Kapitel zwei, aufgeklärt (2/3)

13 2 0
                                    

>>Danke. Ich gehe kurz Schnee holen<< sagte er, griff einen Blecheimer, der ebenfalls im Schrank war und ging raus. Dave legte Natty auf den Boden und wir suchten nach Decken oder ähnlichem. Leider war alles, was weicher war als Kerzenwachs, außerhalb unserer Reichweite oder passte nicht durch die Gitter, welche zur Aufteilung des Kellers dienten.

Ryan kam mit einem Eimer voller Schnee wieder. Er stellte ein paar Kerzen aneinander und hielt den Eimer darüber. Während der Schnee schmolz und er wartete, bis das Wasser kochte, setzten wir unser vorhin begangenes Gespräch fort.

>>Was haben wir denn nun streng verbotenes getan? << fragte ich.

>>Erst muss ich dir sagen, Cara, dass du eine Heldin bist<< sagte Ryan.

>>Weil ich ein Verbrechen begangen habe? << wunderte ich mich.

>>Ganz genau<< er räusperte sich >>und deine Krankheit und das alles hier-<< er zeigte mit einer Handgeste den Keller >>ist alles meine Schuld<<

>>Hör auf! << fauchte Dave ihn an >>wir wollten deinem Vater helfen<< Ryan senkte seinen Kopf.

>>Und es war ein Fehler<< sagte er, griff in seine Hosentasche und blätterte in seinem Tagebuch >>Ich hab angefangen es zu führen, als ich zum ersten Mal vom Virus gehört habe. Lies ab hier die nächsten sechs Seiten<< Ryan zeigte auf einen Abschnitt im Buch und reichte es mir.

>>Okay, danke<< entgegnete ich und begann zu lesen.

5.      Januar, 22:30 Uhr

Heute hatten wir Besuch von Mr. Austin, einem Kollegen meines Vaters. Er teilte mir mit, dieser sei bei der Schlacht angeschossen worden. Ich zog sofort meinen Mantel an und forderte ihn auf, mich zu meinem Vater zu fahren. Er meinte, ich dürfte nicht ohne Begleitung einer erwachsenen Person kommen. Ich war alleine zu Hause und er sagte zusätzlich, er könne nicht lange warten. Schließlich überredete ich Mr. Austin doch, mich zu fahren. Ich bin bereits siebzehn und damit fast volljährig und außerdem könnte er meine als Begleitung durchgehen. Wir kannten uns bereits seit Jahren. Bevor ich das Haus verließ, schrieb ich meiner Mutter schnell einen Zettel.

>Ich besuche Papa in der Krankenstation. Tut mir leid, ich durfte nicht auf dich warten. Ich komme noch heute Abend wieder.

 Ryan<

Auf der Fahrt warnte mich Mr. Austin, manche Soldaten in der Krankenstation seien von einem Virus befallen und ich solle mich von ihnen fernhalten. Ich wusste ganz genau, um welchen Virus es sich handelte und machte mir noch mehr Sorgen um meinen Vater.

Er wurde an der Schulter angeschossen und hatte leichtes Fieber, er meinte jedoch, es ginge ihm gut. Wir unterhielten uns fast zwei Stunden lang, als meine Mutter überraschenderweise eintraf. Ich wusste nicht, dass sie den Weg zum Lager kannte. Wir waren bei ihrem Anblick sehr erfreut, vor allem Papa.

Als wir uns später von ihm verabschiedeten und das Lager verlassen wollten, bemerkte Mama einen alten Freund von ihm. Sie begrüßte ihn freundlich, doch er verhielt sich sehr merkwürdig. Er schlug wild um sich und versuchte sich aus der Liege zu befreien. Unter anderem rief er Dinge, wie: >>Wo bin ich? Wer seid ihr? Lasst mich gehen! Ich will hier raus! Hilfe!<<

Wahrscheinlich hatte er früher beim Schlagen Glas gebrochen, denn mit blutigen Händen packte er den Arm meiner Mutter und flehte panisch um Hilfe. Die Ärzte zerrten ihn sofort weiter. >>Was ist mit ihm passiert? << fragte Mutter erschrocken eine Krankenschwester. >>Er ist vom Krieg geschockt und traumatisiert. Möglicherweise ist er aber auch ein Opfer von dem neulich häufiger diagnostizierten, noch unbekannten Virus<< antwortete sie (so ähnlich).

Amnesie - (un)vergessliche MomenteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt