Kapitel 2 Das kann doch nicht wahr sein

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,,Hey. Darf ich reinkommen?'', fragte er vorsichtig.

Der Mann machte einen unsicheren Eindruck. Warum kam er mir nur so bekannt vor? Und warum war er hier? Ich wusste, dass ich einen Unfall gehabt hatte, aber ich konnte mich an den Unfall nicht erinnern. Wusste er davon? War er beteiligt? Das konnte nicht sein.

Als mir auffiel, dass ich ihm immer noch nicht geantwortet hatte, nickte ich ihm zu und sah wieder zu Boden.

Ich kannte ihn eigentlich nicht, dennoch schaffte er es innerhalb von wenigen Minuten, dass ich rot wurde. Er sah wirklich gut aus. Er war muskulös und groß. Und als er seine Brille und seine Cap abnahm, blickte ich in zwei wunderschöne, blaue Augen. Ich hatte noch nie solche Augen gesehen. Seine Augen fesselten mich. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Ich bemerkte auch, dass er total erledigt aussah. Es schien, als hätte er die gesamte Nacht nicht geschlafen.

,, Alles in Ordnung bei Ihnen?'', erkundigte er sich.

Ich schluckte und atmete einmal tief durch. Als ich in der Lage war nicht nur in seine Augen zu sehen, wusste ich woher ich ihn kannte. Er war Manuel Neuer. Manuel Neuer vom FC Bayern München. Der Manuel Neuer, der dieses Jahr Weltmeister geworden war. Oh mein Gott. Oh mein Gott. Vor mir stand Manuel Neuer. ''Okay, tief durchatmen Annika. Nicht kreischen. Du willst ihn schließlich nicht vertreiben. Bleib cool. Sieh ihn nicht so an. Annika beruhige dich.''

Ich atmete nochmal ganz tief durch und versuchte halbwegs normal mit ihm zu reden.

,,Du bist Manuel Neuer.'', stellte ich etwas unsanft und vielleicht etwas zu hoch fest. Also das mit den ,,normal Reden'' hat nicht so gut funktioniert. Okay. Er lacht. Ist das gut? Lacht er mich aus? Ich komme nicht mehr mit.

,,Wie es scheint, kennst du mich. Darf ich denn wissen, mit wem ich die Ehre habe?'' Er kam auf mich zu, lächelte mich an und streckte mir die Hand aus.

,,Annika. Annika Maler.'' ich schüttelte seine Hand und spürte ein Kribbeln im Bauch. Okay, dass war jetzt komisch.

,,Nett dich kennenzulernen.'' Dieses Lächeln. Sein Lächeln machte mich wahnsinnig. Und seine Augen. Wie konnte man nur so extrem geile, blaue Augen haben? Wie war das möglich?

Obwohl er wirklich gute Arbeit machte, mich abzulenken, wollte ich dennoch wissen, was er hier tat. Und warum er mich besuchen kam. Ich hatte ihn noch nie getroffen.

,,Darf ich denn fragen, was du hier machst? Ich mein, naja ich kenne dich nicht und du tauchst einfach hier auf.'' Meine Frage klang schon ziemlich gemein, aber es war die Wahrheit. Also ich freute mich natürlich, Manuel Neuer kennenzulernen. Aber den Grund für diese Ehre wollte ich unbedingt wissen.

,,Naja... Du weißt doch bestimmt, dass du einen Unfall hattest, oder?'' ich nickte nur kurz,damit er fortfuhr. ,,Und naja, also.... Es war meine Schuld. Ich habe dich angefahren...'', er sah betrübt zu Boden.

Man sah ihm an, dass er Schuldgefühle hatte. Es tat ihm leid, dass er mich angefahren hatte. Wer weiß, wie lange ihn seine Schuldgefühle schon quälten. Ich nahm seine Hand und wollte ihn beruhigen. Als ich seine Hand berührte, spürte ich etwas, dass sich wie ein kurzer Elektroschock anfühlte, aber dennoch gut war. Es fühlte sich gut an. Vor lauter Schreck sah ich ihm in die Augen und erkannte, dass er das Gleiche gefühlt haben musste. Seine Augen waren geweitet und er sah mich erschrocken an.

Ich räusperte mich kurz und versuchte ihn zu beruhigen:,,Keine Sorge. Mir geht es gut. Es hätte schlimmer kommen können. Ich war nur einen Tag bewusstlos und der Arzt meinte, dass ich Glück gehabt hatte.''

Er sah mich immer noch schuldbewusst an. ,,Es tut mir leid, dass ich dich angefahren habe. Ich habe nicht richtig aufgepasst, weil ich kurz auf mein Handy gesehen habe. Es tut mir so leid. Ich weiß, dass ich es nicht wieder rückgängig machen kann, aber ich möchte mich wenigstens vernünftig entschuldigen.''

Vernunft gegen LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt