Happy Girl

Kapitel ȣ

~ Song: Wild and Free  von Lena ~

Ein Lied vor mich her summend, hüpfte ich leicht die Strandpromenade entlang, auf dem Weg zu Henks Kiosk-Pizzeria. Das Lied hieß Wild and Free. Dies hatte ich nach dem Spaghetti-Ca- was-auch-immer-essen im 'Radio' gehört. Leider war das ganze Lied auf English, die Sprache, welche ich dummerweise nicht beherrschte. Unpassend oder? Die einzigen Sprachen die ich kann sind Deutsch und (Alt-) Griechisch. Aber trotzdem hörte sich das Lied fröhlich an. So voller Leidenschaft. Deshalb ist er auch in meinem Kopf hängengeblieben, wodurch ich ihn jetzt vor mich hin summte.

Ich drehte meinen Kopf ein wenig nach Links und sah auf das blaue, weite Meer. Wenn das Meer den Fels, welcher aus dem sandigen Boden herausragte, umspülte, sehen die Schaumkronen aus wie Tatzen von aberhunderten Meerkatzen. Immer wenn ich auf das unendliche Meer hinausblickte, musste ich an eine andere Welt denken. Keine Ahnung, warum, doch so ist es. Ich stellte mir vor, dass es so im Paradies sein musste - also im Himmel. 

Bei Henk angekommen trällerte ich: "Hallöchen, Henk."

"Guten Tag, Nora!", begrüßte er mich mit voller Freude.

"Wie geht es dir denn so?", fragte ich ihn und stütze meine Ellenbogen auf den Tresen der Bar, hinter der Henk stand.

"Mir geht es prächtig! Und dir? Wie war dein erster Schultag?", stellte er die Gegenfrage.

"Mir geht es ebenfalls sehr gut, danke der Nachfrage. Ach, und mein heutiger Schultag war sehr erfolgreich. Ich habe auch schon zwei neue Freundinnen gefunden.", antwortete ich und spielte mit einer Plastikgabel.

"Das ist doch wunderbar! Willst du 'was trinken?", fragte er mich und klatsche in die Hände.

"Meinst du etwa ... mit Alkohol ... ?", geschockt riss ich die Augen auf. Noch nie in meinem gesamten Leben hatte ich etwas alkoholisches getrunken, nur einmal an einem Wein genippt, sonst nichts.

"Du bist doch schon 17, oder? Da kann ich mal 'ne Ausnahme machen. Außerdem gibt es doch auch einen Grund zum Trinken!", meinte er euphorisch. 

"Ja, bin ich... aber ... ich habe noch nie ... getrunken.", murmelte ich verlegen. Bestimmt hatte schon jeder in meinem Alter, schonmal Alkohol eingenommen. Nur ich nicht..

"Och, es gibt für alles ein erstes Mal. Es wäre auch nur ein Bier. Doch wenn du nicht möchtest ... ich wollte es dir nur mal angeboten haben. Es tut mir Leid, wenn ich zu aufdringlich war." Entschuldigte er sich gerade dafür? Das brauch er doch gar nicht! Schön, jetzt fühle ich mich schlecht.

"Ich möchte das Pinke gerne mal ausprobieren!", sagte ich mit strahlenden Augen und zeigte auf die Pinke Flasche in den Regal, welches befüllt ist mit alkoholischen Flaschen. 

"Dosmas? Bist du dir sicher, das ist vielleicht etwas zu stark.", meinte er unsicher.

"Bist du etwa dagegen, dass ich jetzt etwas trinke? Schade, ich wollte so-", ich wurde von Henk unterbrochen.

"Ja, ja. Okay, einen Shot bekommst du. Aber den musst du exen, das macht man so, mit solchen Drinks.", warnte er mich vor.

Eigentlich ein bisschen komisch, dass Henk dafür ist, dass ich was trinke, was erst ab 18 ist. Normalerweise ist er echt nett, und so ... naja ... gar kein Alkoholiker, eher ein Verantwortungsbewusster Erwachsener. Aber es soll den Geist befreien, wenn man trinkt. So sagte es immer meine Zauberlehrerin aus dem 18 Jahrhundert. Probieren geht über studieren.

Mittlerweile hatte Henk mir und sich selber ein kleines Gläschen mit der pinken Flüssigkeit befüllt. Er schob mir das eine Gläschen rüber und setzte seins zum trinken an. Auch ich nahm mein Glas und legte es sanft an meine Lippen. Mich überkam ein leichter Schauer von Angst, doch im nächsten Moment, überwand ich diese und schüttete den Drink in meinen Hals. Es brannte um ehrlich zu sein, wie Feuer in meinem Rachen, doch es war ertragbar. Ich merkte, dass der Alkohol meinen Verstand nur ein ganz kleines bisschen vernebelte. Und mein Dauergrinsen kam zurück. Ich hatte mein erstes mal Alkohol getrunken! Eine neue Errungenschaft. Das werde ich auf jeden Fall in mein Tagebuch schreiben.