Ich bin Alexa Stern, geboren und aufgewachsen in Spandau. Hier bin ich zuhause. Vor über zehn Jahren bin ich nach München gegangen und habe dort Ballett getanzt .
Jetzt bin ich zurück, denn hier gehöre ich hin. Doch das ich ausgerechnet auf IHN treffen muss und direkt neben ihm einziehe, dass habe ich nicht kommen sehen.Drei Tage ist mein Einzug her und noch immer ist nicht alles ausgepackt. Noch immer stehen Umzugskartons über all in der Wohnung verteilt herum und werfen von Felix, meiner grauen Schottischen Katze, als Hindernislauf genutzt.
Auch meine Klamotten habe ich noch lange nicht alle, in meinen gestern aufgebauten Schrank geräumt.
Mit einer Kaffeetasse in der Hand lehne ich in meiner Balkontür und sehe, durch eine dicke Nebelbank in meinen Innenhof runter. Es ist Oktober und das macht sich bereits deutlich bemerkbar.
Ich atme einmal lange aus und mein Atem steigt, als eine dicke Wolke in die Luft.
Ich streiche mir mein braun-schwarzes Haar zurück und lehne mich dann wieder gegen den Rahmen meiner Balkontür.
Wie ich Spandau doch vermisst habe. Spandau und den Herzschlag von Berlin.
Das schellen meiner Klingel, lässt mich von meinen Tagträumen hochschrecken und ich drehe mich um. Auch Felix, welcher auf einem meiner Kartons sitzt, sieht überrascht zum Flur.
Ich schließe die Balkontür und gehe dann durch das Wohnzimmer in Richtung Flur.
Im Vorbeigehen, streiche ich Felix einmal über das Fell und stelle meine Tasse auf meinem Esstisch ab.
An der Tür angekommen mache ich diese ohne durch den Türspion zu sehen auf. Und wer da vor meiner Tür steht, erkenne ich ohne auch nur einen Moment zu zögern.
Blau-grüne Augen, dunkelbraunes Haar und breite Schultern.
Ohne dass ich es will, entgleiten mir alle Gesichtszüge. Dem mir gegenüber, mit einem Blumenstrauß in der Hand, geht es keinen Moment lang anders.
Als wäre ich die Queen von England mustert er mich, gleich zweimal entsetzt.
Bis er, mit deutlich tieferer Stimme als damals, entsetzt und verwirrt fragt: "Alex?" Schnell sieht er auf mein Namensschild und dann wieder zu mir.
"Dag." bekomme ich heraus.
Der Mann, der vor mir steht, sieht um Welten anders aus, als der Junge, mit dem ich, vor all den Jahren, in die Schule gegangen bin.
Kein schwarz gefärbtes Haar, meine Sicherheitsnadel als Ohrring, keine Nietenlederjacke und keine schwarze, zerlöcherte Hose, welche von einem breiten, schwarzen Ledergürtel auf seiner Hüfte gehalten wird.
Eine gefühlte Ewigkeit steht wir beide da und starren uns an, bis sich Dag kurz umdreht und ruft: "Vincent, kommst du mal!"
Schnell dreht er sich wieder zu mir um.
"Was machst du hier?" frage ich schließlich.
Nach den richtigen Worten suchend, setzt Dag immer wieder an, doch meine Frage erübrigt sich, als noch jemand, den ich durchaus kenne, die Treppe hochgelaufen kommt.
Ruckartig bleibt er auf dem Kopf der Treppe stehen und sieht mich an.
"Alexa." stellt er fest und geht langsam zu Dag, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen.
Ich sehe schnell von Dag zu Vincent und zurück, bis Vincent die drückende Stille zerbricht.
"Ja das, das ist ja mal eine Überraschung Alex. Also das, dass ausgerechnet du Dags neue Nachbarin bist. Zufälle gibt es, nicht wahr Dag." stößt Vincent Dag mit einem peinlich berührten Lachen an.
Doch Dag ist alles andere als zum Lachen. Mit einem Ausdruck auf dem Gesicht, als hätte ich ihm hier und jetzt eine gescheuert, sieht er mich an, ohne den Blumenstraß los zu lassen.
"Ja also, die,-" Vincent windet Dag den Blumenstrauß aus der Hand und hält ihn mir hin.
"Die sind für dich." drückt er mir den Strauß in beide Arme.
Über zehn Jahre sind vergangen, beide sehen so anders aus.
"Ich wohne im ersten Stock." bekommt Dag schließlich einen klaren Satz, in meine Richtung heraus und mustert mich nochmal.
"Und du, bist aus München zurück, wie ich sehe." fügt er hinzu. Ich nicke bejahend.
Dag nickt verstehend und wendet sich ab.
"Vincent." fasst Dag ihn am Ellenbogen und zieht ihr zurück.
"Ja." macht Vincent einen Schritt zurück. "Willkommen zuhause." nickt Vincent mir zu.
"Danke, für die Blumen." rufe ich beiden schnell hinterher. Doch darauf bekomme ich keine Antwort.
Mit einem merkwürdigem Blick sieht Dag zu mir nochmal hoch, als er und Vincent die Treppe runterlaufen, dann verlassen beide mein Blickfeld.
Langsam schließe ich meine Wohnungstüre und lehne mich gegen diese."Trinken, Trinken, Trinken!" rufen mir meine Leute zu. Ich trinke ohne abzusetzen den letzten Rest meines Glases aus und reiße dann die Arme hoch. "Whoho!" schreie ich auf und will vom Tisch runter steigen, als sich mein Gleichgewicht verabschiedet. Mit wankendem Schritt stolpere ich von dem Tisch auf einen Stuhl und werde, ehe ich von diesem fallen kann, um Taille und Beine gefasst und vom Stuhl gehoben. "Huch." mache ich und lege schnell beide Arme um die Schultern von diesem Kerl.
"Langsam Primaballerina." werde ich angesprochen und ich sehe auf.
"Dag- Alexis Kopplin." stelle ich mit etwas lallender Stimme fest. Das schwarz gefärbte Haar locker zurückgekämmt und seine Lederjacke tragend hält er mich in den Armen."Hast dich ja rangehalten." meint Dag und mustert mich.
"Mir doch egal." kontere ich und sehe mein leeres Glas an.
"Alle." stelle ich fest und suche mit den Augen nach der Bar. "Na komm, wir gehen an die Luft." wirft Dag mich ein Stück hoch, worauf ich weiter in seine Arme falle und geht mit mir in Richtung Tür. "Was soll ich denn da draußen?" will ich wissen, stelle im Vorbeigehen mein leeres Glas auf einen der Stehtische und halte mich dann mit beiden Händen an Dag fest.
"Klaren Kopf bekommen." schlägt Dag vor, macht mit einem Ellenbogen die Tür auf und trägt mich raus.
Ich lache einmal auf. "Wer raucht denn, huch." schwungvoll setzt Dag mich auf einer der Bänke vor der Bar ab und geht vor mir in die Knie.
"Wer raucht denn, Gras von uns beiden?" ende ich meinen Satz.
"Wer von uns beiden, ist sturzbetrunken?" kontert Dag und lehnt sich locker auf sein Knie.
"Angesäuselt." verbessere ich ihn mit mahnender Stimme, wobei ich mir nicht ganz sicher bin ob er oder ich schwanke.
"Ich geh dir mal n Wasser holen." will Dag aufstehen doch ich halte ihn schnell am Arm fest.
"Bleib ja hier." ziehe ich ihn neben mich, auf die Bank.
Ehe Dag etwas sagen kann schwinge ich die Beine auf die Bank hoch und lege mich zurück. Schon hat er meinen Kopf auf dem Schoß und ich sehe in den Himmel hoch.
"Ich sehe den Einkaufswagen." zeige ich zu den Sternen hoch.
"Du meinst den großen Wagen." meint Dag und streicht mir das Haar aus der Stirn.
"Ist doch alles das selbe." zucke ich die Schultern und sehe Dag an. Der lacht nur und streicht mir weiter das Haar aus der Stirn.
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So schön kaputt & Millionen Liebeslieder (Dag SDP FF)
FanfictionNach über zehn Jahren komme ich aus München zurück nach Spandau. Dass ich dabei ausgerechnet IHM in die Arme laufe, konnte keiner wissen. Dass ich ihm damals so weh getan habe, wollte ich wirklich nicht aber eigentlich hätte ich es mir denken könne...