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„Schau mal aus dem Fenster Mom. Ist das nicht fantastisch?", schwärme ich, als ich aus dem Flugzeugfenster den Sonnenuntergang begutachte. Meine Mutter lächelt, aber ich habe das Gefühl sie schaut durch mich hindurch. Sie starrt auf das Fenster an dem ich sitze. Tränen füllen ihre Augen. „Mom?", frage ich beunruhigt. „Wenn ihr das, sehen könntet.", flüstert sie und spielt an ihrer Kette, die Lilly, Dad und ich ihr zum Geburtstag geschenkt haben, während ihr eine Träne über die Wange rollt. Ich lege eine Hand auf ihre Schulter und sie fühlt sich erschreckend kalt an, was mich kurz aufschreien lässt, doch nicht ein Mensch in diesem verfluchten Flugzeug hat den Schrei wahrgenommen. Meine Mutter starrt weiter durch mich hindurch. „Mom, ich bin hier, bitte sieh mich an.", sage ich flehend.
„Mrs. Anderson, hier ist ihr Orangensaft." Meine Mutter dreht sich zu Stewardess und bedankt sich. Doch in dem Moment in dem sie sich wieder zu mir dreht, fängt das Flugzeug an zu ruckeln, der Orangensaft fällt ihr aus der Hand und ihr wunderschönes Lächeln weicht einem angsterfülltem Blick.
„Meine Damen und Herren. Hier spricht Co-Pilotin Jane Young. Da wir gerade ein Gebiet aus Turbulenzen durchfliegen, bitte ich Sie, sich unverzüglich anzuschnallen und..."
Die Durchsage bricht ab und ein lauter Knall ist zu hören. Das ganze Flugzeug ist in Aufruhr, die Sauerstoffmasken fallen von der Decke und meine Mutter krallt sich an ihrer Seitenlehne fest. „Mom!", schreie ich und lege meine Hand auf ihre. Die Tatsache meine angsterfüllte Mutter zu sehen und schon wieder zu fühlen wie eiskalt sie ist, lässt mich erneut schreien. „Mom!"

„Luna! Wach auf!" Ich reiße die Augen auf und blicke in das erschrockene Gesicht meiner besten Freundin. Ich setze mich aufrecht hin und atme tief durch. Nur ein Traum. Maddie schließt mich in ihre Arme. „Man, du hast mir echt Angst gemacht.", sagt sie und drückt mich noch fester an sich. „Alles gut.", entgegne ich völlig außer Atem. Nichts ist gut. Eigentlich sollte ich es langsam gewöhnt sein, denn diese Träume haben sich in den letzten zwei Jahren gehäuft, aber sie fühlen sich jedes Mal wieder so echt und schmerzhaft an. „Hier trink mal was." Maddie reicht mir eine Flasche Wasser, die neben meinem Bett steht. Ich nehme einen Schluck und versuche meine Atmung und meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen. „Geht es wieder?", fragt sie immer noch sichtlich besorgt. Ich nicke nur und lege mich wieder hin. Maddie legt sich dicht neben mich und greift nach meiner Hand. Ihre ist warm.

„Daniel James Seavey. 19. Kommt aus Portland, Oregon. Geschwister, Tyler, Christian und ... einen Moment ich hab's gleich ... Isla?" Meine Schwester schaut mich genervt an und Maddie kann sich ein kichern nicht verkneifen. „Luna, wir üben das jetzt seit drei Tagen. Ich opfere wertvolle Zeit für dich und du?", tadelt Lilly. „Entspann dich Schwesterherz, es ist erst Mittwoch. Muss ich denn alles über Why Don't We wissen? Ich meine, wenn mir der Name von „Dani's" Schwester nicht einfällt ist das doch kein Weltuntergang. Ich weiß, dass er keine Schokolade mag, das ist viel wichtiger.", entgegne ich lachend. „Du machst mich schwach.", sagt Lilly entkräftet doch so schnell gibt sie nicht auf. „Los weiter! Corbyn!" „Corbyn, mit y, Matthew Besson. 19. Blonde Haare und blaue Augen. Kommt aus Fairfax, Virginia. Geschwister, Jordan und Ashley, beide jünger. Trägt Kontaktlinsen. Gibt viel Geld für Schuhe aus. Liebt Taco Bell. Isst allgemein gern. Liebt das Universum mit allem was dazugehört. Hat Angst vor Spinnen.", rattere ich herunter. Lilly und Maddie schauen mich mit großen Augen an. „Warum klappt das bei ihm und bei den anderen nicht?", fragt Maddie. „Er ist mit Abstand am interessantesten.", erkläre ich. Und er hat schöne Augen, er ist total süß und heiß. Stopp Luna! Bleib sachlich!
„Dein Lieblingssong von Why Don't We?", fragt Lilly. Lieblingssong? „Ehm keine Ahnung, darüber habe ich nicht nachgedacht.", gebe ich zu. „Darauf musst du eine Antwort wissen!" Meine Schwester wirft einen Blick auf die Liste, die sie extra für mich erstellt hat. „Gut, dann müssen wir uns noch Fragen einfallen lassen." Maddie und ich schauen uns an und verdrehen die Augen. „Können wir nicht mal eine Pause machen?", frage ich geschafft. „Ok, 5 Minuten Pause.", entgegnet meine Schwester. „Lilly?!", ermahne ich sie. „Ja okay...dann machen wir eben Schluss für heute."

Nachdem Lilly uns den Nachmittag freigeräumt hat, dachten Maddie und ich ein Eis essen zu gehen wäre die beste Idee. Unser Stammplatz im Park, die alte Holzbank unter dem Kirschbaum, in den wir schon als wir klein waren winzige Bildchen geritzt haben, war aber besetzt von einem knutschenden Pärchen. „Tja wir sind einfach zu selten hier.", sage ich traurig und bemerke, dass das Eis hier lange nicht mehr so gut schmeckt wie früher. Wir entschließen uns einfach ein wenig spazieren zu gehen. „Die waren aber echt irgendwie süß.", bemerkt Maddie nach einer Weile. „Wer?", frage ich verwirrt. „Na die Knutschmonster unter dem Kirschbaum. Total romantisch der Platz.", entgegnet sie schwärmend. „Na ja wenn du meinst.", sage ich abwertend. Ich habe an diesem Platz mit meinem Freund Schluss gemacht, als ich ihm sagen musste, dass ich in nächster Zeit viel unterwegs sein würde. Er hat nichts verstanden, nicht mich, und nicht wie man sein ganzes Leben für einen Traum „wegwerfen" kann. „Tut mir leid Luna.", sagt meine beste Freundin und nimmt mich in den Arm. „Ist schon gut. Es ist unser Lieblingsplatz gewesen und du hast recht, er ist romantisch, nachts wenn der Mond durch die Blätter scheint ist es einfach nur unglaublich." Der Park liegt nicht weit von unserem Haus entfernt und wenn ich allein sein wollte kam ich hier her, auch nachts.
„Oh mein Gott." Maddie reißt mich aus meinen Gedanken. Ich erschrecke und sehe sie an doch sie starrt auf ihr Handy. „Was ist denn?", frage ich nervös. „Er ist hier irgendwo!", entgegnet sie hysterisch. „Wer?", frage ich ungeduldig. „Na Jack!", sagt sie und schaut sich suchend um. „Avery? Sag mal stalkst du ihn?", entgegne ich erschrocken und schnappe mir ihr Handy. „Nur seinen Instagram Account.", sagt sie immer noch suchend. Ich schaue auf den Post. Diese Bank und die Kastanie daneben, den Platz kenne ich. Maddie greift nach meinem Handgelenk und zieht mich mit sich.
„Hier ist keiner Mads! Können wir jetzt wieder gehen?", frage ich ungeduldig nachdem wir eine halbe Ewigkeit den Park abgesucht haben. „Das Bild kann er doch auch schon heute Morgen gemacht haben.", füge ich noch hinzu. Maddie schaut ziemlich deprimiert. „Das Schicksal ist wohl nicht auf meiner Seite." Eins ist sicher, ich werde Toby fragen, ob ich Maddie mit zum Interview nehmen kann!

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