh schon tot.", sagte Bellamy.
Der letzte Satz traf mich mitten ins Herz.
"Das ist alles deine Schuld!", krächzte ich wütend und versuchte mich wieder von den Fesseln zu befreien.
Bellamy stand einfach auf und ging. Kurz vor dem Ausgang blieb er noch einmal stehen.
"Ich schaue heute Abend noch mal nach dir und wenn du dich dann beruhigt hast, überleg ich mir, ob ich dich los mache."
Er drehte sich noch nicht einmal um, als er dass sagte. Dann war es still im Drop-Ship.
Ich wand mich noch einige Zeit in meinen Fesseln, bis ich vor Schmerzen irgendwann aufgab.
Mein Kopf sank kraftlos nach unten und ich fing wieder an zu weinen.
John ist stark. Er schafft das. Er ist schlau und kann überleben.
Diese Sätze, sagte ich mir immer und immer wieder in meinem Kopf.
Ich musste John suchen. Doch dafür musste ich hier raus. Jetzt konnte ich meinen Vater etwas verstehen. Einen Menschen zu verlieren, den man liebt, verkraftet man nicht so einfach. Dass kann einen schon irgendwie Verrückt machen. Aber denn noch werde ich meinem Vater nie verzeihen. Und ich werde mich auch nicht an Bellamy rächen. Ich werde ihn hassen und verabscheuen aber ich weiß, dass Rache zu nichts führt.
Ich merkte gar nicht wie die Stunden vergingen. Auf einmal tauchte Bell wieder vor mir auf.
"Ich werde dich jetzt los machen. Doch egal was du machst, du bleibst immer in meiner Nähe, haben wir uns verstanden?" fragte er und sah mich traurig an. Ich konnte noch irgendwas anderes in seinen Augen sehen, doch ich konnte nicht genau feststellen was es war.
Ich nickte ihm zu und er löste mich von meinen fesseln.
"Komm steh auf. Wir bringen dich zu Clarke, damit sie sich deine Handgelenke anschauen kann.", sagte Bellamy und hielt mich am Arm fest, als wir Richtung Ausgang gingen. Ich fühlte mich schwach, denn ich hatte kaum geschlafen und schon seit Stunden nichts mehr gegessen, geschweige denn was getrunken.  Vor dem Ausgang blieb er auf einmal stehen.
"Du hast einiges Verpasst heute.", sagte Bellamy und versuchte verlegen zu lächeln. Er versuchte die Normalität wieder her zustellen. Er wollte, dass es zwischen uns so wird wie vor diesem Tag, doch dass konnte er vergessen.
Was soll ich denn verpasst haben. "Haben die Grounder etwa die Hälfte unsere Leute abgeschlachtet? Oder sind die von der Ark runtergekommen?" fragte ich.
Bellamy wirkte etwas abwesend und nachdenklich.
"Sie haben eine Kapsel von der Ark nach hier unten geschickt. Dort drin saß ein Mädchen. Ihr Name ist Raven. Sie war verletzt, doch anstatt ihr zu helfen, hab ich das Funkgerät genommen und hab es in den Fluss geworfen." Er machte eine kurze Pause.
"Ich wollte nicht, dass die von der Ark mit uns kommunizieren können, denn wenn sie wissen, dass wir leben, kommen sie runter. Weißt du was das für uns beide bedeutet Alicia?", fragte er mich und schaute mir dabei direkt in die Augen.
Natürlich wusste ich das. Zumindest was das für mich bedeuten würde.
"Sie würden uns beiden nie verzeihen, was wir getan haben. Deswegen habe ich das Funkgerät versucht zu zerstören. Clarke und die anderen haben es natürlich herausbekommen, dass ich es war, der das Funkgerät entwendet hat. Sie haben es dann im Fluss wiedergefunden. Raven hat uns erzählt, dass heute 300 Menschen auf der Ark sterben werden." Bellamy stockte kurz.
"Sollen sie doch sterben.", krächzte ich abwertend.
"Das dachte ich mir auch am Anfang. Doch Raven und Clarke haben so lange auf mich eingeredet, bis ich mir doch einige Gedanken darüber gemacht habe. Auf der Ark leben auch Menschen, die unschuldig sind. Diese Menschen haben ein Recht zu leben.  Also habe ich den anderen dann doch geholfen.
Wir haben Leuchtraketen gebaut und sie eben abgeschossen.", erklärte Bellamy.
"Wenn sie die Leuchtraketen sehen, wissen sie dass wir am Leben sind und kommen auf die Erde." „Was glaubst du, passiert dann mit uns?" fragte ich ihn.
"Ich weiß es nicht. Ich hoffe aber, dass sie uns unsere Taten verzeihen können. Dein Onkel ist Kane. Vielleicht könntest du ja versuchen mit ihm zu reden."
"Raven  sollte wohl im Auftrag von Clarkes Mutter hier runter kommen. Sie hat ein Gespräch zwischen ihr und Kane mitbekommen, in der es unter anderem auch um dich ging. Er hat dich wohl auch seine Nichte genannt."
"Also weiß jetzt jeder, dass Kane mein Onkel ist?"
"Komm wir gehen jetzt  erstmal zu Clarke und dann hilfst du mir Octavia zu suchen." sagte Bell auf einmal und ignorierte meine Frage einfache. Ich war verwirrt.
"Wie kommst du denn jetzt auf Octavia?", fragte ich ihn.
"Sie ist verschwunden. Ich habe sie seit heute Mittag nicht mehr gesehen." Bellamy klang nun etwas besorgt  "Ich habe ein Such Team zusammengestellt und du bist auch dabei. Also komm." Mit diesen Worten ging Bellamy aus dem Drop-Ship und ich folgte ihm. Clarke verband meine Handgelenke mit zwei einigermaßen sauberen Stofffetzen. Ich bekam was zu trinken und auch eine Kleinigkeit zu Essen. Das Essen konnte zwar meinen Hunger stillen aber die Leere in meinem Körper blieb.
Draußen sahen wir  auf einmal am Himmel eine Art Meteoritenschauer.
Doch Clarke meinte, dass es keiner wäre, sondern dass so eine Beerdigung von der Ark hier unten aussehen würde.
"Sie haben unsere Botschaft nicht erhalten.", sagte sie zu einem Mädchen, welches ich noch nie gesehen habe. Das musste diese Raven sein.
Raven ging auf Bellamy los. Doch der meinte nur, dass er seine Schwester suchen ging.  Er sah mich an und  widerwillig  folgte ich ihm. Auch Finn und Jasper folgten Bellamy und auch einige anderen. Ich hatte keine Lust Octavia zu suchen. Ich wollte lieber meine Flucht planen und vuelleicht auch etwas schlafen. Aber ich musste ja in Bellamys Nähe bleiben.
"Bellamy, bekomm ich auch etwas, womit ich mich verteidigen kann?", fragte ich ihn nach kurzer Zeit. Wenn es in diesem Wald nur so von Groundern wimmelt, dann wollte ich zumindest nicht kampflos sterben.
"Hier nimm erstmal das hier. Aber wenn du versuchst mich damit zu töten, dann bist du zuerst tot. Ich habe allen gesagt, dass sie dich im Auge behalten sollen.", drohte er mir und hielt mir ein Messer hin. Dieses Messer kam mir sehr bekannt vor. Es war Johns. Ich nahm es ihm aus der Hand und drehte es in meinen Fingern um alle Seiten anzuschauen. Ich merkte den Stich in meinem Herzen und den Kloß im Hals, als ich mit dem Daumen über die eingeritzten Initialen strich. Warum gab er mir ausgerechnet Johns Messer?
Ich versuchte den Kloß runter zu schlucken und mich wieder zu konzentrieren. Ich bemerkte gar nicht, dass Bellamy mich beobachtete. Erst als ich wieder vom Messer aufsah und es in meinen Gürtel steckte, sah ich, wie er mich anschaute. Sein Blick sagte so viel, dass es ihm wohl etwas leid tat. Doch dafür war es ja wohl jetzt zu spät. Ich ging also an ihm vorbei, weiter in den Wald hinein.

Children of the Dark| John Murphy x OC | Staffel 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt