Kapitel 3: Hilfe

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"Wo ist er nur abgeblieben?" Nervös rutschte ich auf meinem Platz hin und her. Harry war verschwunden. Nachdem wir die Diskussion über Malfoy beendet hatten, wollte er den Süßwarenstand aufsuchen, um noch mehr Schokofrösche für Ron zu holen, obwohl dieser gar keine verlangt hatte. Seitdem war er nicht wieder aufgetaucht, auch nicht, nachdem wir aus dem Zug ausgestiegen und mit den anderen zur Schule gegangen waren.
Jetzt saß ich mit Ron in der großen Halle und suchte den Saal verzweifelt nach Harry ab.
"Keine Sorge, er kommt sicher gleich", nuschelte Ron mit einer Hähnchenkeule im Mund.
"Hörst du wohl auf zu essen?!", schimpfte ich und schlug ihm mit dem Buch, das ich gerade in der Hand hielt, auf den Arm. "Dein bester Freund wird vermisst, Ron!"
"Ganz locker, dreh dich um, da ist er doch, du Verrückte."
Ich drehte den Kopf in Richtung des Eingangs zur großen Halle. Tatsächlich, da kam er angelaufen, mit Luna im Schlepptau. Als er an unserem Tisch ankam, erkannte ich einen roten Fleck auf seinem Hemd und Blut an seiner Nase.
"Hi, entschuldigt die Verspätung, Leute", sagte Harry und setzte sich.
"Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?", fragte ich ihn.
"Nasenbluten", antwortete er. Das musste aber ziemlich heftiges Nasenbluten gewesen sein, denn mein bester Freund sah wirklich übel aus. Ich kam nicht dazu, noch etwas zu sagen, denn Dumbledore begann nun mit seiner Ansprache. Er erklärte, dass Snape unser neuer Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste war und sein alter Freund, Professor Slughorn, Snape in Zaubertränke ersetzen würde. Weiterhin warnte er uns vor den dunklen Kräften, die zurückgekehrt waren und vor denen wir uns in Acht nehmen sollten.
"Wisst ihr, wer den dunklen Mächten am meisten nützt?", fragte Dumbledore. "Die größte Waffe seid ihr Schüler." Unbewusst reagierte ich auf diesen Satz mit einem Blick zum Slytherintisch. Ich fand den weißblonden Haarschopf zwischen Pansy Parkinson und Blaise Zabini. Malfoy wirkte völlig gedankenverloren. Was beschäftigte ihn nur so?
"Denkt mal in Ruhe darüber nach", wies uns Dumbledore an. "Und jetzt ab ins Bett."

"Das war ja eine fröhliche Rede", sagte Ron auf dem Weg aus der Halle. Ich drehte mich noch einmal zum Tisch der Slytherins um. Draco saß immer noch dort und starrte vor sich hin.

///

Meine erste Stunde in diesem Schuljahr war der Zaubertränkeunterricht bei Professor Slughorn.
"Ich habe hier einige Elixiere vorbereitet, hat jemand eine Ahnung, worum es sich dabei handelt?"
Natürlich schoss eine Hand sofort in die Höhe.
"Ja Miss...", begann Slughorn.
"Granger, Sir." Sie trat an den Tisch mit den drei Zaubertränken, die Sluggy auf einem Tisch aufgestellt hatte und wies auf den ganz linken. "Dieses hier ist Veritaserum, es ist ein Wahrheitsserum. Und das dort..", sie zeigte auf die nächste Brühe, "...ist Vielsafttrank. Es ist sehr knifflig, ihn herzustellen. Und das...", sie stellte sich vor den dritten Zaubertrank und hob ihn hoch, "...das ist Amortentia. Der wirksamste Liebestrank der Welt. Er riecht für alle Menschen verschieden, je nach dem was sie anzieht. So duftet er für mich nach..."
Sie stockte, als sie an dem Gebräu roch. "Rosen und Vanille." Schnell stellte sie den Trank wieder auf den Tisch und trat zurück. Slughorn gab uns weitere Fakten zu Amortentia, er sollte zu starker Verliebtheit und sogar Besessenheit führen und war wohl äußerst gefährlich, was ich mir aber nicht vorstellen konnte. Es gab durchaus Gefährlicheres als diese komische Liebessuppe.
"Und das hier ist ein ganz besonderer kleiner Trank", sagte Slughorn nun und hob eine kleine Phiole mit einer grünen Flüssigkeit nach oben, sodass wir sie alle sehen konnten.
"Felix Felicis, eher bekannt unter dem Namen-"
"Flüssiges Glück."
"Ja, Miss Granger, sehr gut. Ein Schlückchen davon und man stellt sich vor, dass alles, was man sich vornimmt, gelingt." Ich horchte auf. Das war ja höchst interessant. Ich nahm mir vor, einen Weg zu finden, an eine von diesen Phiolen ranzukommen. Sie konnte mir noch von großem Nutzen sein.
Slughorn schien es mir leicht machen zu wollen. "Wer es schafft, einen wirksamen Trank lebenden Todes herzustellen, bekommt als Preis eine kleine Flasche Flüssiges Glück. Das Rezept finden Sie auf Seite 10 in Ihren Lehrbüchern. An die Arbeit!"
Ich hatte noch nie so ehrgeizig im Unterricht mitgearbeitet. Doch die Herstellung dieses verfluchten Tranks lebenden Todes stellte sich als äußerst schwierig heraus. Selbst die Streberhexe Granger schien zu verzweifeln. Potter, der neben ihr arbeitete, kam dagegen zügig voran.
Dieser kleine Mistkerl. Er hatte sich im Zug unter seinem komischen Tarnumhang versteckt und mich belauscht. Ich hatte ihn entlarvt, nachdem der Zug angehalten hatte, und ihm eine Lektion erteilt, in Form eines saftigen Tritts ins Gesicht.
Als Potter jetzt bemerkte, das Granger Probleme hatte, flüsterte er ihr etwas zu. Granger lächelte ihn dankbar an. Na toll, natürlich half sich das Trio mal wieder gegenseitig. Das mit der Phiole konnte ich vergessen. Frustriert warf ich mein Buch auf den Tisch und räumte die Zutaten weg.
Da trat Granger neben mich und nahm sich selbst einige Zutaten aus dem Regal.
"Schon aufgegeben, Malfoy?", stellte sie plötzlich fest.
"Ja, dieser Müll funktioniert nicht", erwiderte ich bissig.
Sie trat einen Schritt näher an mich heran. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Was wollte das Schlammblut denn jetzt schon wieder?
"Du musst die Bohnen zerquetschen, nicht zerschneiden, dann klappt es", flüsterte sie und ging dann zurück an ihren Arbeitsplatz.
Zerquetschen? Ich nahm mein Lehrbuch erneut zur Hand und las die Anleitung zur Zubereitung noch einmal. Dort stand ausdrücklich 'Zerschneiden', nicht Zerquetschen.
Trotzdem probierte ich es aus und tatsächlich - der Saft der Bohne kam viel besser heraus. Verblüfft schaute ich zu Granger. Warum hatte sie mir geholfen? Sie bemerkte, dass ich sie ansah und schaute von ihrer Arbeit auf. Als sie erkannte, dass ihr Tipp mir weitergeholfen hatte, lächelte sie mich kurz an. Ich lächelte dankbar zurück und sah dann wieder zu meinen Arbeitsutensilien.
Moment, hast du gerade Granger ANGELÄCHELT?

///

Hatte ich gerade Draco Malfoy angelächelt? Und hatte er auch noch das Lächeln erwidert?
Was war das denn gewesen? Ich wusste nicht einmal, warum ich ihm das mit der Bohne verraten hatte. Ich hatte die Information von Harry erhalten. Malfoy hatte so frustriert ausgesehen, dass ich ihn eigentlich nur hatte damit aufziehen wollen, aber stattdessen hatte ich ihm geholfen.
War ja jetzt auch egal, ich musste weiter an meinem Trank arbeiten.
Doch das war letzten Endes umsonst. Harry wurde schneller fertig als alle anderen und erhielt am Ende der Stunde den Preis.
Malfoy stürmte wütend aus dem Raum. Ich lief ihm nach, keine Ahnung warum.
Als ich auf den Gang trat, wollte er gerade die Treppe nach oben nehmen.
"Malfoy", rief ich. Erschrocken drehte er sich um. "Was?", zischte er.
"Sieh doch mal in der Bibliothek nach, vielleicht gibt es dort ja ein Rezept für den Trank, dann kannst du dir selbst einen brauen."
Er zuckte kurz mit einer Augenbraue, dann rannte er ohne ein weiteres Wort die Treppe hinauf.

Time Turner (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt