„Wann können Sie anfangen?"

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Die Zeit schien still zu stehen für Reed Richards als er sich vier Wochen vor der geplanten Hochzeit, die schon mehrmals verschoben wurde, noch einmal die Tischkarten durchsah die Susan Storm, seine Verlobte, ihm hingelegt hatte.
„Und da sitzt er wieder, der einsame Wolf über...“ hörte er hinter sich die laute und beinahe nervige Stimme seines baldigen Schwagers Johnny Storm als dieser freudig in die offene Küche schritt, über die Schulter des Wissenschaftlers sah und fast schon angewidert das Gesicht verzog.
„Tischkarten?“ fragte Johnny nur nach, ging nun um die Kücheninsel herum ehe er sich dort gemächlich anlehnte und sich somit trotzdem etwas zu den hellen Tischkarten beugen konnte, ehe er eine davon in die Finger nehmen wollte.
„Nichts da Johnny.“ entkam es Reed und flink hatte der Gummimann seinem Schwager die Karten weg gezogen.
„Deine Finger sind bestimmt noch voller Asche, wenn du die hier anfasst geht Susan an die Decke.“ erklärte Reed und sah zu Johnny auf ehe dieser sichtlich beleidigt schien.
„Hey komm schon, ihr übertreibt immer so maßlos.“ beschwerte dieser sich nur, ging jedoch brav zum Waschbecken der Anrichte ehe er dort die Hände wusch um anschließend in entwaffnender Haltung auf Reed zu zukommen und schon begann den wesentlich kleineren Stapel durchzusehen.
„Was, warte. Sue hat den Idioten eingeladen?“ kam es wenig später von Johnny, hielt er eine Karte mit einem Namen nach oben den Reed als ihren Dozenten ausmachen konnte.
„Lass sie doch, wenn du mal heiratest will ich deine Liste sehen.“ grinste Reed jedoch nur, legte wieder eine Probekarte nebenan und las fleißig weiter Namen für Namen um sicher zu sein das keine ungebetenen Leute darauf standen.
„Ich werde so schnell nicht heiraten. Die menschliche Fackel ist unzähmbar.“ sagte Johnny jedoch nur und sah zu wie Reed leise lachte.
„Eher unvermittelbar.“ entkam es den Älteren und sah wenig später den wütenden Blick Johnnys.
„Entschuldige Johnny, aber seien wir ehrlich, deine längste Beziehung führst du gerade mit deiner Modelfreundin und die geht wie lange, einen Monat?“ fragte Reed nach und sah wie Johnny abfällig schnaubte ehe er sich die Lederjacke zurecht zog und sich wieder an die Anrichte stellte.
„Gar nicht wahr, es gab längere nur muss ich die hier niemanden auf die Langziehnase binden.“ entwich es Johnny, sah jedoch wie Reed erneut lächelnd den Kopf schüttelte ehe sich der Professor wieder den Karten widmete.
„Ist ja auch egal.“ erwiderte Reed, wollte er so einem Streit aus dem Weg gehen und gleichzeitig das Gespräch beenden bevor Johnny noch in seiner unkontrollierten Art die Probekarten womöglich abfackelte.
„Wie dem auch sei. Wieso machst du das eigentlich?“ fragte Johnny nach und sah ebenfalls wieder auf die kleinen hellen Karten, Eierschale hatte es seine Schwester genannt, dabei sahen sie einfach nur schal weiß aus.
„Weil es wichtig ist.“ seufzte Reed jedoch nur und gab im stillen Johnny eigentlich Recht. Ein Reaktor wartete in seinem Labor auf ihn und er saß hier und studierte Tischkarten, nur um Susan zu zeigen das er nicht die ganze Zeit nur arbeiten musste.
Dabei war es doch genau das was Reed Richards auszeichnete, sein unglaublicher Wissensdurst und seine Arbeitsmoral.
„Ja aber wieso machst DU das?“ fragte Johnny weiter und betonte dabei das Du besonders. Seine Gedanken lagen ganz wo anders, hoffte er in seinem Inneren schon länger nach einem persönlichen Assistenten im Hause Richards, Storm und Grimm. Jemand der ihnen das Leben leichter machte wenn sie die Welt retteten. Ihm gefiel es schon länger nicht jedes mal aufs neue alles selber sauber zu halten obwohl er wochenlang nicht einmal diese Wohnung selber nutzte.
„Weil... Johnny auf was willst du aus?“ fragte Reed auf einmal und sah erneut auf, konnte er sich Johnnys Antwort schon denken.
„Na ja, stell dir folgendes vor.“ begann Johnny, ging von der Anrichte ab, um die Kücheninsel herum ehe er sich hinter Reed stellte, ihn an den Schultern packte und noch als er mit seinem Kopf neben Reed herunter ging, begann er von seiner Fantasie zu erzählen.
„Du im Labor, 24 Stunden jeden Tag, okay 22 Stunden und den ganzen Kram hier,“ dabei deutete er auf die Karten, „übernimmt eine zuverlässige Person die sich damit auch wirklich auskennt und zusätzlich noch ein mega Genie in Sachen Haushalt und Co ist.“ grinste Johnny als er sich zu seinem baldigen Schwager wandte und ihn beobachtete, schien Reed wirklich kurz zu überlegen ehe er, wie aus einer Trance heraus gerissen, den Kopf schüttelte.
„Nein Johnny, du hast Susan gehört, wir können unsere Sachen hier alleine erledigen, nur weil du es bequem haben willst müssen wir jetzt nicht auch noch auf Angestellte aus sein. Außerdem hab ich für den großen ganzen Kram Roberta.“ kommentierte Reed ehe er sich wieder zum Tisch drehte und Johnny aufstöhnte.
„Roberta ist ne verdammte KI im Aufbau, mehr nicht, hier brauchen wir jemand handfesten, vielleicht eine hübsche Blondine in knappen Fummel die jeden Tag Staub wischt.“ erklärte der Blonde ehe er in seine eigene Fantasie von einer Assistentin abschweifte und sah noch einmal zu Reed, ehe er erneut aufseufzte und zum Ausgang ging.
„Lass es dir durch den Kopf gehen Reed, ich mein nur, wir hätten es alle um einiges einfacher wenn wir Hilfe hätten.“ hörte der Professor noch ehe er zusah wie Johnny den großen Gang entlang schritt, den Pascher deutlich raus lassend, ehe er an Ben vorbei kam, diesen noch einen dummen Spruch drückte und Reed lächelnd die gegrummelte Antwort des Steinmenschen hörte ehe der nun in die Küche kam, den Schrank öffnete ehe er einen der eigens für ihn besorgten Becher heraus holte um diesen mit Wasser zu füllen.
„Kam der Kleine wieder mit seiner Haushaltshilfe an?“ fragte der etwas zu orange geratene Stein nach und ließ Reed lächeln.
„Für ihn ist es eine Art billige Putzfee. Er sieht nur die Bequemlichkeit dahinter. Wenn wir so was wirklich holen dann bräuchten wir jemanden in der wichtigen Abteilung zur Assistenz.“ begann Reed nun doch unweigerlich zu überlegen.
Ja jemand für die Büroarbeiten schien nicht schlecht, jemand der ihn all die lästigen Mails abhielt, oder die Organisation der Hochzeit.
„Reed, du denkst doch nicht wirklich darüber nach jemanden einzustellen?“ fragte Ben mit dunkler Stimme nach.
„Was? Nein. Also nicht zwingend.“ entkam es den Mann als er die letzte Karte auf den Stapel legte, sie ordentlich platzierte ehe er seine Hand zu einer Schublade neben Ben gleiten ließ, ohne dabei aufstehen zu müssen und flink dort einen Zettel und einen Stift heraus geholt hatte.
„Ich muss Johnny schon recht geben, manchmal ist das echt eklig.“ gestand Ben, leerte den Metallbecher in seiner Hand und stellte diesen in die Spüle ehe er Reed dabei zusah wie er Susan eine Nachricht da ließ, das alles in Ordnung schien.
„Ich muss dann auch wieder, wenn du Sue siehst sag ihr ich hab sie durch gesehen.“ entkam es noch einmal Reed ehe er, hektisch wie er schien, sich aufmachte, in sein Labor ging und dort schon wenig später unbemerkt eine Anzeige schaltete, das er einen technisch begabten Assistenten suchte, der zudem noch in der Bürokratie der heutigen Zeit gut zurecht kam, sich mit Zahlen verstand und Auslandskorrespondent schien.
Er hatte eine genaue Vorstellung seiner neuen Assistenzstelle, ein Mann Mitte 20, wissbegierig und voller Tatendrang. Jemand der mitdachte und die Aufgaben schnell und gründlich lösen konnte, der sich um alles was mit Papier und seinem PC zu tun hatte, die keinerlei Berechnungen enthielten, auskannte und der Reed einfach nur in allem was in diesen Räumen stattfand unterstütze, hatte er zudem auch noch hinzu geschrieben das sich der oder diejenige ebenfalls damit auskennen sollte einen Haushalt zu schmeißen, wollte er Johnny nicht ganz enttäuschen.
Wenige Tage später schon, Reed selber war stolz auf sich selber das nicht einmal Susan oder Johnny von seiner Aktion Wind bekommen hatten und er sich sogar dank Ben, der Susan für den Tag mit Alicia abgelenkt hatte, alleine in dem zu Hause der Fantastic Four, wie Johnny sie einmal getauft hatte, vor fand, als er den ersten Bewerber gegenüber stand.
Voller Vorfreude begann er jeden einzelnen Kandidaten unter die Lupe zu nehmen, gab es die verschiedensten Leute die sich auf die Stelle beworben hatten, von engagierten jungen Menschen, die jedoch keine Ahnung von Reeds Technik hatten, oder sich dafür begeistern konnten, bis hin zu jungen Frauen die sich nur auf die Stelle hin beworben hatten weil sie nahe bei Johnny arbeiten wollten und Reed mit Enttäuschung feststellen musste das diese Lebensläufe schlichtweg frisiert schienen.
Nach nur wenigen Kandidaten gab der renommierte Forscher schon im inneren auf, bewahrte jedoch den Schein und ließ weiter einen Kandidaten nach dem nächsten in seine heiligen Hallen.
Erst am späten Nachmittag sah er dem letzten jungen Mann entgegen, lächelte freundlich als dieser sich vor Vorfreude den schwitzigen Nasenrücken abwischte damit seine Brille nicht herunter fiel und ein motiviertes Lächeln auf den Lippen hatte.
„Ich melde mich bei Ihnen.“ entkam es Reed, wusste er das er sich nur mit schlechten Nachrichten bei ihm melden konnte und gerade als er den Mann nach draußen und zum Aufzug begleitete, hörte er das bekanntliche Bling das der Aufzug beim halten von sich gab, die Türen aufgingen und beide Männer in das Gesicht einer jungen Frau sahen, braue Haare die sie zur Hälfte in einem unordentlichen Dutt hatte, die braunen aufgeweckten Augen auf den Professor gerichtet, bevor sie kurz schluckte, Reed vermutete einen Kaugummi der nun ihren Rachen herunter rutsche, ehe sie an den weißen Kabeln ihrer Kopfhörer zog, diese schnell verstaute und Reed anlächelte.
„Ich hoffe ich bin nicht zu spät. Ich hatte ihnen eine Mail geschickt.“ entkam es der Brünetten als sie aus den Aufzug stieg, selbstsicher vor Reed zum stehen kam und ihn anlächelte als sie ihm die Hand reichte.
„Mister Collins, ich melde mich dann bei Ihnen.“ entkam es jedoch nur Reed zum zweiten mal, konnte er die Augen keine Sekunde von der Frau vor sich lassen, die so voller Überzeugung strotzte das Reed sogar für einen Augenblick den Mann neben sich vergessen hatte. Dieser sah sichtlich erstaunt zu der Frau, ehe er nickte und sich stolpernd zu dem Aufzug begab der gerade dabei war sich zu schließen.
„Kommen Sie.“ sagte Reed unterdessen, bekam nur am Rande noch mit das dieser Mann den verpassten Aufzug beschimpfte ehe er wieder der Bewerberin neben sich die Aufmerksamkeit schenkte.
„Ich habe ihren Namen nicht verstanden.“ begann Reed, öffnete die Glastür und ließ sie ein.
„Weil ich ihn Ihnen noch nicht gesagt habe.“ lächelte sie nur und sah sich kurz sichtlich beeindruckt in dem Labor um.
„Und wie lautet Ihr Name?“ fragte Reed nach, ging zum Schreibtisch um sich seine Lesebrille zu holen ehe er die Mappe aus ihren Händen nahm, noch einen kurzen Blick zu ihrem Körper warf, schlank, lange Beine die in schlichten etwas zerschlissenen Jeans steckten deren Saum unten von den abgenutzten Boots versteckt wurden. Ihr Oberkörper zierte ein weißes Shirt und ein schwarzer Blazer der hoch hochgekrempelt schien.
Einzig der Kettenanhänger ließ Reed kurz stutzen, schien sie keine Amerikanerin im eigentlichen Sinne zu sein wie er feststellte, war das keine typische Kette die man trug, sah er einfach nur den kleinen Davidstern an ihr ehe er wieder kurz zu ihren Augen ging.
„Rachel Davids.“ erklang die melodische Stimme der Frau ehe sie sich zu ihm begab, zusah wie er ihre Bewerbung studierte und bei ihrem Lebenslauf hängen blieb.
„Sie kommen ursprünglich aus Israel?“ fragte Reed als er ihren Geburtsort las.
„Ist das ein Problem?“ kam gegen aller Erwartung nur die Gegenfrage. „Natürlich nicht.“ hörte Rachel die Antwort und lächelte.
Wieder sah Reed weiter, sichtlich beeindruckt von dem Werdegang der jungen Frau, die offenbar sogar zwei Jahre jünger als Johnny schien, der dieses Jahr seinen 30. feiern würde.
„Sie waren an der Columbia?“ frage er wieder als er weiter sah und bei ihrer Sprachausbildung nun doch stutzte, war ihr Leben an sich offenbar schon ziemlich schwer gewesen, las er die ersten Jahre auf verschiedenen Schulen in Israel ehe sie mit ihrer Familie nach Amerika gezogen war.
„Ja und wundern sie sich nicht, ich hatte einen strengen Vater, die Hälfte der Sprachen hatte ich noch in meiner Schulzeit drauf.“ lächelte sie als Reed neben ihren eigentlichen Landessprachen wie hebräisch und englisch auch französisch und sogar die schwere Sprache deutsch verzeichnet sah.
„Sie sind bis jetzt die vielversprechendste Kandidatin vom Lebenslauf her.“ erklärte Reed wahrheitsgemäß und sah das leichte lächeln Rachels.
„Nun ja wenn man bedenkt das man für eine eigentliche untergrabene Putzstelle nicht unbedingt auf der Columbia studiert haben muss.“ begann Rachel zu scherzen und ließ Reed betreten lächeln.
„Ja wissen Sie.. das ist nicht die eigentliche Aufgabe die Sie haben werden, es ist eher so, wissen Sie wenn wir unterwegs sind, das einfach jemand hier acht gibt...“ begann Reed etwas herum zu drucksen und hörte daraufhin nur Rachels helles, melodisches lachen.
„Alles gut, ich hab verstanden. Und ich konnte mir schon vorstellen das Sie eigentlich nicht darauf aus sind.“ erklärte Rachel als sie zu den leicht überrumpelten Reed sah.
Nach dem kurzen Smalltalk, indem sich der Mann sogar davon überzeugen konnte das Rachel sich etwas zumindest über Reeds Aktivitäten informiert hatte und sogar begeistert schien, kam Reed zu der eigentlichen Probeaufgabe die Rachel bewältigen sollte um in die letzte Phase der Anstellung zu kommen und war erstaunt wie schnell Rachel seine angestauten Dateien die er unsortiert gespeichert hatte schnell und sicher kategorisiert und katalogisiert hatte.
„Noch etwas wobei ich Ihnen helfen kann?“ fragte die Frau nach, als sie nun wieder vor dem Mann stand und ihn erwartend ansah, zusah wie Reed in der einen Hand die Bewerbung hielt, die andere noch einmal durch sein dunkles Haar fahren ließ ehe er sich umsah.
Sie war perfekt, zu perfekt um wahr zu sein und Susan würde ihm den Hals umdrehen aber wie hieß es immer so schön, das beste kommt zum Schluss und mit einem lächeln wandte sich der Wissenschaftler an die Frau vor sich.
„Wann können Sie anfangen?“

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