Kapitel 3

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Jonas entfernt sich, immernoch lachend, von mir. So lustig ist das nun echt nicht. Ich gehe zu Maries' Haustür und klingel. Ihre Mutter öffnet die Tür und fragt, was ich möchte. Sie kennt mich nicht. Marie und ich treffen uns sonst draußen. "Hallo, mein Name ist Anna und ich wollte fragen, ob Marie da ist", antworte ich ihr. Sie guckt mich skeptisch an, ruft zudem aber nach Marie. Marie kommt zur Haustür und fragt ihre Mutter, wieso sie gerufen hat. Daraufhin guckt Marie zu mir und sagt: "Ach du bist es, was gibt's denn?" "Äh ich wollte fragen, ob du Lust hast, raus zu kommen", sage ich zögernd.
"Oh das ist gerade ein schlechtes Timing. Ich habe Besuch." "Achso okay, schade, dann sehen wir uns morgen in der Schule", sage ich enttäuscht und verabschiede mich.
Ich gehe zum Marktplatz und gucke auf die Uhr. Es ist 17:50 Uhr. Ich laufe nach Hause und klingel. Wieso dauert es denn so lange? Ich klingel nochmal. Wieder öffnet niemand. Also setze ich mich vor den Eingang und warte darauf, dass vielleicht doch noch jemand aufmacht. Ungefähr eine halbe Stunde sitze ich einfach so rum, bis mein Vater, seine Frau Christel und Lisa endlich kommen. Alle ignorieren mich. "Wo seid ihr gewesen?", frage ich Lisa. "Wir haben was gegessen" antwortet sie schnippisch. Ich gehe zu meinem Vater und frage ob sie mir was mitgebracht haben. "Sehen wir so aus? Wer nicht pünktlich da ist, hat pech!" "Soll ich verhungern oder was?", flüster ich zickig und gehe in mein Zimmer, naja besser gesagt in das Zimmer von Lisa und mir. Lisa liegt im Bett. Ich klettere in Meins hoch. Ja, wir haben ein Hochbett. "Soll ich das Licht ausmachen?" "Ja mach ruhig, Anna", sagt Lisa. Also mache ich das Licht aus und versuche zu schlafen. Erst jetzt wo ich zur Ruhe komme, merke ich die Schmerzen richtig. Meine Schulter, mein Rücken und mein Bauch tun weh. Als meine Schwester schläft, klettere ich vorsichtig vom Bett runter und schnappe mir ihr Tagebuch, da ich nicht schlafen kann. Ich will wissen, ob und was sie da reinschreibt. Ich stelle mich ans Fenster und fange an zu lesen. Der größte Teil handelt von unseren Streitigkeiten, aber der andere Teil handelt von Tom. Dem Sohn von Christel. Am nächsten Morgen werde ich von meiner Schwester geweckt, da ich zur Schule muss. Lisa ist schon soweit fertig und geht, als ich aufstehe, zur Bahn um zu ihrer Schule zu fahren. Als sie weg ist, erzähle ich unserem Vater, was ich in Lisas' Tagebuch gelesen habe, da es mir sehr unrealistisch vorkommt, dass Tom sie bedrängt haben soll. Er hat Lisa wohl geküsst und ähnliches. Gegen ihren Willen. Heinz, also unser Vater, sagt, dass ich mich für die Schule fertig machen soll. Ich trödel so lange im Badezimmer herum, dass ich zu spät in meiner Schule ankomme. Vor meinem Klassenzimmer bleibe ich erstmal einige Minuten stehen und überlege, ob ich jetzt klopfen soll, oder ob ich einfach bis zur nächsten Stunde warten soll. Schließlich entscheide ich mich dazu anzuklopfen und mir den Rest des Unterrichts anzutun. Die Tür wird von meiner Klassenlehrerin geöffnet. Ich entschuldige mich leise für meine Verspätung und gehe zu meinem Platz. Einige gucken mich komisch an, widmen sich aber schließlich ihrem Arbeitsblatt. Frau Becker reicht mir ebenfalls eins. In Mathe bin ich echt nicht schlecht, aber ich bin zu faul für den Kram. Statt das Arbeitsblatt zu bearbeiten, kritzel ich auf meinem Collageblock rum. Das Klingeln der Pausenklingel signalisiert, dass der Unterricht beendet ist. Ich packe langsam meine Sachen ein und warte bis alle Anderen den Raum verlassen. Ich gehe als letzte aus dem Klassenzimmer und mache mich auf den Weg zur Schulbücherei. Dort angekommen, setze ich mich an einen der Tische im hinteren Bereich, nachdem ich mir das Buch "Tintenherz" geschnappt habe. Jede Pause lese ich ein Stück weiter. Eine Büchereikarte habe ich leider nicht, da mein Vater glaubt, ich sei nicht verantwortungsbewusst genug, um ordentlich mit den Büchern umzugehen. Es mag sein, dass ich ein sehr chaotisches Mädchen bin, vieles vernachlässige und nicht gerade gut darin bin Ordnung zu halten, aber Bücher behandel ich wie das Kostbarste auf der Welt. Das Problem ist: Beim Lesen vergesse ich die Zeit und blende alles um mich herum aus, sodass ich nicht bemerke, dass die anderen Schüler die Bücherei verlassen haben. Also ist die Pause zuende. Cirka eine halbe Stunde später, huscht mein Blick zur Uhr, die gegenüber hängt und ich verfluche mich dafür, schon wieder die Zeit vergessen zu haben. Da der Unterricht schon seit einer halben Stunde begonnen hat, beschließe ich, erst nächste Stunde wieder teilzunehmen.

Run away ~ and never come backWhere stories live. Discover now