FÜNF

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Grelles Licht blendete mich, als ich versuchte meine Augen zu öffnen, sodass ich erst einmal mehrmals blinzeln musste, bevor ich wieder scharf sehen konnte.

Ich brauchte eine Weile um mich zu orientieren.

Okay, ich lag eindeutig auf einem Bett, so weich konnte einfach kein Sofa sein. Gegenüber von mir war eine weiße Wand, an der ein großer Schrank stand. Langsam drehte ich meinen Kopf nach links, in die Richtung von der die Stimme kam und erblickte die goldbraunen Augen, die mich schon vorhin aus der Bahn geworfen hatten und die mich jetzt direkt anstarrten.

Einfach weiter atmen und versuchen einen klaren Kopf zu bekommen.

Der Typ durfte nicht wissen, was er mit mir anstellte, denn dann wusste er, dass seine stärkste Waffe sein Blick war, und das wäre schlecht, denn dann hatte er mich.

Er sah mich irgendwie nachdenklich an, so, als ob er über irgendetwas grübelte.

Einen Moment lang sagte keiner von uns beiden etwas.

Himmel, wie konnte man so perfekt aussehen? Wie er da an seinem Schreibtisch lehnte, eine Hand lässig in der Hosentasche und mich aus seinen braunen Augen gerade heraus ansah. Seine auffallenden Wangenknochen und seine gelockten Harre, passten so perfekt zu seiner Gesamterscheinung, wie auch die lässigen Klamotten, die- warte, stoooop!!

So durfte ich nicht denken. Niemals! Was war nur in mich gefahren?

Das war der, der mir meine Familie genommen hatte! Ich musste hier schleunigst weg. Die Menschen, die hier wohnten waren wahnsinnig. Schnell setzte ich mich aufrecht auf und kurz darauf stand ich auch schon.

Einen Moment lang war mir schwarz vor Augen, doch ich stolperte trotzdem so schnell ich konnte Richtung Tür. Ich wollte nur noch weg hier.

Doch etwas Kaltes legte sich plötzlich um mein Handgelenk und hinderte mich auch nur einen Zentimeter weiter zu gehen.

Mit aller Kraft versuchte ich, das, was mich festhielt abzuschütteln. Erneut wurde mir bewusst, wie schwach ich in den letzten Monaten geworden bin, sodass es aussichtslos war dagegen anzukommen.

Nun sah ich nichts mehr, denn meine Tränen verschleierten mir die Sicht. Ich wusste nicht einmal, warum ich weinte. In den letzten Wochen war ich zu einem Wrack geworden, das seine Gefühle nicht mehr kontrollieren konnte und jeder Zeit einen Heulkrampf bekommen konnte.

Dazu brauchte ich nur an meine Familie denken und zack, schon kamen die Tränen. Und das dumme daran war, dass ich praktisch fast dauerhaft an sie dachte. Und es schmerzte. Es schmerzte so sehr. Man könnte meinen, nach vier Wochen, müsste man sich langsam mal damit abgefunden haben, aber das tut man nicht. Man denkt jede einzelne Sekunde daran, warum man jetzt hier alleine festsitzt, ob es überhaupt noch für einen Sinn hat zu existieren. Vielleicht habe ich mich ja irgendwann einmal ausgeweint und der Schmerz wird stumpfer. Aber es bleibt Schmerz. Und das Schlimme ist: Ich weiß, dass er niemals weggehen wird.

„ Heeey, Rachel beruhige dich! Ich weiß, dass du das Gespräch mitbelauscht hast und wenn du noch einmal darüber nachdenkst, dann kannst du dich bestimmt auch daran erinnern, dass ich dich von meinem Vater beschützt habe. Mit anderen Worten: Ich will nicht, dass dir wehgetan wird, weil ich das Gefühl habe, dass DU nicht unser Feind bist. Und meinem Gefühl kann ich normaler weise trauen, weil ich Halb-Sirifide bin. Und falls ich mich irre und du doch Schlechtes im Sinn hast, dann kann ich dich immer noch locker k.o. schlagen und dich meinem Vater ausliefern. Deshalb würde ich es lassen dich zu wären, weil erstens, weißt du genauso gut wie ich, dass es sinnlos ist zu versuchen gegen mich anzukommen, zweitens, macht das keinen guten Eindruck und drittens, lasse ich dich sowieso nicht freiwillig einfach so gehen. Zusammengefasst: Spar's dir einfach und hör auf so rum zu Zappeln."

Wow, wenn das mal keine Ansage war. Aber er hatte Recht: Es war sinnlos zu versuchen zu fliehen. Außerdem: Wohin sollte ich gehen? Stimmt, ich hatte ja kein Zuhause mehr. Das Einzige was ich in letzter Zeit hatte, waren eindeutig zu viele Fragen ohne Antworten.

Also drehte ich mich zu ihm um.

„Warte mal, was hast du gesagt? Du bist eine Halb-Sirifide? Was ist das? Kannst du mir mal bitte erklären, was hier insgesamt alles grade abgeht?"

Ein seltsamer Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus. Eine Mischung aus Belustigung und Ungläubigkeit.

„Das ist doch nicht dein Ernst, oder? Findest du das jetzt gerade witzig mich zu veräppeln oder ist das irgendeine Taktik?"

Ich hatte keine Nerven mehr. Was zur Hölle ging hier vor? Konnte ich nicht einfach wieder in mein normales Leben vor fünf Wochen zurückkehren?

„Nein, das ist mein Ernst. Was ist hier los? Ich kapiere überhaupt nichts mehr. Kannst du mir bitte einfach alles erklären? Alle meine Fragen beantworten? Mir sagen, warum du dir dachtest, du hättest das Recht mein Leben zu zerstören?"


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Tadaaaa.... seit Ewigkeiten mal wieder ein neues Kapitel :)


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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 24, 2018 ⏰

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