Kapitel 3.2

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~Yama - Hauptstadt Yama~

Nemesis hielt den schwarzen Sonnenschirm sorgsam über die rothaarige, junge Frau, die gerade am Boden hockte und eine Blume bewunderte. Diese hatte silbergoldene Blätter und stand in voller Blüte. Ein leicht süßlicher Duft lag in der Luft, der so typisch für diese Schönheit der Natur war. Er wollte nicht, dass ihre empfindliche Haut von den Strahlen der Sonne verbrannt wurde. Es war zwar eine Lüge, dass alle Vampirrassen sehr sonnenempfindlich waren, doch trotzdem gab es Unterarten, die wirklich nicht in die Sonne konnten. Shioni war auf Grund ihrer Haut empfindlich gegen die Sonnenstrahlen und bekam sehr schnell Sonnenbrand.

Seitdem er sie kennengelernt hatte, war er mehrmals in der Woche hier gewesen. Ihre Gegenwart war für ihn wie ein warmer Sonnenstrahl. Da sie gerade Hochsommer hatten und der rote Mond sogar jetzt noch ganz leicht am Himmel zu sehen war, war Vorsicht besser als Nachsicht. Erst, wenn der rote Mond nicht mehr am Tag zu sehen war und sich langsam wieder dem Horizont entgegen bewegte, wurde es wieder kühler und der Sommer neigte sich dem Ende. Bis dahin musste die neue Reichskönigin auf ihre Gesundheit achten.

"Die Miwari blüht. Das heißt, wir bekommen einen milden Winter", erklärte Shioni sanft und strich über die zarten Blätter der Pflanze.

"Sollte der Wetterschild nicht ganzjährig für ein mildes Klima sorgen?", wollte Nemesis mit tiefer und ruhiger Stimme wissen, in der eher eine Feststellung, als eine wirkliche Frage mitschwang. Doch aus Erfahrung wusste er, dass es besser war bestimmten Frauen gegenüber nicht zu direkt zu sein und diese lieber von selbst auf ihren Irrtum kommen zu lassen.

Shioni schmunzelte. "Dafür, dass du angeblich nicht von hier bist, weißt du aber sehr viel über unser Gebiet", bemerkte sie und erhob sich. Dabei drehte sie sich noch ein wenig auf den Fersen, sodass sie nun Nemesis direkt anblickte.

"Bevor ich hierher kam, habe ich mich kundig gemacht", erklärte er mit einem Lachen in der Stimme. Sowie Shioni zu ihm aufblickte, wusste er genau, was gleich kommen würde. Dafür kannte er sie mittlerweile zu gut.

Sie war eine sehr warmherzige, offene Frau und noch am ersten Abend ihrer Bekanntschaft seinem Charme erlegen. Auch wenn er nicht damit gerechnet hatte, schlug sein Herz doch für diese eigenartige Frau, die er im Grunde nur durch die Schicksals-Göttin kannte.

Warum hatte diese ihn zu ihr geführt? Hatte sie gewollt, dass das hier passierte oder nicht? Würde sie es dulden oder versuchen es zu verhindern?

All das ging Nemesis durch den Kopf, während Shioni ihm näher kam und sich auf die Zehenspitzen stellte. Als ihre Lippen seine berührten, war es, als würde sie sein ganzes Denken einnehmen. Wie weggeblasen waren die Gedanken an die Schicksals-Göttin und ihre möglichen Pläne.

Nur noch Shioni war wichtig. Wie sich ihre warmen Lippen auf seinen anfühlten und wie sich ihr zierlicher Körper an ihn drückte.

Ein Gefühl erfüllte seinen Körper, das er vorher gar nicht kannte und das er in den letzten Tagen gelernt hatte zu genießen.

Im Laufe seines Lebens hatte er schon viele Frauen geehelicht und noch mehr als Geliebte genommen, doch noch nie hatte eine Frau eine solche Reaktion bei ihm ausgelöst. Nicht einmal die Frau, die später zur Schicksals-Göttin werden sollte.

Shioni löste ihre Lippen von seinen, drückte sich aber noch mehr an Nemesis und dieser musste lächeln. "Ich glaube nicht, dass hier der richtige Ort dafür ist", flüsterte er an ihr Ohr, denn hier im Schlossgarten würde man sie keine Sekunde aus den Augen lassen.

Shionis Hof vertraute ihm nicht, was er verstand. Er würde sich an ihrer Stelle auch nicht trauen. Ein König von dem niemand wusste, woher er kam, der einfach die Reichskönigin verführte. "Da hast du wohl Recht", gab Shioni nach Luft schnappend von sich, da sie damit beginnen hatte seinen Hals zu küssen. "Aber du bist einfach unwiderstehlich."

Das hatte er schon oft gehört und die Frauen einfach machen lassen. Doch hier fiel es ihm zunehmend schwerer sich ebenfalls zurückzuhalten. Er würde sie am liebsten in die nächsten Büsche schmeißen und über sie herfallen. Doch er konnte sich beherrschen. Noch.

"Lass uns das Ganze nach drinnen verlagern", murmelte er an ihren Hals, den sie ihn so wundervoll auffordernd präsentierte. Shioni kicherte leise, aber mit einem eindeutigen Unterton.

"Ja, das ist eine gute Idee."

Im Bann der Unsterblichkeit ~Shionis Geschichte~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt