2.Kapitel

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Ich sass aufrecht auf dem Fensterbrett und sah in den Sternenhimmel hinaus. Meine hüftlangen rabenschwarzen Locken vielen mir gruslig ins Gesicht und standen mir in alle Richtungen ab. Zugegeben sah es wahrscheinlich schon ziemlich unheimlich aus, jedoch gefiel es mir so ganz gut. Teilweise lag es womöglich auch wegen dem eiskalten Blick den ich beheerschte, dass mich alle hier im Heim so mieden. Ich weis noch als ich immer mit meinem Vater so da gesessen hatte und er versuchte mir als Kleinkind alle Dunkelmagischen Flüche beizubringen. Mein Vater war vielleicht kalt, aber er hatte mich über alles geliebt. Ich vermisse die Zeit mit ihm sehr. Meine Mutter hingegen ist schon sehr lange Tod. Ich glaube das könnte auch ein Grund dafür sein dass mein Vater angefangen hat so am Rad zu drehen. Eine Träne stieg mir in die Augen, welche ich schlagartig wegblinzelte. Ich darf nicht heulen. Tränen bedeutet Schwäche, Schwäche bedeutet man ist verwundbar. Und wenn einer mitbekommen würde wie verletzlich ich hinter meiner eiskalten Maske wirklich bin könnte ich mich von meinem Image verabschieden. Inzwischen habe ich Rausgehverbot bloss wegen einem Jungen aus dem Dorf der meinte er würde meinen Vater kennen. Naja er hat auch andere Dinge gesagt welche ich nicht auf mir sitzen lassen wollte. Jedenfalls habe ich bloss versucht das schlecht gehütete Geheimnis um meine Existenz zu hüten. Jedoch hat er mich verpetzt und ich habe nach diesem einen Vorfall Rausgehverbot bis ich 16 bin. Ich habe auch Putzdienst für jetzt nur noch weitere 6 Monate, aber dies ist eine andere Geschichte. Plötzlich schlängelte sich eine pechschwarze Schlange mit giftgrünen Augen zu mir hoch und liess sich ruhig auf meinem Bauch nieder. "Hab ich dich geweckt Kaia?" fragte ich sie ruhig. Sie hatte mir erzählt das sie schon sehr lange in diesem Zimmer wohnte. Ich wohne schon mit mir hier seit ich herkam. Sie war einer die einzige Personen, welchen ich in diesem Loch hier wirklich vertrauen konnte. Wir hatten schon so viel zusammen durchgemacht. Ich habe sie nach dem Dämon Kaia benannt welchen den Muggeln früher das Leben zur Hölle gemacht hat. Nunja ich hab ein kleines Fabel für Dämonen.
Sie schüttelte sanft den Kopf. "Ich habe dich beobachtet als du geschlafen hast, du hattest wieder einen Alptraum nicht?" Ich biss mir leicht auf die Lippen, dies tat ich immer wenn ich in irgendeiner Weise bedrückt war. Ich nickte nur leicht da ihr ihr ohnehin nichts vormachen könnte. In letzter Zeit träumte ich ständig von meinem Vater. Manchmal auch von grünen Blitzen aber naja egal. Wir schwiegen uns eine Weile lang gegenseitig an und sahen in die Sterne hoch. Bis die Kirchenuhr 12 schlug und Kaia den Kopf hob um mich anzusehen. "Alles Gute zum 11. Geburtstag" meinte sie zu mir. "Danke. Aber ist ja nicht so als ob irgendjemand in diesem Gefängnis deswegen Rücksicht nehmen würde." Meinte ich schlicht und grinste seufztend.

"Sie kommt hoch." zischte Kaia mir zu und weckte mich somit aus meinem leichten Schlaf in welchen ich wohl gefallen sein musste. Es war sehr selten dass ich wieder einschlafen konnte nach einem Alptraum. Inzwischen war es 6 Uhr und bereits hell. Sie kroch wieder unter das Bett. Ich schlüpfte schnell ins Bett zurück um sie nicht noch mehr als ich es sonst schon tat zu provozieren.
Keine 3 Sekunden später wurde die Tür lautstark aufgerissen und Mrs. Cole riss mich an den Haaren aus dem Bett und warf mich auf den Boden. Als sie sah dass ich nicht geschlafen hatte verzogen sich ihre hässlichen dünnen Lippen zu einem schmalen roten Strich. "Steh auf Missgeburt und mach Frühstück die anderen stehen in einer Stunde auf." Wie sehr ich diese Frau doch hasse. Sie war uralt und ich hoffe jeden Tag dass sie im Schlaf eines schönen Morgens einfach nicht mehr aufwachen wird. Sie ist die Leiterin des Heimes in dem ich festsitze und wie es aussieht werde ich auch so schnell hier nicht rauskommen dafür wird sie schon gesorgt haben.

Nachdem ich Frühstück gemacht hatte und die anderen runterkamen und sich setzten nahm ich mir den Besen und begann zu wischen. Ich durfte beinahe nie Frühstücken. Unter anderem durch zahlreiche Vorfälle mit den anderen Kindern in diesem Drecksloch hier begründet. Meist bekam ich nur Abends etwas zu essen. Was man mir auch deutlich ansah ich war abgemagert bis auf die Knochen, hatte mich jedoch längst daran gewohnt manchmal lange Zeit nichts zu Essen zu bekommen.

Teodora Cassiopeia RiddleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt