Kapitel 4 ~ Klara
Das Weiche Gras kitzelte mich am ganzen Körper... Wie gerne würde ich mich jetzt kratzen... Doch ich durfte nicht. Wie jeden Tag lag ich nur regungslos da. Es war schon ätzend, dass niemand wusste, das ich sozusagen "Lebendig" war.
Neben mir quietschte die alte Schaukel, auf der Lindsay hin und her schwang. Wie gern würde ich es ihr nach tun, es wäre toll, wenn meine Zöpfchen im Wind wehen würden und ich mich frei fühlen könnte.
Meine kleinen Händchen ruhten auf dem weichen Stoff meines Kleides, der aus dem gleichen weißen Stoff bestand, aus den auch die Schleifchen in meinem Haar genäht waren. Durch die Zeit waren flecken in den Stoff gekommen, die mich an schöne Ereignisse erinnerten, zum Beispiel war auf der Brust ein roter, leicht verblasster Fleck, dieser war beim "Kirschwein" trinken entstanden...
Es war ein warmer Sommerabend hier im Heim, und Lindsay und ich hatten...
"Lindsay!", die schroffe Stimme der Heimleiterin störte meine Gedankengänge... Wie ich sie hasste... Kleine klebrige Kinder Hände zogen mich sanft nach oben, und positionierten mich dann in der altbekannten Kuhle zwischen Brustkorb und Unterarm. Meine geflochtenen Zöpfchen bewegten sich kaum, während sie ging, ein Ziechen dafür, dass sie Zeit schinden wollte.
An der Treppe angelangt meinte die Heimleiterin Lindsay sei zu alt für mich. Pff. Sollte sie doch labbern was sie wollte, sie war eh nur neidisch.
Von unten sah ich wie sich Lindsay's Lippen bewegten. "Was wollten sie von mir?", es war mir ein Rätsel, warum Lindsay diese aufgeblasen Pute siezte...
Besuch hatte sie bekommen? Wer besuchte Lindsay? Ihre Mutter war tot, und ihre Großeltern waren zu "beschäftigt" um sich um ihr Zuckerschnäutzchen zu kümmern...
Kaum schlich sich die Antwort in meine Gedanken, stellt sich schon heraus, das ich richtig lag: Der Geruch von Alkohol, Schweiß und Aftershave stieg in meine Nase, und vermischte sich zu dem verhassten Gestank von John, dem widerlichste Mann auf erden.
"Lindsay, wie ich mich freue dich zu sehen...", man konnte die Lüge hinter seinen Worten förmlich fühlen, wieso war er gekommen? Hatte er beschlossen sich doch um seine ach so geliebte Tochter zu kümmern?
Lindsay hatte mir von ihm erzählt... Und zwar nichts gutes. Langsam bewegte sie sich rückwärts, was den Stoff ihres himmelblaues Kleides knistern lies.
Plötzlich ging ein Ruck durch unsere Körper, Lindsay's zarter Rücken war an die Tür des Spielzimmers gestoßen, nun gab es kein entkommen mehr. Eine heiße Träne viel auf mein Gesicht. Ihr Vater begann erneut zu reden. Diese Stimme... Scheußlich...
Leise wimmerte Lindsay, und drückte mich an sich. Ihr Körper war warm, und ihr Geruch überdeckte den ihres Alkoholabhängigen Vaters.
Plötzlich packte eine speckige Hand nach mir, und schleuderte mich in die staubige Ecke des Zimmers. Hätte ich ein genick, wäre es zerbrochen.
Meine Beine lagen über meinem Kopf, der in die Ecke gedrückt worden war. Diese Unbequeme Lage würde Lindsay mir nie zumuten... Dieser Mann machte mich krank, einfach nur krank. Dass man Puppenbeine so verrenken konnte, hatte ich zuvor nicht gewusst...
Alle meine Gliedmaßen schmerzten, und ich würde bestimmt noch für mehrere Tage Rückenschmerzen haben... Zwei mal an einem Tag gegen eine Wand geschleudert zu werden tat meinem Rücken echt nicht gut, auch wenn es dieses mal nicht so gewesen war.
Mein Gehör nahm Bruchteile eines Tadels wahr, dessen Thema anscheinend meine Wenigkeit war... Dieser dumme Dummkopf... Oh wie ich ihn hasste, was schwer war, für eine so gutmütige Puppe für mich...

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Puppenspiel
Mystery / ThrillerSie sind da und du liebst sie. Sie sind wach und doch sind sie reglos. Sie sind Puppen und du spielst gerne mit ihnen. Niemand kennt das Geheimnis... außer mir. Nachts, wenn du schläfst erwachen sie zum Leben. Dann gehen sie in ihre Welt und du beme...