Hi Leute, heute wollte ich über ein Thema reden, was zurzeit mein Leben sehr beeinflusst und vielleicht auch das Leben von so manchen, der dieses Kapitel liest. Mir ist aufgefallen, dass viele Menschen anscheinend keine Ahnung von einer Sozialphobie haben und deswegen Sprüche raushauen wie; "Das ist doch nur eine Ausrede", "Stell dich nicht so an", "Es gibt gar keine Sozialphobie, du hast einfach nur keine Lust auf ein Treffen" und sowas vermittelt immer demjenigen, der daran leidet, das Gefühl, ein Loser zu sein und das ist extrem kontraproduktiv,denn man fühlt sich sowieso wie einer, da muss man nicht auch noch nachtreten. Ich hoffe, dass ich mit meinen Worten vielleicht einigen dabei helfen kann, die Sache aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Es wäre schön, wenn man Menschen mit einer Sozialphobie oder allgemein psychischen Erkrankungen offener gegenüber stehen würde.
Menschen mit Sozialphobie haben eine krankhafte Angst davor abgelehnt oder kritisiert zu werden oder sich irgendwie in der Öffentlichkeit zu blamieren. Das hat nichts damit zutun, dass man keine Lust hat oder die Person nicht leiden kann, es ist einfach so, dass diese Angst einen total blockiert. Man wird völlig von dem Gedanken eingenommen, mit irgendwas anzuecken und damit zu erreichen, dass die Person nichts mehr mit einem zutun haben will. Der Gedanke hört sich bescheuert an, aber so fühlt es sich an.
Ich werde jetzt erzählen, wie es bei mir angefangen hat und vielleicht fühlt sich manch einer dazu ermutigt, ebenfalls seine Geschichte zu erzählen. Das könnte bewirken, dass viel mehr Toleranz gegenüber der Sozialphobie entsteht.
Jedenfalls muss ich zuerst erwähnen, dass ich schon als kleines Kind sehr schüchtern und sensibel war. Es war schon im Kindergarten so, dass ich eher für mich sein wollte, weil ich irgendwie Angst davor hatte von den anderen Kindern geärgert zu werden. Die Erzieher mussten ihre ganzen Überredungskünste anwenden, damit ich mich getraut habe, mich zu den anderen Kindern zu gesellen. Ich stellte fest, dass die anderen nett waren und freundete mich schnell mit ihnen an.
In der Grundschule war ich am Anfang ebenfalls sehr zurückhaltend und wollte bloß nicht auffallen, was sich übrigens bis heute nicht geändert hat. Am Anfang verstand ich mich eigentlich ganz gut mit meinen Mitschülern, bis wir in der vierten Klasse waren. Man kommt halt langsam in die Pubertät und man ist verunsichert, weil sich vieles verändert. Ich muss dazu erwähnen, dass ich nicht gerade ansehnlich aussehe. Ich eckte dadurch an, dass ich schüchtern war, paar Kilos mehr auf den Hüften hatte, schiefe Zähne hatte und auch seit ein paar Jahren an Psoriasis leide, und das war für meine Mitschüler natürlich ein gefundenes Fressen. Sie haben mich jeden Tag fertig gemacht und ich ging nur noch mit Bauchschmerzen zur Schule, weil ich mich immer gefragt hatte, was mich heute erwartet. Ich musste dann die vierte Klasse wiederholen und habe gehofft, dass mein Leiden nun ein Ende hat. Doch leider habe ich da falsch gedacht, am Anfang waren meine Mitschüler nett zu mir, aber dann wurde auch ich von ihnen gemobbt. Ich hielt es bis zur fünften Klasse aus und schwänzte dann die Schule, weil ich es einfach nicht mehr aushielt. Meine Psyche hatte so einen Knacks, dass ich mir schon eingeredet habe, ich hätte es verdient, gemobbt zu werden.
Später wechselte ich die Schule und dort wurde ich zum Glück akzeptiert, worüber ich sehr erleichtert war. Auch wenn es mir nun besser erging, als an der alten Schule, hatte meine Psyche trotzdem Schaden genommen und ich schwänzte wieder die Schule. Wahrscheinlich habe ich gedacht,mich schützen zu müssen, bevor ich wieder Schmerzen erleide. Die Probleme konnten halbwegs geklärt werden und ich beendete die Schule.
Heute bin ich in Therapie, bin am abnehmen und befinde mich in kieferorthopädischer Behandlung. Ich habe gelernt, dass ich nicht Schuld daran bin, dass sie mich so behandelt haben und es auch nicht verdient habe, wie ich es mir einreden wollte. Es wird noch ein langer Weg werden, aber ich schaue zuversichtlich in die Zukunft und habe wieder Hoffnung.
Ich möchte mich zum Schluss bei jedem bedanken, der sich meine Geschichte angehört bzw. durchgelesen hat und euch nochmal daran erinnern, dass ihr alle wertvoll für die Welt seid, lasst euch nie etwas anderes einreden.
Alles Gute
Laura <3