02| Check-In-Chaos

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»Blut ist dicker als Wasser, aber manchmal auch schwerer zu reinigen

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»Blut ist dicker als Wasser, aber manchmal auch schwerer zu reinigen.«

Oscar Wilde

A N I S A

Der nächste Morgen verläuft mehr als nur chaotisch. Alle machen sich pünktlich für den Flughafen fertig – nur Baba liegt noch im Bett und schläft.

Ich stehe in der Tür zum Schlafzimmer, und beobachte das hektische Treiben, das sich vor mir entfaltet: »Khaled!«, kocht meine Mutter langsam auf. »Wach auf, sonst kommen wir noch zu spät!«

Sie rüttelt leicht an seiner Schulter und er schlägt widerwillig seine Augen auf. »Wohin?«, lallt er schlaftrunken und zieht sich, ohne weiteres Wort zu verlieren, die Bettdecke über den Kopf.

Mama, die schon den gesamten Morgen damit beschäftigt war, alles zusammenzupacken, sieht ihn mit einer Mischung aus Verblüffung und Ärger an. »Zum Flughafen, Khaled! Wir müssen die Jungs abholen. Wie kannst du das vergessen?«

»Zahra, bitte, nur noch fünf Minuten. Ich bin so müde«, murmelt er, und versucht sich weiter unter der Decke zu verkriechen. Doch Mama schnappt sie sich mit beiden Händen und wirft sie auf den Boden. »Wir haben keine fünf Minuten! Du musst sofort aufstehen, die Jungs warten auf uns!«

Mein Vater liegt wie ein Häufchen Elend zusammengekauert auf der Matratze. Die Hände hält er vor das Gesicht, wohl wegen des blendenden Lichtes der aufgehenden Sonne. Er stöhnt, aber setzt sich schließlich auf und reibt sich die Augen. »Warum müssen sie auch so früh landen?«, mault er.

Ich schüttle den Kopf. Es ist jedes Mal dasselbe Theater: Mein Vater verschläft, und meine Mutter kämpft darum, ihn rechtzeitig aus dem Bett zu bekommen. Er ist eine absolute Schlafmütze – ganz so wie Younes.

Aber im Gegensatz zu meiner Mutter, bin ich nicht besonders geduldig. Ich wecke meinen Zwilling lieber grob, ziehe ihn an den Haaren, oder erpresse ihn mit irgendetwas. Na ja... vielleicht übertreibe ich da auch ein bisschen.

»Weil das nun mal der gebuchte Flug war«, murrt Mama, greift nach seiner Schulter, und zieht ihn leicht hoch. »Komm jetzt, wir haben keine Zeit für Diskussionen!«

Während mein Vater widerwillig aus dem Bett kriecht und sich sichtlich mühsam für die anstehende Fahrt zurechtmacht, werfe ich einen flüchtigen Blick auf die Uhr. Schon so spät? Ein tiefer Seufzer entfleucht mir, und ich entscheide mich, selbst in die Gänge zu kommen. Hier kann ich ja ohnehin nichts ausrichten.

Sanft lasse ich die Tür hinter mir ins Schloss gleiten, schreite in den Flur und trete vor dem großen Spiegel, der fast die gesamte Wand einnimmt.

Liebe HalalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt