21. September 1914

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21. September 1914

Haben heute die französische Grenze passiert. Auf dem Ritt liefen uns ein paar Franzosen über den Weg. Wir hatten das Überraschungsmoment, schossen von Weitem und beobachteten, wie die Schlengels Hals über Kopf flüchteten. Wir johlten und pfiffen ihnen hinterher, ein Heidenspaß!

Wir sind etwa 120 km von Paris entfernt. Die Bevölkerung benimmt sich ausgezeichnet gegen uns. Wir nähern uns langsam der Front. Man sprach von drei Tagen, dann wäre es für uns endlich so weit. Die Verpflegung ist ganz gut, wenn man bedenkt, dass wir uns fast alles von den Franzosen klauen müssen. Heute wurde ich zum Kochen eingeteilt, aus Bohnen, Kartoffeln und Mohrrüben habe ich ein ganz anständiges Essen zurechtgemacht. Meyer setzte sich zu mir, als ich da so saß und für 20 Leute Kartoffeln schälte. Wir unterhielten uns recht angenehm. Er erzählte mir von seiner Schwester Emma, die ihm ihre Kamera geschickt hatte, damit er seine Erlebnisse dokumentieren könne. Ich erzähle ihm meinerseits von Vater, dass er allerhand zu tun hätte, da er als Arzt die Verwundeten, die es zurück in die Heimat geschafft hatten, versorgte.

Allen scheint es geschmeckt zu haben und Leutnant Meyer bedachte mich mit einem anerkennenden Nicken. „Sie werden in Zukunft wohl öfter den Küchendienst übernehmen, Schröder!" Gut, wenn es ihm geschmeckt hat. Und beschweren will ich mich auch nicht, in Kartoffeln zu wühlen ist ja doch angenehmer, als in den Äpfeln der Pferde.

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