Kapitel 18

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PoV Elijah

Der Rest der Woche vergeht für mich wie im Flug. Generell war die Woche recht angenehm und je näher das Wochenende rückt, desto mehr freue ich mich auf den Urlaub. Die Woche war genauso harmonisch wie es klingt, wären da nicht die ständigen Schmerzen und die Übelkeit. Seit dem Vorfall im Café am Montag muss ich mich jeden Tag übergeben und die stechenden Kopfschmerzen verschwinden gar nicht mehr. Im Gegenteil, von Tag zu Tag werden sie schlimmer. Bald kann ich es nicht mehr verbergen.

Mich wundert es sehr, wie gut ich das alles bisher vor Katie geheim halten kann, aber das war ja eigentlich auch mein Ziel. Wenn ich ihr davon erzählt hätte, würde sie sich nur noch mehr Sorgen machen und wahrscheinlich gar nicht erst mit mir wegfahren wollen. Deshalb schweige ich lieber. Dennoch, irgendwann werde ich mit ihr reden müssen. Wenn der perfekte Zeitpunkt gekommen ist. Irgendwann.

Nach meinem Gespräch gestern mit Dr. Paige weiß ich endlich bescheid, dass mir heute der Befund zugeschickt wird.

Mit jedem weiteren Schritt komme ich näher zu unsere Wohnung und den Befunden. Das alles erinnert mich an Katie und ihre Angst vor dem Brief, in dem stand, ob sie als Lehrerin angenommen wurde oder nicht.

Ich bin mir relativ sicher, wie der Befund ausfallen wird, aber es schwarz auf weiß zu sehen, ist dann nochmal etwas anderes.

Leise schließe ich die Tür auf und sogleich wird mit so übel, dass ich zuallererst in die Küche gehe, um eine Tablette zu nehme. Dann spüre ich auch schon Katie. Mein Engel legt die Arme um meinen Bauch und schmiegt sich an meinen Rücken, während sie leicht gegen meinen Hals atmet, wodurch sich eine wohlige Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitet.

~

Katie verwickelt mich in so eine heftige Knutscherei, dass mein Verlangen nach ihr immer größer wird. Sehr zu meinem Bedauern bricht sie den Kuss ab und schiebt mich mit den Worten ,,Wenn du mich warten lässt, lasse ich dich warten. Ach, und während ich Essen mache, kannst du ja schonmal die Koffer packen." aus der Küche.

Leicht angesäuert bleibe ich im Flur stehen. ,Ehrlich Katie, musste das jetzt sein?', denke ich nur. Ich gehe ins Schlafzimmer, doch auf halben Wege stoppe ich. Der Befund kommt mir in den Sinn. Komisch, sie hat nichts von irgendwelcher Post gesagt. Aber doch, auf dem Wohnzimmertisch liegt ein kleiner unordentlicher Stapel Briefe. Das erste Mal in meinem Leben bin ich froh, dass Katie mir alle Post überlässt, egal, an wen sie adressiert ist. Sie vertraut mir zu 100 Prozent. Das ist einer der vielen Gründe, warum ich sie so liebe.

Der Stapel ist schnell durchgesehen und tatsächlich: ein Brief vom städtischen Krankenhaus ist dabei. Vor Nervosität zittern meine Hände so stark, sodass ich mehrere Anläufe brauche, um den Brief zu öffnen.

Ich überfliege schnell den Brief, bis ich an einer einzigen Textstelle stoppe:

Hiermit müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass [...]

Und das ist der Moment, in dem meine Welt zusammenbricht.

~

Nach ein paar Minuten mache ich mich auf den Weg ins Schlafzimmer, um unsere Koffer zu packen. Aber ich bin nicht richtig bei der Sache, denn meine Gedanken schweifen immer wieder zu dem Brief.

Ich möchte auf keinen Fall den Urlaub absagen, denn wir beide freuen uns viel zu sehr auf die gemeinsame Auszeit und außerdem müsste ich dann Katie alles erzählen und sie würde daraufhin zusammenbrechen, was wiederum mir das Herz zerreißen würde.

Also fahren wir lieber gemeinsam weg und genießen dort noch die restliche Zeit zusammen, denn jeder Tag könnte von nun an der letzte sein. Und vielleicht erzähle ich ihr dann auch von allem.

Vielleicht.

Fast so vergänglich wie Sonnenstrahlen am StrandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt