Kapitel б

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Elenoras Sicht

"Ja... kann sein. Und jetzt runter von meinem Parkplatz!", meinte dieser nervende Typ in seinem kostspieligen Auto. 

Wieso sollte ich mein Motorrad woanders Parken? Ich meine, er kann doch auch ganz einfach nebenan Parken. Immerhin war ich als erste hier. Und hier steht nirgends ein Namensschild oder eine Reservierung. Also? Ach und es macht mir spaß ihn zu provozieren! Richtig Spaß. 

"Nö", sagte ich mit meinem Dauergrinsen im Gesicht. Das würde ab jetzt nie wieder verschwinden, wenn weiterhin so amüsierende Dinge passieren würden. 

Zügig drehte ich mich um und ging zum Schuleingang. Dass viele staunende Blicke auf mir lagen, ist mir übrigens nicht entgangen. Obwohl ich keine Ahnung hatte warum. Eigentlich hatte ich dem Typen nur meine Meinung gegeit, mehr nicht, also was soll das? 

Nachdem ich weitere drei Minuten zum Suchen des Sekretariats  vergeudet hatte, klopfte ich höflich an der Tür zum Sekretariatsraum und als ich ein 'Herein' hörte, betrat ich den Raum. 

Den Raum hätte ich mir zwar hübscher und moderner vorgestellt, dennoch war er sehr einladend. Mit mehreren Regalen aus Fichtenholz und einem größeren Schreibtisch, ebenfalls aus dem selben Holz wie die Regale, hinterließ diese Innenarchitektur eine sehr gemütliche Aura bei mir. Hinter dem Schreibtisch stand ein recht großer, lederner Schreibtischstuhl. Auf diesem saß eine ältere, streng wirkende Frau, ungefähr Mitte vierzig und sah mich gestresst an. Ich hingegen grinste sie mit meinem übernatürlichen Dauergrinsen an. Selbst sie konnte mir mein Grinsen nicht verderben, obwohl sie wie die Genervtheit in Person aussah. 

"Bist du Elenora Black?", fragte sie gelangweilt und sah auf ihren Bildschirm, welcher auf ihren Schreibtisch stand.

"Jap, das bin ich", gab ich happy zurück. 

Irgendwie fühlte ich mich dafür zuständig, sie aufzumuntern. Keine Ahnung wieso, aber ich fühlte mich ein kleines bisschen Mitleidig mit ihr. Man sollte das Leben genießen und in diesem Moment tat sie dies ganz und gar nicht! 

Also blickte ich sie eindringlich an und ließ meine Zauberkraft durch meine Finger gleiten. Auch, wenn es mich eigentlich nicht anging, tat ich es einfach. Kleine Blitze zuckten durch meine Finger und schwebten durch die Luft geradewegs auf die Sekretärin zu. Natürlich konnte sie diese pinkleuchtenden Blitze nicht sehen, da sie keine Hexe war und Irdische dies nicht sehen konnten. 

Die kleinen Magieleuchten glitten in ihren Geist hinein und erforschten all ihre Probleme. Eigentlich sollte man sowas nicht machen, da dies eine Verletzung der Privatsphäre war und ich das normalerweise auch einhielt, doch das hier war eine Ausnahme. Sie wirkte so bedrückt.

Und in kürzester Zeit hatte meine Gabe mir schon auch ein paar Details von ... Mrs. Linde, herausgeholt. 

Sie war 47 Jahre alt.

Ihr Mann war verstorben.

Sie hatte eine 21-Jährige Tochter, welche jetzt in Deutschland lebte.

Ihre Lieblingsschokolade war die von Lindt.

Sie liebte mittelalterliche Feste und Maskenbälle. 

Sie arbeitete schon 6 Jahre an dieser Schule und hasste diese Oberflächlichen Schüler.

Und sie war die Zweitdirektorin dieser Schule.

Oh, dass waren aber viele schöne Informationen... Ich glaube, damit konnte ich etwas anfangen. Dann merkte ich, dass sie gerade, während ich ihr Leben heimlich gestalkt hatte, ein Blatt Papier, mit Tinte beschriftet, aus einer Maschine herauszog. 

Happy GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt