Aber nicht jede Finsternis muss böse sein

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Langsam kommt Koichi zu sich und setzt sich auf. „Was ist passiert?", fragt er sich wohl mehr selbst, „Warum bin ich wieder ein Mensch?" „Du bist also Koichi", kommt es von Koji, als er seinem Bruder gegenüber steht. „Ich habe dich schon mal gesehen", meint Takuya. „Was?" „Ich habe ihn damals gesehen, als ich für kurze Zeit in unsere Welt zurückgekehrt bin. Er war mit uns im selben Zug nach Shibuya. Er wäre auch fast mit uns im Fahrstuhl gewesen", erklärt Takuya.

Ich gehe zu Koichi und helfe ihn auf die Beine. Auf den ersten Blick scheint er unverletzt zu sein. Koji geht näher auf seinen Bruder zu und will wissen: „Stimmt das?" „Was?" „Das was du gesagt hast. Stimmt das alles? Sind wir Zwillingsbrüder? Ist meine Mutter noch am Leben? Stimmt das? Bitte sag es mir." Koichi hält sich den Kopf. So als hätte er sehr starke Kopfschmerzen. Das kann ich verstehen. Es ist auch für ihn zu viel im Moment.

Lange Zeit herrscht Schweigen. Dieses wird von Koichi gebrochen. „Ja. Es ist wahr. Großmutter hat mir an ihrem Sterbebett von dir erzählt. Dann wollte ich es genauer wissen. Ich wollte wissen, wer dieser Koji ist und was für ein Leben er führt. Ich habe dich beobachtet und ich wollte dich ansprechen. Aber irgendwie konnte ich es nicht. Meiner Mutter habe ich natürlich nichts darüber erzählt. Und dann kam der Tag, an dem ich dich zufällig im Zug nach Shibuya gesehen habe." „Ich hatte also recht. Du bist es tatsächlich gewesen", meint Takuya, „Dann bist du am Bahnhof auch in ein Trailmon gestiegen und in die Digiwelt gekommen." „Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht so genau", kommt es niedergeschlagen von Koichi, „Als ich die Treppe genommen habe, bin ich gestürzt. Ich muss eine Weile ohnmächtig gewesen sein. Das Nächste woran ich mich erinnere ist, dass ich dachte, ich wäre tot. Dass ich irgendwo als Geist umherwandere. Ich war ganz allein in dieser fremden Welt. Und ich fühlte mich furchtbar einsam. Doch plötzlich sprach jemand zu mir." „Das muss Cherubimon gewesen sein", vermute ich. Ihr scheint wirklich jedes Mittel recht zu sein. Warte nur Cherubimon, bis ich dich in die Finger bekomme. Leicht balle ich meine Hand zur Faust. Ihr wird es noch leid tun, meinen Bruder benutzt zu haben. Das verspreche ich.

Die restlichen Digiritter kommen mit einem Trailmon vorbei und sammeln uns auf. Vorerst bleibe ich wohl bei der Truppe. So komme ich wohl am schnellsten zu Cherubimon. Während die anderen auf den aktuellen Stand gebracht werden, haben Koichi und ich uns ein extra Abteil genommen. Ich denke, Koichi sollte jetzt nicht allein sein. Und falls er reden will, kann er es mit mir tun.

Sehr lange herrscht Schweigen zwischen uns. Mein Blick wandert aus dem Fenster. Der Stern der Rosen kommt immer näher. Wir müssten bald ankommen. Doch was mache ich, wenn ich auf Cherubimon treffe? Mit Darcmon oder Hippogriffomon werde ich nichts ausrichten können. Und auch Venusmon wird nicht viel bringen. Sie ist darauf spezialisiert Kämpfe friedlich zu lösen. Das wird Cherubimon nichts ausmachen. Da bleibt nur eins. BelleStarmon. Doch ich bezweifle, dass ich die Finsternis dieses Spirits überwinden kann. Mir bleibt aber nichts anderes über. Irgendwie muss ich es schaffen.

„Ich verstehe das nicht", kommt es plötzlich von Koichi. Mein Blick wandert zu ihm. „Ich habe versucht sie umzubringen. Warum werfen sie mir das nicht vor?" „Weil es mehr an den Spirits der Finsternis gelegen hat. Diese wurden dir genommen."

Auf einmal taucht Patamon in unserem Abteil auf. „Licht und Finsternis sind Geschwister", meint Patamon. Etwas verwundert sieht Koichi das kleine Digimon an. „Wo es Licht gibt, muss es auch Finsternis geben", erklärt Patamon, „Es muss dir nicht leid tun, dass du die Finsternis benutzt hast." „Du bist doch aus Seraphimons Digiei geschlüpft. Deshalb bist du wohl auch so nett zu jemanden, der so etwas getan hat wie ich. Ich danke dir." Auf einmal wird Patamon richtig komisch. Ihn scheint etwas zu beunruhigen. „Ist etwas?", frage ich nach. „Da kommt irgendwas starkes. Es macht mir Angst." Schnell versteckt sich Patamon in meinen Armen.

Der Wächter der Digiwelt (Digimon Frontier FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt