prolog

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Das Spiegelbild eines blonden fremden Jungen starrte dem aufgeregten Draco Malfoy gnadenlos entgegen.
Ein hartnäckiges mulmiges Gefühl, das seit Tagen nicht aus seinen Adern verschwinden wollte, zog sich quälend durch seinen ganzen Körper.
Es saugte mehr und mehr Stolz, Mut sowie Zuversicht aus dem jungen Mann.
Seine blasse Haut schien noch blasser, denn je, nun da der Tag, vor welchem er sich so sehr gefürchtet hatte, endlich bevorstand.
Vor ihm spiegelte sich ein farbloses spitzes Gesicht mit kalten grauen Augen.
Er war sich selbst fremd geworden.
Draco erkannte sich kaum wieder.
All die lange Zeit hatte er immer seine eigene Gestalt akzeptiert, doch nun wünschte er sich ein komplett anderer sein zu können.
Ihm graute es davor weiterhin Draco Malfoy sein zu müssen.
Einen Namen, welcher eine schwere erdrückende Last auf die jungen Schultern legte, welcher er niemals entkommen würde.

Nachdenklich fasste sich die linke Hand an die grün-graue Krawatte, welche bereits ordentlich um sein reines weißes Hemd gebunden war.
Er fühlte augenblicklich wie der Stoff des Hause Slytherin ihm immer mehr die Luft um den Hals abschnürte.
Seine Schultern sackten zum wiederholten Mal zusammen und die grauen Augen blickten entmutigt auf den dunklen Boden seines Zimmers.
Die Pupillen starrten mit leerem Blick auf das uralte schwarze Holz, welches überall in der ganzen Villa zu finden war.
Ihm wurde wieder kalt.
Gerade hatte er gedacht, er könnte wieder seinen steinernen Blick aufsetzen und eine Abwehrmauer um sich herum errichten, damit ihn rein gar nichts bewegte.
Draco hatte schon so oft vor diesem Spiegel gestanden um sich klarzumachen, was er in dem folgenden Schuljahr in Hogwarts schaffen musste.
Sein Vater hatte ihm beinahe jedes Jahr einen geheimen Auftrag gegeben, oder ihm andere Dinge eingetrichtert, welche immer wieder dazu geführt hatten, dass der blonde Junge sich stets vor dem Aufenthalt in der Schule gefürchtet hatte.
Dem Druck, welchen Lucius Malfoy auf seinen einzigen Sohn aufgebaut hatte, würde Draco nicht mehr lange stand halten können.
Besonders in derartigen Zeiten, welche der Familie nun bevorstanden, würde es schwierig werden die übliche Rolle in Hogwarts zu spielen.

Alles in dem langen schlaksigen Körper zog sich ängstlich zusammen, als er an die bevorstehenden Wochen dachte.
Er überlegte ob es ihm tatsächlich lieber wäre, sich hier in dem riesigen Herrenhaus seiner Familie zu verdrücken, doch löste diese Vorstellung ebenfalls keine großartigen Freudengefühle bei ihm aus.
Überhaupt schien auch gar nichts in ihm einen Hauch von Glück auslösen zu können.
Sei karger Körper war nur noch eine leere ausgelaugte Hülle, die immer mehr an Gewicht verloren hatte, je länger er all die Lasten hatte ertragen müssen.
Seine Mutter hatte sogar in den vergangen Wochen stets versucht ihren Junge zu ermutigen mehr Nahrung zu sich zu nehmen.
Aber Draco hatte nur das Nötigste gegessen, das was er eben hinunterbekommen hatte.
Ihm war nicht danach seine Zeit mit Beschäftigungen wie Schlafen oder Essen zu verbringen.
Hauptsächlich hatte der junge Malfoy die Zeit in seinem eigenen geräumigen Zimmer verbracht, um viele Bücher zu lesen.
Viel geredet hatte sein Mund schon seit geraumer Zeit nicht mehr.
Die grauen Augen waren stets auf schwarze Tinte auf altem Pergament gerichtet gewesen.
Draco war es nicht gewohnt gewesen sich für Bücher derartig begeistern zu können.
Er war von sich selbst überrascht gewesen, dass er all die Bände so verschlungen hatte, als wäre eine fremde Person in ihm zum Vorschein gekommen.

Schritte waren urplötzlich auf den alten knarzenden Stufen einer der vielen Treppen zu hören.
Draco wirbelte augenblicklich herum, beinahe erschrocken als er Lucius Malfoy vor sich stehen sah.
Der mittelalte Mann hatte noch immer diesen hochnäsigen kalten Ausdruck auf seinem Gesicht, wie eh und je.
Selbst die langen blonden Haare von Malfoy, wirkten als ob sie sich für etwas besseres hielten, so wie sein ganzes Auftreten.
"Vater," murmelte Draco mit unsicherem Ton.
Hinter Lucius erschien nun auch seine Ehefrau.
Narzissa betrachtete ihr einziges Kind mit leicht besorgtem Blick.
Ihr war es nicht recht, dass er zurückkehren würde.
In ihren Adern erschlich sich sofort ein bedrückendes Gefühl, als sie ihren Sohn wie in all den Jahren in der Slytherin Uniform erblickte.
Als wäre nichts passiert.

"Draco," hauchte Narzissa liebevoll.
Die Frau mit den zweifarbigen Haaren war rasch auf ihr Kind zugelaufen und gab ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange.
Früher hatte sie immer sein helles Haar geküsst, doch nun waren schon so viele Jahre vergangen, dass ihr Sohn um einen Kopf größer als sie war.
"Bist du dir sicher, dass du zurück möchtest?"
Draco schluckte, als er dieselbe Frage, welche ihm schon seit Wochen gestellt wurde, erneut hörte.
Von ihm kam nur ein zaghaftes Nicken.
Seine Mutter hatte wohl gehofft er würde die gestellte Frage nun zuletzt noch verneinen.
"Ich möchte meine Zeit in Hogwarts zu Ende bringen," gab der blonde Junge von sich.
Zaghaft hob sich der Kopf, um zu seinem Vater zu schauen.
Ein kalter Blick traf auf Draco, als er dem Mann entgegen starrte.
Lucius presste die Lippen aufeinander und klopfte seinem Sohn dann stumm auf die Schulter.
"Es ist Zeit aufzubrechen," meinte die kalte Stimme von Malfoy.
Draco nickte nur und folgte seinen Eltern dann aus dem Zimmer.









Erste Meinungen? :)
Kurzer Prolog für den Einstieg, die folgenden Kapitel werden länger, versprochen!

thaw | draco malfoy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt