Ich ließ mich in meinen Schreibtischstuhl zurücksinken.
Mit dieser Schlagzeile hätte ich nicht gerechnet.Das Ende der Todesser
Am heutigen Morgen um 7:45 Uhr ist Draco Lucius Malfoy aufgrund seiner Beziehungen zu Voldemort und wegen Beihilfe am Mord von Albus Dumbledore durch das Zaubergamot zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde sofort vollzogen. Mit ihm geht die Ära der Todesser zuende.Draco war tot.
War das Urteil gerecht gewesen? Mein Bauchgefühl sagte Nein.
Draco war ein Todesser gewesen, ja. Aber letzten Endes hatte er niemandem wirklich Schaden zugefügt. Vor Kurzem noch hatte es so ausgesehen, als würden die Malfoys einer Haftstrafe in Askaban entgehen können. Da Draco nämlich nach Harrys Offenbarung, in welcher er zeigte, dass er doch nicht gestorben war, seinen Zauberstab Harry zugeworfen hatte, bewies er dem Auserwählten doch noch seine Treue. Hatte das oberste Gericht das etwa ignoriert?Warum verteidigte ich ihn überhaupt? Eigentlich konnte es mir doch egal sein. Malfoy war nie nett zu mir gewesen, ich konnte mich an die unzähligen Male erinnern, in denen er mich Schlammblut genannt hatte. Er hatte daneben gestanden, als Bellatrix mir genau dieses Wort in den Arm geritzt hatte. Schlammblut. Er hatte nix dagegen getan. In seinen Augen war ich minderwertig.
Die Albträume verfolgten mich seit den Geschehnissen in Malfoy Manor. Immer wieder lag ich am Boden, spürte den stechenden Schmerz, sah Bellatrix' hässliches Grinsen und las das schreckliche Wort. Ich fuhr langsam mit dem Finger über die Narbe an meinem Arm und hielt die Luft an. Beruhige dich, Hermine. Sie ist weg. Sie kann dir nichts mehr tun. Niemand wird dir je wieder wehtun.
Als ich abends in meinem Bett im Fuchsbau der Weasleys lag, konnte ich wie so oft nicht einschlafen. Ich hatte Angst, die Augen zu schließen, weil ich mich vor den Albträumen fürchtete, die dann meist sofort kamen. Doch in dieser Nacht ließ mich auch der Gedanke an Malfoy wach liegen. Ich konnte nicht anders, ich sah seinen Tod als ungerecht an. Hätte man ihn nicht lebenslang einsperren können, damit könnte ich leben. Er hatte es einfach nicht verdient zu sterben, war er auch noch so ein Arschloch gewesen. Ich glaubte nicht, dass er wirklich zu Gräueltaten fähig war. Letzten Endes war er einfach nur ein Feigling, der sich Voldemort angeschlossen hatte, weil er Angst um sein Leben und schätzungsweise auch Angst vor seinem Vater gehabt hatte.
Wäre er doch wenigstens auf unserer Seite geblieben, als Voldemort dazu aufgerufen hatte, sich ihm anzuschließen. Vielleicht wäre sein Urteil dann milde ausgefallen, oder er wäre vielleicht gar nicht erst verurteilt worden, weil er dann auf unserer Seite gekämpft hätte. All diese Gedanken ließen mich lange grübeln, bis mir die Müdigkeit irgendwann doch die Augenlider zuzog.
In dieser Nacht hatte ich keine Albträume. Ich träumte von einem meiner Abenteuer mit Harry und Ron im dritten Schuljahr, als wir den Zeitumkehrer benutzt hatten, um Seidenschnabel vor dem Tod zu bewahren...Ich schreckte aus dem Schlaf hoch. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber draußen war bereits das Vogelzwitschern zu hören. Ich hatte eine wahnsinnig dumme Idee, die mich wahrscheinlich in jede Menge Schwierigkeiten bringen konnte, aber dennoch hatte ich mich bereits entschieden.
Es gab vielleicht eine Möglichkeit, Draco Malfoy zu retten.
Hermine, warum machst du dir die Mühe? Er hat dich wie Dreck behandelt, hast du das etwa vergessen?
Nein, das hatte ich nicht. Ich duldete nur einfach kein Unrecht, und ich würde auch nur ein wenig nachhelfen und meinem früheren Ich einen Hinweis geben. Ich erhob mich aus meinem Bett und ging zu meinem Kleiderschrank, den Mrs Weasley für mich freigeräumt hatte, damit ich mein Hab und Gut darin verstauen konnte. Ich war den Weasleys unendlich dankbar, dass sie mich bei sich aufgenommen hatten. Schließlich konnte ich nicht zurück nach Hause, da meine Eltern in mir nur noch eine Fremde sahen, was für immer eine Wunde in meinem Inneren hinterlassen würde.
Ich wühlte in einer großen Kiste herum, bis ich fand, wonach ich suchte: die lange Halskette mit einem kleinen silbernen Stundenglas daran - der Zeitumkehrer. Ich hatte ihn nach dem dritten Schuljahr eigentlich zurückgeben wollen, da ich meinen Stundenplan auf ein Maß reduziert hatte, für das ich ihn nicht mehr benötigte, um an allen Stunden teilnehmen zu können. Zum Glück hatte ich ihn doch behalten. Nun fehlte nur noch die Botschaft für mein früheres Ich. Und ich musste einen günstigen Zeitpunkt wählen, um zurückzukehren. Da mir nichts Besseres einfiel, entschied ich mich für den Abend vor dem ersten Schultag meines sechsten Schuljahres. In diesem Schuljahr war Draco zum Todesser geworden.
Ich nahm mir einen Stift und ein Blatt Papier und schrieb hastig ein paar Worte darauf. Dann faltete ich das Papier zusammen und schrieb meinen Namen darauf, dann steckte ich den Zettel in die Tasche meiner Schlafanzughose. Den Zeitumkehrer legte ich um meinen Hals und drehte an der Uhr. Mein Schlafzimmer verschwamm vor meinen Augen.Kurz darauf wurde das Zimmer wieder scharf und sah fast genauso aus wie vorher, nur der Schrank wirkte neuer und der Boden unter meinen Füßen knarzte. Das lag daran, dass ich mich nicht mehr in der Gegenwart befand und der Fuchsbau noch nicht von Todessern zerstört worden war. Die Weasleys hatten ihr Zuhause nach dem Feuer mühsam mithilfe von Magie wieder errichtet. Ich wünschte, ich hätte ihnen diese Mühe ersparen können, aber aus diesem Grund war ich nicht hier.
Ich hörte leise Stimmen, die sich der Zimmertür näherten. Ich musste mich beeilen, niemand durfte mich sehen. Ich kramte das Blatt Papier aus meiner Hosentasche hervor und legte es auf das Bett, in dem mein früheres Ich schlief, und in welchem ich in der Gegenwart immer noch schlief. Die Stimmen wurden lauter. Ich glaubte, meine eigene zu hören.
Verschwinde, Hermine.
Ich griff nach der Sanduhr an meiner Kette und drehte an ihr.
Meine Umgebung verschwamm.
Auf alles Weitere hatte ich keinen Einfluss mehr.
Ich konnte nur hoffen, das es reichte.
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Time Turner (Dramione)
FanfictionDie Veränderung der Geschichte führt zu einer Veränderung der Gefühle. •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Draco Malfoy ist hingerichtet worden. Im letzten Todesserprozess wurde er wie viele andere zum Tode verurteilt. Hermine Granger erfährt...