Nach wie vor befinde ich mich in Sephirothmon „Zeig dich endlich, du verräterisches Digimon! Ich weiß genau, dass du mich hörst! Der Plan war ein komplett anderer!" Gereizt stapfe ich durch die düstere Umgebung. „Sephirothmon!", rufe ich, „Wenn ich dich in die Finger bekomme, erlebst du dein blaues Wunder! Das verspreche ich dir!"
Dafür muss ich allerdings erst einmal hier rauskommen. Doch wie? Ziellos herumirren wird nicht viel bringen. Irgendwo muss es einen Ausgang geben. Und den heißt es zu finden.
Auch nachdem ich schon gefühlte Stunden unterwegs bin, hat sich die Landschaft nach wie vor nicht verändert. Um mich herum ist immer noch alles nur düster. Dennoch fühle ich mich schon seit einer Ewigkeit verfolgt und beobachtet. Zudem spüre ich eine fremde Aura. Aber sehen kann ich niemanden. So langsam reicht es mir.
„Wer ist da?", rufe ich in die Umgebung. Schwere, klirrende Schritte sind zu vernehmen. Leicht drehe ich meinen Kopf zu der Gestalt, die von rechts auf mich zu kommt. Ich lege meinen Kopf etwas in den Nacken. Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus.
Nur langsam kann ich einen schwarzen Ritter mit rotem Umhang erkennen. Seine Rüstung ist mit unzähligen Mündern mit scharfen Zähne versehen. Wahrscheinlich ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse. „Wer bist du? Was willst du von mir?", frage ich das fremde Digimon. „Nenn mich einfach Plutomon", ertönt die dunkle Stimme meines Gegenübers, „Ich bin der Herrscher des Totenreichs. Daher kannst du dir denken, was ich von dir will." Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Du willst mich in dein Reich schicken? Versuch es doch."
Aus meiner Jackentasche hole ich meinen D-Tector hervor. Um meiner Hand erscheint die Kugel aus D-Codes, die ich über den Scanner ziehe. „Aurora, Spirit-Digitation zu BelleStarmon." Schon bin ich digitiert und richte meine beiden Waffen auf meinen Feind. „Willst du mich immer noch mit nehmen?" „Natürlich. Sonst wäre ich nicht hier." „Dann versuch doch dein Glück. Freiwillig werde ich nicht mitkommen." Mit diesen Worten schieße ich auf meinen Gegner.
„Hurrikan-Schraubenschuss!" Ich mache einen Handstand und drehe mich dabei um meine eigene Achse. Gleichzeitig feuere ich aus den Absätzen meiner Stiefel mehrere Kugeln ab. Allerdings weicht Plutomon diesen spielerisch aus. „Fliegengeschoss!" Erneut schieße ich Kugeln auf meinen Gegner ab. Doch auch dieses Mal hat er keine Probleme dabei auszuweichen. Was ist das für ein Digimon?
Während er ausweicht, sprintet er auf mich zu. „Ausgemergelte Häufung", ertönt die Stimme von Plutomon. Er streckt seine beiden Arme nach mir aus, woraus dunkle Strahlen direkt auf mich zufliegt. Die beiden Strahlen verbinden sich. Zwar versuche ich noch auszuweichen, aber da der Strahl nur wenige Meter von mir entfernt abgefeuert wurde, bleibt mir dazu nicht viel Zeit. Der Strahl streift mich an meiner linken Seite. Die Wucht schleudert mich auf den Boden, wo ich hart aufkomme. Schmerzerfüllt stöhne ich auf. Mist. Da wurde ich sauber erwischt.
Mühsam rapple ich mich wieder auf. Ich darf mir meinen Schmerz nicht anmerken lassen. „Doppelkralle." Ich ziehe vier Messer aus meinem Mantel und werfe diese nacheinander auf Plutomon. „Chaosrechte", kommt es von Plutomon. Gleichzeitig stoppen meine Messer mitten in der Luft. Sie ändern ihren Kurs direkt in meine Richtung und fliegen auf mich zu. Den ersten drei kann ich ausweichen. Das vierte Messer erwischt mich an meinem rechten Bein. Was ist das nur für ein Gegner? Warum kann ich gegen ihn nichts ausrichten?
„Schluss mit dem Spielchen. Du wirst jetzt mein Ass zu sehen bekommen. Fühle dich geehrt. Tor zur Hölle", erklingt die tiefe Stimme von Plutomon. Hinter ihm taucht aus dem Boden ein gewaltiges steinernes Tor auf. Überrumpelt trete ich ein paar Schritte zurück. Was geht hier vor? Der Torrahmen sowie das Tor selber ist mit vielen menschenähnlichen Wesen und Skeletten verziert. Auf dem Tor selber sitzt ein Mensch in typischer Denker-Pose. Drei weitere Menschen befinden sich auf dem Torrahmen. Alle drei haben ihre Köpfe gesenkt und ihre linken Hände treffen sich in der Mitte. Dieses Tor sieht unheimlich aus.
„Was ist das?", murmle ich vor mich hin. „Das Höllentor." Mit diesen Worten breitet Plutomon seine Arme aus. In diesem Moment schwingt das Tor auf. Die dadurch erzeugte Druckwelle zerstört die toten Bäume und Felsen in der Umgebung. Auch ich werde zu Boden gerissen. Wie ist das möglich? Das bloße Öffnen eines Tores hat solch eine Kraft? Unglaublich. In dem Tor kann ich nichts als Dunkelheit erkennen.
Ein heftiger Wind kommt auf. „Die Hölle wird deine letzte Ruhestätte werden", verkündet Plutomon. Verzweifelt versuche ich mich mit meinen langen Klauen in den Boden festzukrallen. Ich spüre, wie sich Angst in mir ausbreitet. Ich will nicht in dieses Tor. Ich will nicht in die Hölle. Dort gehöre ich nicht hin. Oder doch? Meine ganze Kraft stecke ich darin mich festzukrallen. Je stärker ich mich festkralle, desto stärker wird der Sog. Ich rutsche ab und werde Richtung Tor gezogen. Irgendwie muss ich mich doch noch retten können. Das kann nicht mein Ende sein.
Eilig ziehe ich zwei meiner Messer aus meinem Mantel und ramme diese in den Boden. Hoffentlich bieten diese besseren halt, als meine Krallen. Die Hölle habe ich nun wirklich nicht verdient. Nein! „Du kannst nichts dagegen tun. Du wirst in der Hölle landen. Das ist dein Schicksal", kommt es von Plutomon. Die klirrende Schritte des feindlichen Digimon kommen immer näher. Der Wind um mich herum wird stärker. Langsam rutschen meine Messer immer weiter ab. Doch noch kann ich mich halten.
Plötzlich spüre ich einen kräftigen Tritt in meine bereits verletzte Seite. Plutomon tritt mich ein zweites Mal. Jetzt kann ich meine Digitation nicht länger aufrechterhalten. Ich digitiere zurück zu einem Menschen. Als Mensch habe ich nicht mehr genug Kraft, um mich an meine Messer festzuhalten und rutsche ab. Nun kann ich mich auch kein weiteres Mal festhalten. Der Sog aus dem Höllentor zieht mich in seine Richtung.
Nur noch wenige Meter trennen mich von dem Tor. Aus dem Tor schießen Ketten, die sich um meine Arme und Beine legen. Diese ziehen mich zusätzlich hinein. Ich habe keine Chance mehr. Das wird mein Ende sein. Einen Moment, nachdem mich das Tor verschluckt hat, beginnen sich die Türen langsam zu schließen. Die Dunkelheit umhüllt mich immer mehr. Gleichzeitig wird es um mich herum immer kälter.
Ich versuche noch hinaus zu klettern, werde aber von den Ketten, die mich noch immer festhalten, weiter zurückgezogen. Ich will nicht sterben. Ich will nicht in die Hölle. Dort gehöre ich nicht hin. Nein!
Kurz bevor sich die Türen endgültig schließen, erkenne ich einen Lichtstrahl, der direkt auf mich zu kommt. Im letzten Moment gelingt es einem Teil des Lichtstrahls zu mir durchzudringen. Dieses Licht nimmt mich vollkommen in sich auf. Ein warmes und angenehmes Gefühl breitet sich in mir aus.
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Der Wächter der Digiwelt
FanfictionAurora bekommt eines Tages eine seltsame Nachricht auf ihr Handy. Kurz darauf begibt sie sich in eine unbekannte Welt, die Digiwelt. Anfangs noch allein unterwegs, schließt sie sich bald den Digirittern an. Doch wird sie von ihrer Vergangenheit eing...