Als wir da waren, an einem großen, blauen See nahe einer hohen Brücke über der vielbefahrenen Autobahn, bekam ich ganz am Rande meines Bewusstseins mit, wie Andreas kurz davor war, in einen Baum zu fahren. Schockiert und dennoch wie in Trance zerrte ich die Handbremse so weit nach hinten, dass ich meinte, sie müsse abbrechen. Ich hörte ein ersticktes Gurgeln, einen Schrei und dann war Ruhe. "Aaaandreaahsss?" Selbst in meinen eigenen Ohren klangen meine Worte schrecklich neben der Spur. Er hatte den Gurt vergessen, weswegen sein lebloser Körper nun aus der kaputten Frontscheibe des Wagens hinaus hing. Er rührte sich nicht. "Alter, was loss" Ich rammte ihn in die Seite, sein Arm fiel vom Lenkrad wie ein Sack Mehl.
Er atmete nicht mehr. "Scheiße, ich hab ihn umgebracht ... ich..."
Meine Gedanken überschlugen sich. Ich war zu high, um das alles aufzunehmen, aber ich wusste, dass ich ihm helfen musste, auch, wenn er ein gottverdammter Wichser war, der sich für gar nichts schämte. Was sollte ich tun?
Aus der Verzweiflung heraus begann ich zu schreien, ihn erneut zu rütteln, wissend, dass es nichts bringen würde. ,,Andreaaaaas!", schrie ich erneut völlig aufgelöst. Meine Stirn dröhnte, an meinem Kopf befand sich eine kleine Platzwunde, sonst war mir nichts geschehen. Die Tränen liefen meine Wange hinunter, ich atmete schneller, schrie erneut.
Die Brücke... diese Verfickte Brücke, da muss mir doch irgendwer helfen können von den Autofahrern unten.
Ich nickte mir selbst zu und rannte so schnell es eben ging, doch kein Weg, auf dem ich auch nur halbwegs sicher hinunter genommen wäre, führte zu der Autobahn. Also beschloss ich, auf der Brücke nach Menschen zu suchen. Doch da war keiner.Kein Einziger hier, der mir helfen könnte. Aber wie auch? Keiner kann mir helfen. Ich bin einfach zu dumm zum Leben, verfickte Scheiße, ja, ich habe es verkackt, ich habe alles versaut! Ich war so nah dran, alles wieder grade zu biegen, ich war schon clean, aber jetzt mussten natürlich diese dreckigen Wichser herkommen und alles zerstören, alles, wegen nichts!
Ich fing an zu weinen.
Warum? Warum muss mir das passieren, ich bin süchtig nach diesen scheiß Drogen, ich habe mich in Angel verliebt und sie ist gestorben, ich habe mich in Rachel verliebt und sie hat mich so hintergangen, wie konnte ich ihr nur jemals vertrauen? Und jetzt habe ich ihn auch noch jemanden umgebracht, es, es ist alles meine Schuld! Und wahrscheinlich verrecke ich jetzt elendig weil ich zu viel genommen habe... und wenn nicht muss ich diese ganze Prozedur nochmal durchstehen, den Entzug, das schaffe ich nicht, niemals, das eine Mal war schon viel zu schlimm... Diese Schmerzen... Und diese Besessenheit... das Gefühl, nichts unter Kontrolle zu haben, ich kann das einfach nicht! Die mitleidigen Blicke... ich kann mich doch nirgendwo mehr sehen lassen! Am besten wäre es doch einfach, jetzt auf der Stelle zu sterben, ohne etwas zu spüren, einfach... zu gehen, ganz leise, und keiner kriegt es mit.
Völlig verzweifelt und in Tränen ertränkt sah ich zum Geländer der Brücke und fasste einen Entschluss. Den Entschluss, nicht mehr leben zu wollen, geschweige denn zu können. Auch wenn ich so high wie noch nie war, wusste ich, dass es genau das Richtige war, was ich da tat. Also stellte ich mich ganz an den Rand, kletterte auf das metallene Geländer, das genauso kalt war wie meine zittrigen Hände, schaute hinunter, wo ganz tief unten die Autos nichtsahnend herumfuhren.
Und als ich sprang, wurde ich ohnmächtig, doch es war die beste Ohnmacht, die ich jemals verspürt hatte.
Eine Sekunde
Genau eine Sekunde
bevor er
auf der Erde aufschlug
vermißte er
das Leben
an das er noch nicht glauben konnte
als er sprang.
-(*1959), En
einfühlsamer Seelenfärber
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Flying Angel #JungleAward19 #iceSplinters19
Teen FictionNachdem Zelen es geschafft hat, endlich clean zu werden, versucht sie, ihr neues Leben zu beginnen, merkt jedoch, dass dies schwieriger ist als gedacht und sie nur noch Opfer ihres monotonen Alltages ist und vor sich hin vegetiert. Sie entscheidet...