03| Gefühlswirrwarr

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»Jede Begegnung hinterlässt eine Spur, die wir im Leben nicht verwischen können

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»Jede Begegnung hinterlässt eine Spur, die wir im Leben nicht verwischen können.«

Johann Wolfgang von Goethe

A N I S A

Die Heimfahrt gestaltet sich nicht nur schweigsam, sondern auch äußerst nervenaufreibend. Younes ist zu müde, um zu sprechen, Hakim verliert kaum ein Wort, und auch meine Eltern sind eher darauf bedacht, ihn nicht weiter zu verstimmen.

Nachdem er am Flughafen so ausgerastet ist, haben wir etwa eine halbe Stunde nach ihm suchen müssen. Meine Mutter war total panisch, dachte sogar, er wäre weggelaufen, und hat eine Riesenaufruhr gemacht. Dabei stand er einfach nur in einer langen Schlange für einen Kaffee. Glücklicherweise ließ er jeglichen, weiteren Aufstand sein, sodass wir stressfrei, unsere Fahrt antreten konnten.

Man könnte zwar denken, er hätte sich vielleicht ein wenig beruhigt, aber dem ist absolut nicht so. Der Kerl ist immer noch auf hundertachtzig. Die Erschöpfung hindert ihn lediglich daran rumzunörgeln, weswegen er stattdessen die kalte Schulter vorzieht.

Das erspart uns zwar die endlose Diskussion im Auto, aber die Totenstille macht mich fast genauso wahnsinnig. Kein Nasheed (Islamische Musik), kein Geplapper, nur dieses unangenehme Schweigen, das meine Nerven in die Zange nimmt. Und natürlich, ausgerechnet heute, habe ich meine verdammten Kopfhörer zu Hause vergessen. Na super.

Genervt starre ich einfach nur auf die vorbeiziehenden Autos aus dem Fenster, während leichter Regen die Scheibe hinunterperlt. Da ich mir inmitten meiner Langeweile nicht anders zu helfen weiß, fordere ich mich selbst heraus und lasse die Regentropfen an der Scheibe, in einem spontanen Wettrennen, gegeneinander antreten.

Als Kinder haben Hakim, Younes und ich, das ständig gemacht. Damals waren unsere Siege pure Ekstase. Aber jetzt? Jetzt ist es ziemlich öde. Ich verspüre noch nicht einmal mehr einen einzigen Funken Freude dabei. Echt unglaublich, wie die Zeit die Dinge verändern kann...

Ich seufze schwer, als ich mich schließlich frustriert in den Sitz zurücklehne, und die Arme vor der Brust verschränke. Younes neben mir, nutzt das geschickt als Einladung, legt gleich seinen Kopf sanft auf meine Schulter, und entspannt sich zum Schlafen. Seine unerwartete Geste, zaubert mir unmittelbar ein kleines Lächeln auf die Lippen und ich spüre, wie mein Körper sich allmählich entspannt.

Obwohl ich eigentlich hellwach bin, lehne ich meinen Kopf ebenfalls gegen seinen, und schließe die Augen. Er hat recht. Schlafen ist wohl die einzig sinnvolle Entscheidung...

***

Abends, als wir wieder zu Hause sind, isst Younes fast nichts. Erst denke ich, ihm ist von der langen Fahrt schlecht geworden, aber Mamas Pizza würde er für nichts in der Welt stehen lassen. Nicht einmal für Geld.

Liebe HalalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt