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Sie war am Verzweifeln. Ihre Welt war zusammengebrochen. 

Niemals hätte sie mit ihrem Freund Schluss gemacht. Niemals. Ihr Freund wusste, dass er ihr mehr als alles bedeutete. Doch anscheinend wusste er es doch nicht. Ansonsten hätte er ja nicht Schluss gemacht.

Levina lief zielstrebig auf die einsame Bank im Park zu und setzte sich mit angewinkelten Beinen drauf. Kaum hatte sie ihren Kopf auf ihre Knie abgelegt, fingen die Tränen wieder unaufhörlich an zu fließen. Schon zu Hause weinte sie, als gäbe es kein morgen, aber nun fühlte sich das Weinen schmerzhafter an. 

Ihr Weinen war aber auch begründet. Sie wusste genau, dass es damals eigentlich ein Fehler gewesen war, mit ihm zusammen zu kommen. Aber ihr Herz entschied anders. Und nun hasst sie sich dafür, dass sie sich in einen Typen verliebt hatte, den sie nur über das Internet kannte. Selbst in echt getroffen hatten sie sich nie. 

Auch wenn Levina sich sicher war, dass er die Beziehung wirklich ernst meinte, war sie sich nun sicher, dass es nicht so war. 

Dafür musste er sie nun nicht hier auf der Parkbank heulen sehen. Schuldgefühle würden an seiner Entscheidung nichts ändern.

Sie war selber Schuld daran, dass sie nun hier saß. Alles war ihre Schuld. Dabei hatte nicht sie Schluss gemacht, sondern er. Aber letzten Endes waren sie nicht mehr zusammen. Und wer Schluss gemacht hatte, interessiert keinen.

Ein Junge, ungefähr in ihrem Alter, kam auf sie zu. Schon von weitem hatte er Levina weinen sehen. Er konnte nicht anders und setzte sich zu ihr. 

Als Tae sich neben sie auf die alte Parkbank setzte, sah Levina ihn mit erröteten Augen an und kümmerte sich dann nicht weiter um ihn. Das Einzige, was Levina durch ihre verschwommene Sicht erkannte, waren seine schwarze Brille und seine braunen Haare.

Tae wollte sie fragen, was mit ihr los sei, aber er ließ es erst einmal bleiben. Vielleicht wenn sie sich etwas beruhigt habe. Denn Tae kann Menschen nicht sehen, die traurig sind. Er will ihnen immer irgendwie versuchen zu helfen. Und manchmal ist ein Außenstehender der beste Ansprechpartner.

Levina hatte sich wieder etwas beruhigt. Sie wollte nicht wegen dieses dummen Typens weinen. Aber etwas anderes blieb ihr doch auch nicht übrig.

Langsam wanderte ihr Blick nach oben, um zu schauen, ob sie endlich wieder alleine war. Doch der Junge mit Brille saß immer noch an Ort und Stelle. Sie fragte sich, was er von ihr wolle. Immerhin kannten sich die beiden doch nicht.

Aus seiner Jacke holte Tae eine Taschentücher-Packung raus und fragte: "Willst du ein Taschentuch haben?" Sie nickte nur als Antwort und Tae überreichte ihr eins. Doch zu seiner Verwunderung sah sie sich das Taschentuch eine ganze Weile lang nur an. Auf einmal murmelte sie ein leises Dankeschön und faltete das Taschentuch auseinander.

Während sie sich die Nase putzte, steckte Tae die Verpackung wieder weg. Er überlegte, ob er sie jetzt fragen könne. Allerdings könnte das sehr schiefgehen. Und dennoch wagte er es.

"Darf ich fragen, was für ein Problem du hast? Vielleicht kann ich dir ja dabei helfen." Seine nett gemeinten Worte ließen bei Levina nur noch einen Wasserfall an Tränen frei. Zwischen ihren Schluchzern konnte Tae verstehen, wie sie "Nein, kannst du nicht" sagte.

Da Tae ihr aber unbedingt helfen wollte, blieb er weiterhin da sitzen und wartet auf eine weitere Reaktion ihrerseits. Aber diese dauerte einige Minuten. 

Levina hob wieder ihren Kopf und hatte gehofft, dass der Junge nun weg sei, aber immer noch war er da und sah sie besorgt an. "Wieso bist du immer noch hier?", fragte sie mit gebrochener Stimme. 

"Weil ich niemanden traurig sehen kann. Ich versuche immer zu helfen, wo immer ich kann. Und egal bei was."

Auch wenn Levina der Junge wirklich nett vorkam, wollte sie eigentlich nichts mit ihm zu tun haben. Daher fragte sie ihn: "Verschwindest du, wenn ich dir sage, was los ist?" Stumm nickte Tae als Antwort. Er hatte sein Ziel erreicht. Aber er hoffte, dass es kein richtig schwerwiegendes Problem war.

Levina richtete ihren Blick geradeaus und versuchte zu beginnen. "Mein... Freund hat mit mir Schluss gemacht. U-Und seine B-Begründung war für'n Arsch." Nach diesem Satz fingen die Tränen wieder an zu fließen und sie legte ihren Kopf zurück auf ihre Knie.

Tae seufzte. Das hatte er durchaus erwartet. Eine Trennung ist das schlimmste. Besonders wenn sie schon sehr lange hielt. 

Um ihr das Gefühl zu vermitteln, dass er sie vollkommen versteht, erzählte er ihr: "Vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich mich auch von meiner Freundin getrennt. Nach der Trennung habe ich nie wieder etwas von ihr gehört. Aber ihr ging es wohl auch nicht besser als dir."

Levina sah hoch zu Tae, der Tränenfluss war noch nicht versiegt. "Und wie hast du das gemacht? Sag bitte nicht, dass du's übers Handy gemacht hast." Taes entschuldigendes Lächeln und das Wort 'Vielleicht', regten sie auf. 

"Wieso macht ihr Jungs immer so Schluss?", fragte sie entsetzt und wendete sich etwas von Tae ab. Er kam ihr eigentlich sympathisch vor, aber nun hat er es versaut bei ihr.

"Ich weiß ja, dass das nicht die beste Idee war. Aber... ich wollte meine Freundin nicht verletzt sehen. Die Schuldgefühle hätte ich nicht ausgehalten." Tae hasste es nämlich Schuldgefühle zu haben. Für ihn war selbst ein Knochenbruch etwas Angenehmeres.

"Mein Freund und du, ihr würdet euch bestimmt blendend verstehen", erklärte sie ihm abfällig. "Vielleicht kann er dir auch noch ein paar Tipps geben, wie man ein toller Idiot wird."

Ihre Worte brachten ein kleines schwaches Lächeln auf seine Lippen. Da hatte sie bestimmt recht. 

"Willst du vielleicht etwas über deinen Ex-Freund ablästern? Das könnte dir helfen." 

Auf Taes Angebot ging Levina ein. Denn das könnte wirklich das sein, das sie gerade braucht. Also stimmte sie seinem Vorschlag zu.

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923 Wörter

Überraschung! Meine erste Geschichte, die nicht in der Ich-Perspektive ist. Es ist definitiv etwas anderes so zu schreiben, aber bei dieser Kurzgeschichte wollte ich das einfach mal ausprobieren in Vorbereitung auf eine größere Geschichte.

Ich hoffe das erste Kapitel war nicht zu langweilig und ihr bleibt auch weiterhin dabei.

Die Anzahl der Wörter wird aber nicht immer bei knapp 900 liegen. Meistens darunter. Aber das hat schon seinen Sinn. Oder ich bin einfach zu blöd, mehr zu schreiben. 

~🌹LY🌹~

Conversation | BTS V FF |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt