Kapitel 4

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Der restliche Schultag verläuft ziemlich langweilig. Als es zum Ende der Pause klingelt, gehe ich zu meinem Klassenraum und lasse mich auf meinen Platz sinken. Wir haben jetzt Kunst. Eines meiner vielen Hassfächer. Also eigentlich hasse ich jedes Unterrichtsfach, einfach weil es Schule ist. Ich meine, wer zum Teufel mag schon Schule? Man könnte in dieser Zeit so viel besseres tun, anstatt die Zeit mit Schulstoff, den man später nicht mehr braucht, zu vergeuden. Naja, jedenfalls sollen wir etwas malen bzw. zeichnen, was uns am Herzen liegt. Mein Blatt bleibt leer. Ich weiß nicht was ich malen soll und wenn, dann sieht es aus, als hätte es ein Kleinkind gemalt, so talentfrei bin ich. Mein Lehrer geht durch die Klasse und guckt sich jedes Bild an. Als er bei mir ankommt, fragt er, warum ich nichts gemalt habe und ob ich nicht mal anfangen will. "Es gibt nunmal nichts, was mir am Herzen liegt", flüstere ich. Der Lehrer überhört es und setzt sich wieder an den Pult. Ich fühle mich beobachtet.. Von jedem in dieser verdammten Klasse.. Herr Peters bespricht mit den anderen ihre Bilder, währenddessen versuche ich so unauffällig wie möglich zu verschwinden. Ich habe nie viel Aufmerksamkeit gewollt und bin froh, dass ich auch hier eher unsichtbar bin. Naja, sozusagen halt. Das Mädchen, das nicht dazu gehört. Das bin ich nun mal und es macht mir nichts aus. Die letzten beiden Stunden lasse ich ausfallen, ich hätte eh nur Französisch. Das brauche ich nie wieder und ich will es auch garnicht lernen. Nach dem offiziellen Schulschluss gehe ich nachhause und mache Hausaufgaben. Erst als ich komplett fertig bin, darf ich aufstehen und spielen. Papa ist noch nicht da, nur Christel. Lisa ist auch noch nicht da, sie hat noch bis 14 Uhr Schule und muss dann mit der Straßenbahn nach Hause kommen. Sie ist so schlau, dagegen bin ich eine Niete. Manchmal bin echt neidisch auf sie und bin deshalb sauer. Nicht direkt auf Lisa, aber ich lasse das immer an ihr aus, weil sie ja irgendwie schuld daran ist. Papa kommt gegen 18 Uhr nachhause und wir essen was. Bzw. er und Christel, ich habe nach den Hausaufgaben schon was gegessen. Lisa müsste eigentlich schon lange zuhause sein. Nachdem die beiden fertig sind, gehe ich zu Papa und frage ihn, wo Lisa ist. Er sagt: "Lisa kommt nicht mehr nach Hause, sie wohnt jetzt woanders."

Run away ~ and never come backWhere stories live. Discover now