Kapitel 2: Warnung

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"Draco, hierher!" Pansy Parkinson winkte mich zu sich. Eigentlich hatte ich auf der Zugfahrt nach Hogwarts meine Ruhe haben wollen, aber womöglich war es besser, wenn ich unter die Leute kam. Ich nahm gegenüber von Pansy und Blaise Platz.
"Hogwarts, was für ein Drecksladen von Schule. Ich glaube, ich würde mich vom Astronomieturm werfen, wenn ich da noch zwei Jahre hinmüsste", zischte ich. In Hogwarts wartete eine wichtige Aufgabe auf mich, doch leider würde ich mich außerdem auch mit Unterricht und den anderen Häusern rumplagen müssen. Harry Potter und seine zwei Anhängsel, das Wiesel und das Schlammblut, würden dort sein.
"Was soll das denn bitte bedeuten?", fragte Pansy schockiert. Die verstand auch gar nichts. Wahrscheinlich war es aber besser so.
"Dass ich nächstes Jahr meine Zeit auf keinen Fall in Zauberkunst vergeuden werde."
Blaise lachte. "Findest du das etwa komisch, Blaise? Wir wollen mal sehen, wer zuletzt lacht", sagte ich verbittert. Daraufhin sagte für eine Weile erst einmal keiner mehr etwas, bis schließlich Blaise meinte: "Wir gehen mal nachsehen, wo der Wagen mit den Süßwaren bleibt." Er und Pansy rutschten von der Sitzbank und verschwanden.

Ich ließ den Blick durch das Abteil schweifen. Plötzlich öffnete sich eine Tür zu einem anderen Abteil. Ich holte tief Luft. Hermine Granger trat heraus auf den Gang und drehte sich in meine Richtung. Ihr Blick blieb an mir hängen. Ich wendete den Blick ab, ich wollte sie ignorieren, was auch sonst.
"Malfoy." Ich hob den Kopf. Granger stand direkt vor mir und sah mich erwartungsvoll an.
"Was willst du denn, Schlammblut?", fragte ich genervt. Sie ignorierte die Frage und setzte sich doch tatsächlich auch noch auf den Platz, auf dem gerade eben noch Blaise gesessen hatte. Das war nun wirklich nicht normal, meine Neugier war zugegebener Maßen geweckt.
"Es wird nicht lange dauern, ich wollte dich nur vor etwas warnen", sagte Granger. Jetzt war ich wirklich neugierig. "Wieso solltest du mich vor etwas warnen wollen?"
"Hör einfach zu. Es ist mir eigentlich egal, aber ich habe eine Nachricht erhalten, in der stand, dass du in Gefahr bist, und dass du sterben könntest. Nimm die Warnung ernst oder nicht, deine Entscheidung. Ich dachte nur, du solltest es wissen." Gänsehaut bildete sich ungewollt auf meiner Haut. Granger wollte aufstehen, doch ich zog sie am Arm zurück.
"Wer ist der Absender der Nachricht?", flüsterte ich, schließlich musste nicht der ganze Zug mitkriegen, worüber wir sprachen.
"Ich weiß es nicht, ein Name stand nicht drunter."
Das konnte doch nicht sein.
"Blödsinn. Warum sollte jemand DIR anonym eine Nachricht zukommen lassen, in der steht, dass ICH in Gefahr bin? Komm schon, Granger, was für ein Spiel spielst du? Du lügst doch."
"Ach ja? Warum sollte ich denn bitte freiwillig zu dir kommen und mit dir reden, wenn es nicht um eine ernsthafte Sache gehen würde?", zischte sie. Es war irgendwie lustig, sie so wütend zu sehen.
"Weißt du was, vergiss es", fügte sie hinzu und zog ihren Arm unter meiner Hand weg. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich sie immer noch festhielt. Hastig stand sie auf und ging fort. Doch bevor sie wieder in ihrem Abteil verschwand, drehte sie sich noch einmal herum und schaute mich an. Ich wollte ihr mit einem Nicken verdeutlichen, dass ich dankbar für die Warnung war, denn das war ich wirklich. Sie hatte recht, sie wäre nicht zu mir gekommen, wenn es nicht wichtig gewesen wäre. Dennoch hätte sie mich nicht warnen müssen, sie hätte die Nachricht einfach für sich behalten können.
Ich sah, wie die Wut aus ihrem Gesicht verschwand und für einen Moment glaubte ich beobachten zu können, wie sich ihr rechter Mundwinkel hob. Doch dann drehte sie sich wieder um und verschwand in ihrem Abteil.

///

Ich zog die Tür zu meinem Abteil erneut auf und trat ein.
"Du warst aber lange auf dem Klo", bemerkte Ron, der gerade einen weiteren Schokofrosch verschlang.
"Wie kann es sein, dass du noch keinen Zuckerschock bekommen hast?", fragte ich ihn kopfschüttelnd. Irgendwann würde er sich noch übergeben und danach wohl nie wieder etwas Süßes anrühren. Ich ließ mich auf den Platz neben Harry, der gerade Zeitung las, fallen, blickte aus dem Fenster auf die dunkelgrüne schottische Landschaft und ging noch einmal im Kopf mein Gespräch mit Malfoy durch.
Hatte er zum Schluss wirklich zum Dank mit dem Kopf genickt, oder hatte ich mir das nur eingebildet? Das sah ihm ja so gar nicht ähnlich.
"An was denkst du gerade?", fragte mich Harry, der seine Zeitung nun beiseite gelegt hatte und mich aufmerksam von der Seite musterte. Mist, er hatte mitbekommen, dass mich etwas beschäftigte. Ich musste ihn irgendwie davon ablenken. "An was denkst du?", fragte ich zurück.
Wow, Hermine, echt jetzt?
Glücklicherweise ging Harry auf die Frage ein: "Ich dachte gerade wieder an die Zeremonie heute morgen."
Oh nein, nicht schon wieder. "Schluss damit, Harry", sagte ich genervt. "Ich weiß, worauf du hinaus willst."
Doch Harry redete unbeirrt weiter. "Es ist passiert, Hermine. Er ist jetzt einer von denen."
"Einer wovon?", fragte Ron kauend. War das sein Ernst? Ich warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu und beschloss, ihn aufzuklären. "Harry ist der Auffassung, Draco Malfoy sei jetzt ein Todesser."
Ron nickte. "Naja, sein Vater ist ja auch einer."
"Was hat das denn damit zu tun? Nur weil sein Vater einer ist, muss er es doch nicht automatisch auch sein!"
"Ach komm schon, Hermine du hast es doch mit eigenen Augen gesehen!", erwiderte Harry.
"Ich weiß nicht, was ich gesehen habe", sagte ich wahrheitsgemäß. Das wusste ich wirklich nicht. Aber mit Draco stimmte tatsächlich etwas nicht.

Vielleicht war er ja wirklich in Gefahr.
Ich würde ihn im Auge behalten.

Time Turner (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt